FDP setzt für Wahlplakate auf Künstliche Intelligenz
Heute hat die FDP ihre neuen Wahlplakate vorgestellt. Bei der Erstellung der Sujets setzen die Freisinnigen auf Künstliche Intelligenz.
Das Wichtigste in Kürze
- Unter dem Titel «Wir machen die Schweiz stark» lanciert die FDP ihre neue Plakatkampagne.
- Eins der Plakate sticht ins Auge: Aktivisten sitzen vor einer Blechlawine auf der Strasse.
- «Anpacken statt ankleben!» lautet der Slogan zum Plakat – das Bild wurde mit KI erstellt.
- Die FDP sei offen gegenüber neuen Technologien, erklärt der zuständige Wahlkampfleiter.
Der Wahlkampf ist in vollem Gange: Die FDP lanciert ihre neue Plakatkampagne für die Gesamterneuerungswahlen im Oktober. Unter der Parole «Wir machen die Schweiz stark» mobilisieren die Freisinnigen ihre Wählerschaft ab heute mit vier neuen Sujets.
Dabei sticht insbesondere eines der Plakate ins Auge: Hübsch drapiert erblickt der aufmerksame Beobachter ein zeitgenössisches Stillleben aus dem Alltag eines Schweizer Stadtmenschen.
Vor einer langen Blechlawine – inklusive Krankenauto mit Blaulicht in der sprichwörtlichen Poleposition – sitzen fünf Klimakleber auf der Strasse. Darunter in weisser Schrift auf freisinnig-blauem Grund der zugkräftige Slogan: «Anpacken statt ankleben!»
Dem Klimawandel mit Innovation begegnen
Dem Klimawandel solle mit Innovation begegnet werden, so die plakatierte Devise der FDP. Das Sujet wurde – wie die anderen drei FDP-Plakate – von einer Agentur erstellt und stelle keineswegs ein Novum dar: Auf Anfrage von Nau.ch erklärt FDP-Wahlkampfleiter Adrian Michel, dass man ein ähnliches Sujet bereits vor Ostern benutzt hatte.
Damals hatten die Freisinnigen noch ein authentisches Pressefoto von «Renovate Switzerland» verwendet. Für die nationale Plakatkampagne musste allerdings ein neues Bild her: Die Qualität der Pressefotos der Klimaaktivisten habe nicht ausgereicht, um dieselben auf Plakatgrösse zu strecken.
Überdies gibt Michel zu bedenken, dass die Freisinnigen die Persönlichkeitsrechte der jungen Frau schützen wollten: «In ihrem jungen Alter ist sie sich der Tragweite dieses Pressefotos wohl kaum bewusst», erklärt der Wahlkampfleiter.
Deshalb habe man entschieden, aus dem Sujet mittels Künstlicher Intelligenz ein ähnliches Foto erstellen zu lassen, das keine Gesichter zeigt. Die zentrale Botschaft habe auch in einem künstlichen Bild Bestand. Michel erklärt, dass die Partei die Aktion und insbesondere die Haltung der Aktivisten in den Vordergrund stellen wollte: «Sitzen und stören statt anpacken und etwas bewirken.»
Für die SVP hagelte es Kritik
Bereits im Abstimmungskampf um das Klima- und Innovationsgesetz hatte Künstliche Intelligenz Einzug gehalten: Damals sah sich die SVP heftiger Kritik gegenüber, nachdem sie zweifelhafte KI-Bilder verwendet hatte, um gegen die Vorlage zu werben.
Umwelt für linksgrüne Ideologien opfern? – Nein zum Stromfressergesetz/KIG am 18. Juni!
— SVP Kanton Zürich (@svpzh) June 2, 2023
Der grüne Zürcher Baudirektor Martin Neukomm möchte den windarmen Kanton Zürich mit 120 (!) schweren Windkraftanlagen zubetonieren. Ein Windrad wiegt etwa 1500 Tonnen und ist 230 Meter hoch.… pic.twitter.com/p35M2vS5Yv
Eines der Fotos zeigte zwei Brückenpfeiler, die als im Bau befindliche Windräder verkauft wurden. Überdies vermittelten die Gebäude und Fahrzeuge einen Eindruck, als stammten sie «aus einem Salvador-Dalí-Gemälde», wie der «Tagesanzeiger» seinerzeit bemerkte.
FDP betont verantwortungsvollen Umgang
Auf die Kritik am Vorgehen der SVP angesprochen, erklärt Kampagnenleiter Michel: «Wir haben keine Angst davor, dass die Kampagne nach hinten losgeht.» Die FDP sei offen gegenüber neuen Technologien und probiere folglich auch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz immer wieder aus.
«Wichtig ist der verantwortungsvolle Umgang mit diesem Instrument. Deshalb deklarieren wir offen, wenn Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt», so Michel. So würde die FDP das Instrument beispielsweise niemals benutzen, um eine Deepfake-Kampagne zu führen: Also einen Widersacher explizit schlecht dastehen zu lassen oder mit Aussagen in Verbindung zu bringen, die derselbe niemals gemacht hatte.
Ehrenkodex für alle Beteiligten?
Dass Brückenpfeiler als Windräder verkauft werden, dürfte mit dieser verantwortungsvollen Herangehensweise auch künftig verhindert werden. Ob dieser «Ehrenkodex» auch bei militanten Klima-Aktivsten vollumfänglich zur Anwendung kommt, bleibt allerdings offen: Bisher hat «Renovate Switzerland» mit ihren Strassenblockaden nämlich keine Ambulanzen aufgehalten – dieser tragische Zwischenfall ereignete sich in Berlin.
Ob mit der Anfertigung des Bildes die Persönlichkeitsrechte der Aktivistin geschützt werden sollten, sei dahingestellt. Fest steht hingegen, dass die KI-Bilder einen dramatischeren Eindruck der Aktivisten-Blockaden vermitteln, als die geschickt kuratierten Pressefotos der Organisation. Mit anderen Worten: Handelsübliche Wahlplakate.