Berichte über Putschversuch im Sudan: Internet und Telefone blockiert
Am frühen Morgen soll es Berichten zufolge im Sudan zu einem Putschversuch gekommen sein. Nach Angaben wurden Internet und Telefon blockiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Medienberichten gab es am frühen Morgen im Sudan einen Putschversuch.
- Soldaten haben mehrere führende Mitglieder der Regierung festgenommen.
- Überall sind das Internet und das Telefon blockiert worden, berichtet die Firma Netblocks.
Im ostafrikanischen Sudan soll es nach Medienberichten am frühen Montagmorgen einen Putschversuch gegeben haben. Nach wochenlangen Spannungen zwischen dem Militär und der zivilen Übergangsregierung haben im Sudan Soldaten mehrere führende Regierungsmitglieder festgenommen.
«Nachdem er sich geweigert hatte, den Putsch zu unterstützen, wurde Premierminister Abdalla Hamdok von einer Armeeeinheit festgenommen. Er wurde an einen unbekannten Ort gebracht», erklärte das Ministerium.
Nach Angaben der britischen Organisation Netblocks sind das Internet, das Mobilfunknetz und Teile des Festnetzes gestört. Das Staatsfernsehen begann mit der Ausstrahlung patriotischer Lieder. Der Gewerkschaftsdachverband Association of Professionals rief auf Twitter angesichts eines «Staatsstreichs» auf, «heftigen Widerstand» zu leisten.
Verstoss gegen die Verfassungserklärung
Die sudanesische Organisation Sudanese Professionals Association rief auf Facebook zum Widerstand auf. Nach Angaben eines Augenzeugen war es am Morgen im Wohnviertel Riad ruhig. Allerdings habe der Himmel sich schwarz verfärbt, sagte der Augenzeuge; nach Berichten sollen Demonstranten Reifen verbrennen.
Washington zeigte sich alarmiert über die Ereignisse. «Die USA sind zutiefst beunruhigt über Berichte über eine militärische Übernahme der Übergangsregierung.» Dies erklärte der US-Sonderbeauftragte für das Horn von Afrika, Jeffrey Feltman, auf Twitter. «Dies würde gegen die Verfassungserklärung und die demokratischen Bestrebungen des sudanesischen Volkes verstossen».
Die Verfassungserklärung regelt des Landes zu einer Zivilregierung. Die Übergangsregierung befand sich bereits zuvor in einer solchen Situation. Hamdok bezeichnete diese als «schwerste und gefährlichste Krise» seit dem Sturz des autoritären Langzeit-Machthabers Omar al-Baschir im April 2019.
Massive Vertrauensverluste in die Übergangsregierung
In den vergangenen Monaten hatte die amtierende Übergangsregierung eine Reihe von Wirtschaftsreformen auf den Weg gebracht. Um sich für einen Schuldenerlass des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu qualifizieren. Im Zuge der Reformen wurden unter anderem die staatlichen Subventionen für Treibstoff gekürzt. Auch andere Massnahmen führten zu massiven Vertrauensverlusten in die Übergangsregierung.
Im Osten des Landes gibt es seit Wochen Proteste. Seit September blockieren Demonstranten den Warenhandel im Seehafen Port Sudan. Unterstützer der Regierung beschuldigten Sympathisanten des Ex-Machthabers al-Baschir, die Proteste in Khartum orchestriert zu haben. Ende September hatte die Regierung in Khartum nach eigenen Angaben einen Putsch von Unterstützern al-Baschirs vereitelt.