China kritisiert die Verleihung des Sacharow-Preises
Jährlich wird der nach Friedensnobelpreisträger Andrei Dmitrijewitsch Sacharow benannte Sacharow-Preis verliehen. Dieses Jahr kritisiert China die Verleihung.
Das Wichtigste in Kürze
- Der diesjährige Sacharow-Preis geht an den inhaftierten Uiguren Ilham Tohti
- Eine Aussenamtssprecherin Chinas bezeichnet Tohti als «Terroristen».
Der inhaftierte frühere Wirtschaftsprofessor Ilham Tohti sei ein «Terrorist», sagte eine Sprecherin des Aussenministeriums in Peking am Freitag. Das EU-Parlament hatte bei der Bekanntgabe der Auszeichnung für Tohti am Donnerstag dessen Freilassung gefordert.
Die Preisvergabe sei «problematisch», sagte die Aussenamtssprecherin Hua Chunying. «Ich hoffe, dass Europa die internen Angelegenheiten Chinas respektieren kann und damit aufhört, einen Terroristen zu feiern», sagte sie weiter.
Sie wisse nicht, worum genau es sich beim Sacharow-Preis handele, «welche Bedeutung, welchen Wert oder Einfluss» er habe, sagte Hua. Tohti sei aber ein «Krimineller», der von chinesischen Gerichten verurteilt worden sei. Der Scharow-Preis wurde nach dem sowjetischen Friedensnobelpreisträger Andrei Dmitrijewitsch Sacharow benannt.
Der bekannte Regierungskritiker Tohti, wurde 2014 wegen des Vorwurfs des «Separatismus» zu lebenslanger Haft verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, sich gegenüber seinen Studenten positiv über gewaltbereite uigurische Aktivisten geäussert und sie zur Auflehnung angestachelt zu haben. Der Prozess gegen ihn zog damals scharfe Kritik ausländischer Regierungen und Menschenrechtler auf sich.
«Andrei Dmitrijewitsch Sacharow - Preisträger» wurde am Donnerstag verkündet
Vor seiner Festnahme betrieb Tohti die Website UighurOnline, die sich in uigurischer und chinesischer Sprache mit sozialen Themen befasste. Nach seiner Verhaftung wurde sie stillgelegt.
Bei der Bekanntgabe des Sacharow-Preisträgers am Donnerstag hatte EU-Parlamentspräsident David Sassoli Tohtis «sofortige Freilassung durch die chinesischen Behörden» gefordert. Er würdigte auch Tohtis Einsatz für eine «Verbesserung des Verständnisses» zwischen der muslimischen Minderheit der Uiguren und den Han-Chinesen.