Viola Amherd auf Instagram – muss das sein?
Auch Viola Amherd (61, Verteidigungsministerin) ist jetzt auf Instagram. Bundesräte auf Insta – was tun die da bloss? Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesrätin Viola Amherd ist neu ebenfalls auf Instagram.
- Kommt das gut? Sollte sie nicht besser… was immer die anderen Bundesräte so tun, tun?
- Oder hat sie, im Gegensatz zu anderen Politikern, das Zeug zum Influencer? Ein Kommentar.
Oh wow, da ist aber jemand auf einen Trend aufgesprungen: «Hallo Instagram!», verkündet viola.amherd.official, und winkt mit einem Wink-Emoji. Wie man das halt so macht auf Instagram, wenn man neu und doch schon 60plus ist. Aber immerhin «official», nicht fake, wie beim letzten Mal.
Politik entdeckt Social Media
Der Trend ist derweil weniger, dass das Fussvolk Insta nutzt und dass jetzt auch im Elfenbeinturm Bundeshaus bemerkt wurde. Sondern, dass Politikerinnen und Politiker die sozialen Medien im Allgemeinen und Instagram im Besonderen für sich entdeckt haben. Nur eine Handvoll Nationalräte ist (noch) völlig abstinent, die anderen setzen vor allem auf Facebook und rund drei Viertel auch auf Instagram.
Da kann der Bundesrat natürlich nicht abseitsstehen. Insta-König ist wenig überraschend Alain Berset, aber wenn Viola Amherd so weiter macht, braucht sie den Vergleich nicht zu scheuen. Für die Statistik zählen wir heute nur einen Post (die anderen Bilder sind schon älter), aber bis gestern 16 Uhr konnte sie schon knapp 700 Follower zählen.
Natürlich wird das nicht so rasant weitergehen, aber die Kollegen Rösti und Baume-Schneider liegen so bereits in Reichweite. Die beiden Bundesratsneulinge sind seit ihrer Wahl auf Instagram, wobei der Infrastrukturminister deutlich mehr Präsenz markiert als die Justizministerin. Rösti postet gar am meisten Beiträge pro Tag, SVP-Kollege Parmelin bringt es als Zweitplatzierter nur auf halb so viele.
Insta-Beliebtheit: Kann Amherd Berset schlagen?
Alain Berset hat natürlich den «Nachteil», dass er schon seit Mitte 2016 dabei ist und der Elan früherer Jahre vielleicht etwas verpufft. Immerhin hat er so aber auch 128'000 Follower gesammelt. Ignazio Cassis, der sogar drei Monate länger instagrämmelt, kommt nur auf 21’400, obwohl er fast gleich viel postet.
Das soll ihn nicht weiter betrüben; im Vergleich mit anderen Politikern kann es einen noch um einiges härter treffen. SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi bebildert unseren Alltag sogar noch fleissiger als sein ehemaliger Parteipräsident Albert Rösti. Bei den pro Tag dazugestossenen Followern sieht es bei ihm aber noch schlechter aus als bei Elisabeth Baume-Schneider, obwohl die sich ja grad mal gar nicht um Bebilderung kümmert.
Was macht denn die bloss den ganzen Tag? Doch nicht etwa dieses Asyl-Chaos aufräumen? Wahrscheinlich ist das in der Tat sehr anstrengend, denn ihre Vorgängerin – Karin Keller-Sutter – scheint sich immer noch nicht davon erholt zu haben. Sie hat nämlich als einzige immer noch keinen Instagram-Account.
Vielleicht könnte da aber gerad der oben angesprochene Thomas Aeschi helfen. Die Migration ist schliesslich sein Kernanliegen und er macht vor, wie man dort vorwärts macht. Seine Instagram-Galerie besteht zu einem grossen Teil nämlich nicht aus Fotos, sondern aus Schlagzeilen und Artikeln über Missstände in der Ausländerpolitik. Frau EBS: Sie wissen, was Sie zu tun haben.
Immerhin bewirtschaftet Aeschi nebst Instagram auch noch seine Accounts bei Facebook, X, LinkedIn und TikTok, dem neuen Steckenpferd der SVP. Er selbst ist allerdings offenbar anderer Meinung und findet, weniger sei mehr. Also sozusagen ein Fan der sozialmedial zurückhaltenden EBS. Noch besser war nur Karin Keller-Sutter, als sie noch Justizministerin war: keinen Insta-Account und darum auch kein Asyl-Chaos.
Am liebsten würde er wohl auch Chefpostern im Bundesrat ein TikTok-Video auf Facebook widmen: Hey Alain & Albert, ist das Posts-Posten jetzt echt eure Hauptsorge? Statt euch endlich mal um die EU-Verhandlungen, den F-35 oder die «Too-big-to-fail»-Strategie zu kümmern? Hauptsache etwas, wofür euer Departement nicht zuständig ist.