Alice Weidel

Alice Weidel: Stammt «Rückreiseticket» für sie von Deutschen?

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Schwyz,

Die AfD-Chefin sei in der Schweiz unerwünscht, schreibt ein anonymes Bündnis in einem offenen Brief. Die Aktion lehnt sich an den AfD-Wahlkampf an.

Alice Weidel AfD
Alice Weidel, Bundesvorsitzende und Kanzlerkandidatin der AfD, fotografiert am 13. Februar 2025 in Berlin. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Schweizer Briefkästen landen «Rückreisetickets» für AfD-Chefin Alice Weidel.
  • In einem offenen Brief heisst es, sie sei in der Schweiz eine unerwünschte «Gefährderin».
  • Die Urheber des Flyers sind nicht bekannt – sind es etwa Deutsche?

Als die AfD vor einem Monat optisch an Flugtickets erinnernde Flyer verteilte, war die Empörung gross. Die Polizei ermittelte gar wegen Volksverhetzung.

Auf den «Abschiebetickets» war das Abflugdatum der 23. Februar, der Tag der Bundestagswahl, aufgedruckt. Der Flug sollte von «Deutschland» nach «sicheres Herkunftsland» gehen.

Abschiebeticket Rückreiseticket Alice Weidel
Original (unten) und Nachahmung: Das «Abschiebeticket» der AfD landet nun in abgewandelter Form und auf AfD-Chefin Alice Weidel gemünzt in Schweizer Briefkästen. - Reddit/@Chance_Bobcat_4059 / X/@Elke_Austenat

Nun hat AfD-Chefin Alice Weidel selbst ein fingiertes Flugticket erhalten, inklusive Begleitbrief. Beides landet offenbar rund um ihren Wohnort Einsiedeln SZ in Briefkästen. Statt Abschiebe- ist es zwar ein «Rückreiseticket». Aber abgesehen davon ist klar, bei wem hier abgekupfert wurde.

Empörung um «Rückreiseticket» für Alice Weidel

Im offenen Brief wird Weidel die Ausreise nahegelegt, weil sie «staatsgefährdend» und «hetzerisch» sei. Das passe nicht zur Schweiz. Auch wenn man sich freue, dass sie sich mit ihrer multikulturellen Regenbogenfamilie für die Schweiz entschieden habe.

Brief Alice Weidel
Ein offener Brief an Alice Weidel, unterzeichnet vom «Schweizer Bündnis für direkte Demokratie», fordert die AfD-Chefin zur Ausreise auf. - X/@RetoBKeller

«Geschmacklose Post», findet dies der Schwyzer FDP-Kantonsrat Reto Keller. Etwas Mühe haben auch andere der online Kommentierenden. Aber eher mit der Interpretation, um was es den Urheberinnen und Urhebern hier eigentlich geht. Denn als Passagiername steht lediglich «Gefährderin der Demokratie» auf dem Ticket – nichts von Alice Weidel.

Ein Ticket voller Nazi-Codes

Einigen, die nur das Ticket aber nicht den Brief gesehen haben, ist auch nicht auf Anhieb klar: Wird hier nun für oder gegen die AfD Kampagne gemacht? Doch allein schon, dass die «Gefährderin» gegendert ist, sei doch Hinweis genug, finden andere. Abgesehen von vielen anderen besonders kreativen Elementen auf dem Ticket.

So heisst das Gate «WTF» – beim AfD-Ticket hiess es noch «AFD». Die Flugnummer ist «AW88», was wohl für «Alice Weidel» und den Neonazi-Code «88» für «Heil Hitler» stehen soll. Der Nazi-Diktator taucht auch bei der Einstiegszeit wieder auf, die mit 19:33 das Jahr seiner Machtergreifung nennt.

Der Sitzplatz ist «C18», wie die Neonazi-Organisation «Combat 18». Wobei mit «1» und «8» natürlich wieder die Buchstaben «A» und «H» gemeint sind. Die Fluggesellschaft heisst «Ari-Air», wie «Arier». Der Einstieg ist «rechts» und die Bordküche empfiehlt «Schweinebraten mit brauner Sauce» – haha, braun.

Führt die Spur nach Deutschland?

Definitiv nicht politisch korrekt ist die Weltkarte im Hintergrund des Fake-Flugbilletts. Reddit-Usern ist aufgefallen, dass Neuseeland und Grossbritannien vergessen gegangen sind.

Auch weitere Inseln und Halbinseln fehlen: Island, die halbe Karibik, Sri Lanka, die Mittelmeerinseln, Hawaii, Spitzbergen, Dänemark, Malaysia, halb Indonesien und die Philippinen. Dafür ist der Panamakanal etwas gar gross geraten. Das dürfte im Gegensatz zu anderen Elementen des Tickets aber nicht eine Anspielung sein.

Zumindest mit Weltkarten kennt sich die AfD offenbar besser aus. Ein leicht peinlicher Schreibfehler hat sich auch noch eingeschlichen: Steht da doch «Board-» und nicht «Bordküche». Bleibt zu hoffen, dass da niemand ein Brett vor dem Kopf hatte.

Findest du die AfD gefährlich?

Weitere typografische Anomalien geben zur Spekulation Anlass, wonach der Ursprung der Aktion in Deutschland zu suchen sei. Denn nach der Anrede im Brief hat es ein Komma – sooo unschweizerisch. Und hierzulande würde es ja «Schweins-» und nicht «Schweinebraten» heissen.

Die üblichen Verdächtigen im Inland bestätigen zumindest, dass sie es nicht waren: «Die Juso hat nichts mit dem Brief zu tun», sagt Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann auf Anfrage. Die Operation Libero weiss «leider» nicht, wer hinter dem «Schweizer Bündnis für direkte Demokratie» steht, das den Brief unterzeichnet hat.

Rückreiseticket und Brief: Potenziell illegal

Die Verfasser dieses «Flug-Blatts» bewegen sich rechtlich auf dünnem Eis: Die Nazi-Codes sollen nach dem Willen des Bundesrats demnächst verboten werden. Der Berner Rechtsanwalt Michael Steiner meint deshalb auf «X», er befürchte, dass hier jemand genau wisse, was er mache.

offener Brief Alice Weidel
Die Verfasser des offenen Briefs an Alice Weidel könnten sich strafbar gemacht haben, weil sie das Logo der Eidgenossenschaft unerlaubterweise verwendet haben. - X/@RetoBKeller

Definitiv verboten ist hingegen die Verwendung des Schweizer Wappens im Briefkopf. Das darf nur die Eidgenossenschaft. Sogar die Hockey-Nati brauchte dazu eine mühsam erstrittene Ausnahmebewilligung. Und was die Nati eigentlich nicht darf, dürfen Anti-Nazis schon gar nicht.

Kommentare

User #6223 (nicht angemeldet)

Frau Weidel ist meiner Meinung nach in der Schweiz herzlich willkommen. Könnte mir einen Tausch mit Deutschland vorstellen. Frau Weidel gegen SRF?

User #5660 (nicht angemeldet)

Frau A. Weidel ist eine tolle Frau, wir haben leider sehr viele Neider hier denn sie ist eben sehr hübsch und intelligent noch dazu, das passt unseren Büenzlis nicht!

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