Ankara: Fünf türkische Soldaten bei syrischen Angriffen in Idlib getötet
Bei einem Angriff der syrischen Armee in der umkämpften nordwestsyrischen Region Idlib sind nach Angaben aus Ankara fünf türkische Soldaten getötet worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Fast 700.000 Menschen auf der Flucht vor Gewalt im Nordwesten Syriens.
Fünf weitere Türken seien durch den Artilleriebeschuss auf türkische Stellungen verletzt worden, gab das türkische Verteidigungsministerium am Montag bekannt. Die türkischen Truppen hätten zurückgeschossen. Nach UN-Angaben treibt die militärische Eskalation in Nordsyrien immer mehr Menschen in die Flucht. Fast 700.000 Menschen flüchteten demnach seit Dezember aus der letzten Rebellenhochburg Syriens.
Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden türkische Soldaten auf der Luftwaffenbasis Taftanas nördlich der Stadt Sarakeb getroffen. Zahlen zu den Opfern nannte die in Grossbritannien ansässige Organisation, die sich auf ein Netz von Informanten in Syrien stützt, nicht.
Der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Fahrettin Altun, schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, die türkische Armee habe Vergeltung geübt, um «alle feindlichen Ziele zu zerstören und unsere gefallenen Soldaten zu rächen». Mit Blick auf Syriens Machthaber Baschar al-Assad fügte er hinzu: «Der Kriegsverbrecher, der den heutigen abscheulichen Angriff angeordnet hat, hat die ganze internationale Gemeinschaft angegriffen, nicht nur die Türkei.»
Vergangene Woche hatte ein syrischer Beschuss türkischer Stellungen in Nordwestsyrien zu einer Eskalation zwischen den beiden Seiten geführt. Acht Türken waren durch die syrischen Angriffe getötet worden. Die Regierung in Ankara hatte im Falle eines erneuten Angriffes mit harter Vergeltung gedroht.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle erhöhte sich zudem die Zahl der in den vergangenen 24 Stunden durch syrische und russische Luftangriffe getöteten Zivilisten auf 29. Unter ihnen seien sechs Kinder, teilte die Beobachtungsstelle mit. Sie seien bei von Russland unterstützten Angriffen der syrischen Armee auf das Dorf Abin Semaan in der Provinz Aleppo getötet worden. Zunächst war von insgesamt fünf zivilen Todesopfern die Rede gewesen.
Angesichts der Gewalt flohen unzählige Familien aus dem Nordwesten Syriens Richtung Norden. «Die Zahl der Menschen, die durch diese Krise vertrieben werden, gerät jetzt ausser Kontrolle», sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Hilfe (Ocha), der Nachrichtenagentur AFP. 689.000 Menschen seien in den vergangenen Wochen vor der Gewalt in Idlib und Aleppo geflohen.
Seit Dezember gehen die syrischen Regierungstruppen mit Unterstützung Moskaus militärisch verstärkt gegen die überwiegend islamistischen und dschihadistischen Milizen in der Provinz Idlib vor. Syriens Machthaber Assad ist entschlossen, das Gebiet wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Die benachbarte Türkei, welche die Assad-Gegner unterstützt, hält dort mehrere Beobachtungsposten. Idlib ist die letzte Hochburg islamistischer Kämpfer in Syrien.
Die Türkei und Russland hatten im September 2018 ein Abkommen geschlossen, um in Idlib eine grossangelegte syrische Offensive gegen die Milizen zu verhindern. Für die Region mit rund drei Millionen Einwohnern wurden seither diverse Waffenruhen vereinbart, zuletzt zu Jahresbeginn. Alle Feuerpausen wurden jedoch kurz nach ihrem Inkrafttreten gebrochen. Auch die zwölf Beobachtungsposten der türkischen Armee in Idlib sind Teil des Abkommens mit Moskau.
Seit Samstag hält sich eine russische Delegation zu Gesprächen über die Situation in Idlib in Ankara auf. Für Montag wurde die Fortsetzung der Gespräche erwartet.