Nach dem Rücktritt des britischen Premierministers Boris Johnson als Parteivorsitzender der konservativen Tories hat der erste Kandidat für eine Nachfolge seinen Hut in den Ring geworfen.
Tom Tugendhat im Jahr 2019
Tom Tugendhat im Jahr 2019 - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Abgeordneter Tom Tugendhat will neuer Parteichef der Tories werden.
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Der bekannte Tory-Abgeordnete Tom Tugendhat kündigte am Donnerstagabend in der Zeitung «Daily Telegraph» an, sich auf die Nachfolge Johnsons zu bewerben. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des britischen Unterhauses erklärte, er wolle eine «breite Koalition» für einen «Neustart» schmieden.

«Ich habe schon gedient - in den Streitkräften und jetzt im Parlament», schrieb der 49-jährige ehemalige Armeeoffizier. Nun wolle er seinem Land als Premierminister dienen.

Angesichts einer beispiellosen parteiinternen Revolte hatte Johnson am Donnerstag seinen Rücktritt als Chef der Tories angekündigt. Damit ist auch sein Ende als Regierungschef besiegelt, er will aber bis zur Wahl eines Nachfolgers vorerst im Amt bleiben. Die Wahl des neuen Vorsitzenden wird in den kommenden Monaten stattfinden, der Zeitplan soll kommende Woche vorgelegt werden. Auf dem Parteitag der Tories Anfang Oktober soll Johnson offiziell als Parteichef abgelöst werden.

Tugendhat hatte schon vor Johnsons Rücktritt durchblicken lassen, dass er sich um die Nachfolge des Partei- und Regierungschefs bewerben würde. Profiliert hat der Abgeordnete und Ausschussvorsitzende sich unter anderem mit einer harten Haltung gegenüber China und mit Kritik am Truppenabzug aus Afghanistan. Parteiintern steht ihm das Lager der Johnson-Anhänger jedoch kritisch gegenüber.

Neben Tugendhat dürfte es eine Reihe weiterer Kandidaten geben. Erwartet wird unter anderem, dass sich der am Dienstag zurückgetretene Gesundheitsminister Sajid Javid und Verkehrsminister Grant Shapps um Johnsons Nachfolge bewerben. Als mögliche Kandidatinnen oder Kandidaten gelten auch Aussenministerin Liz Truss, der wie Javid am Dienstag zurückgetretene Finanzminister Rishi Sunak sowie der frühere Aussenminister Jeremy Hunt.

Johnson und seine Regierung waren in den vergangenen Monaten durch eine ganze Reihe von Skandalen massiv in die Kritik geraten. Neben einer Spendenaffäre wogen Skandale um Partys am Regierungssitz während des Corona-Lockdowns sowie um sexuelle Übergriffe von hochrangigen Tory-Vertretern besonders schwer.

Seit Dienstagabend waren aus Protest gegen Johnson fast 60 Minister und andere Regierungsvertreter zurückgetreten. Seitdem häuften sich die Rücktrittsforderungen an den Premier auch aus der eigenen Partei und von Kabinettsmitgliedern.

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