Bundesrat

Werbe-Profi: «Sparkampagne redet am Volk vorbei»

Laura Del Favero
Laura Del Favero

Bern,

Der Bundesrat hat seine Energiesparkampagne lanciert. Die Idee sei gut, so ein Experte. Ob sie ihr Ziel jedoch erreichen wird, bezweifelt er.

Energiesparkampagne Bund
Bundesrätin Simonetta Sommaruga (M) lanciert an der Seite von Stefan Brupbacher, Direktor von Swissmem, Michael Frank, Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), Bundesrat Guy Parmelin, Roberto Schmidt, Präsident der Konferenz Kantonaler Energiedirektoren (EnDK), Monika Rühl, Vorsitzende Economiesuisse und Vizekanzler Andre Simonazzi, Bundesratssprecher (l-r), die Energiesparkampagne für den kommenden Winter. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine neue Kampagne des Bundes will die Schweiz zum Stromsparen aufrufen.
  • Statt hilfreichen Infos biete sie aber nur altbekannte Tipps, so ein Experte.
  • Er bezweifelt deshalb, dass die Kampagne ihr Ziel erreichen wird.

«Energie ist knapp. Verschwenden wir sie nicht.» Unter diesem Slogan startete gestern die nationale Energiesparkampagne des Bundes. Ihr Ziel: Bevölkerung und Wirtschaft mit einfachen Tipps zum Energiesparen zu bringen, um so die drohende Gas- und Strommangellage im Winter abzuwenden.

Felix Murbach
Felix Murbach, Marketingexperte für Marketing, Konzeption & Strategie. - murba.ch

Geglückt ist diese Botschaft allerdings nicht wirklich, so die Einschätzungen des Marketing-Experten Felix Murbach. «Grundsätzlich finde ich es sehr gut, dass auf die Energieverknappung hingewiesen wird.» Aber: «Das Ganze wirkt etwas flau, ohne Überzeugung und irgendwie unstimmig.»

Spricht Sie die Energiesparkampagne des Bundes an?

Unstimmig deshalb, weil es eigentlich eine Informationskampagne sein sollte. Doch wirklich Auskunft über die drohende Mangellage gebe die Kampagne nicht, konkretisiert Murbach. Stattdessen erinnere sie eher an eine Anleitung, die vielerlei altbekannte Massnahmen zur Stromreduktion beinhalte. Gemeint sind Tipps wie «Heizung runterdrehen», «Lichter löschen» oder «Geräte richtig abschalten».

Ebenfalls unstimmig seien die unterschiedlichen Internetseiten mit separaten URLs. «Um zum gewünschten Thema zu gelangen, braucht es sehr viele Klicks», erklärt Murbach. «Wirklich benutzerfreundlich ist das nicht, eher statisch.»

Etwas verfehlt sei die Kampagne auch deshalb, weil sie keinen eindeutigen Wiedererkennungswert habe. «Warum stehen die Verantwortlichen Simonetta Sommaruga und Guy Parmelin nicht mit ihren Gesichtern hin?», fragt sich Murbach. «Und warum kommen nicht Energie-Experten zu Wort?»

Kampagne hat ihr Ziel verfehlt

All das würde viel mehr Emotionen, vor allem jedoch mehr Vertrauen schaffen. Und nicht etwa eine Pizza als Wärmebild. Murbach findet deshalb, dass die Energiesparkampagne «etwas an der Bevölkerung vorbeiredet und die eigentliche ‹Pain Points› zu wenig thematisiert». Und damit auch ihr eigentliches Ziel verfehlt.

Ganz dieser Meinung sind allerdings nicht alle. Denn auch andere Schweizer Zeitungen haben mit Experten über die Kampagne gesprochen. Das Ergebnis: lobende Worte. Ob die Kampagne aber auch wirklich funktionieren wird, davon sind auch sie nicht ganz überzeugt.

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