Viola Amherd überhäuft Nachfolger Martin Pfister mit Geschenken
Bei der offiziellen Schlüsselübergabe im VBS gab es viel Symbolik und noch mehr Geschenke.
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Das Wichtigste in Kürze
- Viola Amherd hat offiziell die Schlüssel zum VBS an Nachfolger Martin Pfister übergeben.
- Der traditionelle Austausch von Geschenken drohte zu überborden.
Sie haben Tradition: Die «Schlüsselübergaben» von abtretenden Mitgliedern des Bundesrats an ihre Nachfolger. Dazu gehört natürlich jeweils irgendein Schlüssel, wobei nie ganz klar ist, was dieser genau öffnet, hat man heutzutage doch Badges. Nicht fehlen dürfen auch kleine Präsentli – und diesbezüglich hat heute Viola Amherd gegenüber Martin Pfister neue Massstäbe gesetzt.
Üblicherweise schenkte man sich in vergangenen Jahren Dinge wie eine Topfpflanze und eine Leckerei. Oder setzte ein letztes politisches Ausrufezeichen, wie Simonetta Sommaruga, die Uvek-Nachfolger Albert Rösti ein Solarpanel vermachte. Die abtretende VBS-Vorsteherin Viola Amherd aber brauchte für ihre Geschenke gleich einen ganzen Gabentisch. Sie hatte aus jedem ihrer Ämter etwas mitgebracht.
Geschenke zum Abwinken
Vom Nachrichtendienst NDB erhielt Bundesrat Pfister eine Art Einmachglas. In dieses könne man sein Handy legen und es so während Geheimsitzungen abhörsicher machen, erläuterte Amherd.
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Geheim ging es gleich weiter: Vom Bundesamt für Cybersicherheit gab es eins jener Geschenke, die man immer gern erhält. Vor allem, wenn man als Neo-Bundesrat zu viel Zeit hat. Statt Passwörter hacken soll Martin Pfister ein Schloss knacken, mit den mitgeschenkten Dietrichen.

Vom Bundesamt für Sport überreichte die abtretende Sportministerin naheliegenderweise den offiziellen Ball der Frauen-EM. «Du freust dich ja auch schon auf die Matches und ich auch. Du kannst vielleicht dann ein wenig selber auch trainieren damit.» Ob Pfister sonst nicht an die Matches darf oder sich in Zukunft für die Nati empfehlen soll, blieb unklar.
Im VBS funktioniert alles sehr gut
Ein «Darstellung unseres Alarmierungssystem» soll das nächste Geschenk, ein kleines blaues Kästchen sein. Es kommt vom Babs, dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz. Die Sirenen hätten beim letzten Test ja «sehr gut funktioniert», betonte Amherd.
Aus dem 3D-Drucker stamme der «berühmte Hund» der Armasuisse. «Ein Roboter, der sehr gut funktioniert und alles kann», beteuerte Amherd. Pfisters Blick war eine Mischung aus Faszination und Sprachlosigkeit.

«Ich nehme an, du hast die Swisstopo-App», prüfte daraufhin Amherd ihren Nachfolger, denn die sei «top» und gewinne Preise. Den Namen hat sie allerdings nicht daher, sondern vom gleichnamigen Bundesamt für Landestopografie. Dieses vermachte dem neuen Chef Pfister aber eine analoge, personalisierte Karte für «Bern und Umgebung». Man kann ja nie wissen, mit diesen Apps.

Pfister wusste schon gar nicht mehr, wohin mit den Geschenken, und stapelte sie deshalb einfach retour auf den Gabentisch. Jetzt brauchte er freie Hände für das Geschenk des Staatssekretariats für Sicherheitspolitik, das aussah wie ein Altpapierbündel. Es sei aber Literatur über Sicherheitspolitik, zur Einarbeitung und «vielleicht spannend». Also entweder das oder doch lieber Schlösser knacken?
«Wie sagt man dem… Kiste!»
Praxisorientiert dann die Geschenke aus der Armee. Ein grosses, grünes, eckiges Ding – «wie sagt man dem», fragte Viola Amherd, bevor es ihr gleich wieder einfiel: «Kiste!» Die Kiste ist allerdings leer wie das Armeebudget am Jahresende.
Aber hier könne man die restlichen Geschenke und die Militär-Biscuit und -Schoggi einpacken. Die gab es nämlich noch dazu: «Die kulinarischen Highlights», meinte Amherd.

Die Armee setzte noch einen obendrauf und hatte auch noch Badges mit Pfisters Namen drauf erstellt. Und vom Kommando Cyber noch eine RFID-Karte, die im Portemonnaie Kreditkarten vor Datendiebstahl schützt. So viele Gadgets hat die Armee – kein Wunder, sind die Kisten leer.
Weil jetzt keine Bundesämter mehr übrig waren, gabs noch ein Geschenk von Viola Amherd persönlich: Den fast 500 Seiten starken norwegischen Krimi «Ein notwendiger Tod». Er lese doch am Abend gerne, meinte Amherd, doch «vielleicht ist ein Krimi nicht das Beste kurz vor dem Schlafen». Sonst bleibt der arme Bundesrat Pfister noch wach und beginnt, Literatur über Sicherheitspolitik zu lesen.
Bundesrat Pfister mach aus dem Staat Fruchtsalat
Bundesrat Pfisters Mitbringsel nahmen sich vergleichsweise bescheiden aus. Er erinnerte daran, dass Amherd gefragt wurde, ob sie Zuger Kirschen oder Walliser Aprikosen bevorzuge. Ihre Antwort sei «Fruchtsalat» gewesen, weshalb Pfister ihr nun ein Glas geschnittenes Obst bescherte.
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In der Mischung schmackhaft und bunt wie die Farben der politischen Positionen, erklärte Pfister. Auf den ersten Blick dürften die Grünen demnach Walliser Kiwis sein. Zuger Kirschen gab es dann doch noch, natürlich in flüssiger Form. Auch wenn man eigentlich nicht alkoholische Getränke verschenken sollte, gestand Pfister ein.
Doch in Zug sei der Kirsch kein alkoholisches Getränk, sondern eine «Lebensflasche». Ein Steilpass für faule Sprüche der Amherd-Kritiker? Keineswegs, einfach um in möglichst kleinen Schlucken zu trinken, wie der trinkfeste Pfister glaubhaft versicherte.
Und auch ein Buch vermachte Pfister Amherd noch: «Nicht Anfang und nicht Ende» des Tessiner Autors Plinio Martini. Offenbar geht es darin um das karge Leben im Maggiatal vor hundert Jahren. Und nicht um eine Mittepartei, die sich nicht ganz sicher ist. Oder Schlüsselübergaben, die kein Ende nehmen wollen.