Briten-Politiker lässt Wahlprogramm von KI erstellen
Andrew Gray kandidiert bei den britischen Parlamentswahlen. Weil er hinter keinem Wahlprogramm stehen kann, erstellt der Jurist selbst eines – mithilfe von KI.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Jurist Andrew Gray kandidiert für die britischen Parlamentswahlen.
- Sein Wahlprogramm liess er von einer künstlichen Intelligenz erstellen.
- KI-Technologie sei zwar fehlerhaft, aber besser als das derzeitige System.
Andrew Gray will den Wahlkreis Selby und Ainsty in New Yorkshire mit 77'000 Einwohnenden im britischen Parlament vertreten. Nach ausgiebiger Prüfung von Wahlprogrammen verschiedener Parteien kommt er zum Schluss: Bei keinem kann er richtig dahinter stehen.
Deshalb erstellt der gelernte Jurist selbst eines – und zwar mit künstlicher Intelligenz (KI). «Keine Partei vertritt mich», sagt Gray gegenüber der US-Tageszeitung ‹Politico›. «Die KI-Technologie ist zwar fehlerhaft, aber sie ist besser als das derzeitige System.»
Seine Kampagne – und laut eigenen Angaben auch sein Abstimmungsverhalten im Falle seiner Wahl – basiert auf dem Open-Source-Tool Polis. Dabei handelt es sich Gray zufolge um ein verbessertes Instrument für Meinungsforschung. Bei seiner Umfrage seien rund 7500 Stimmen abgegeben worden.
Die tatsächliche Anzahl Teilnehmender dürfte allerdings weit darunter liegen. Er gehe davon aus, dass gewisse Personen mehrmals für eine Frage abgestimmt hätten. Wie aussagekräftig die Angaben wirklich sind, ist offen.
Ein Zeichen setzen
Trotzdem zeigt sich Gray überzeugt von seinem KI-Wahlprogramm: «Wir können mit unseren Wählern auf eine völlig neue Art interagieren», so der Kandidat. Dadurch könnten die Anliegen der Wählerinnen und Wähler schneller herausgefunden werden.
Konkret gehören nun die Verstaatlichung der «gescheiterten Bank of England», eine engere Anbindung an die EU und die gleichzeitige Lockerung der Beziehungen zu den USA zu seinen Wahlversprechen. Zudem wird eine radikale Reorganisation des Gesundheitswesens und – ironischerweise – eine stärkere Regulierung von künstlicher Intelligenz gefordert.
Dass er sich damit gegen 13 Kandidierende durchsetzen wird, gilt als unwahrscheinlich. Dennoch glaubt Gray, dass er damit ein Zeichen setzt.
«Wenn ich Erster, Zweiter oder Dritter werde, ist jeder Abgeordnete im Land diesem Guerilla-Angriff schutzlos ausgeliefert», sagt er. «Und entweder werden sie platt gemacht werden oder sie müssen anfangen, auf dieselbe Weise zu handeln.»