Israelische Soldaten doch nicht in Gazastreifen vorgedrungen
Israels Armee sorgt für Verwirrung: Offenbar sind doch keine Soldaten in Gaza eingerückt. Die Bodentruppen führen aber Angriffe an der Grenze durch.
Das Wichtigste in Kürze
- Die israelische Armee meldete in der Nacht auf Freitag ein Vordringen in den Gazastreifen.
- Die Meldung wurde später zurückgezogen - im Gazastreifen seien «keine Soldaten».
- Die Luft- und Bodentruppen führen aber Angriffe auf Ziele im Gazastreifen durch.
Israelische Soldaten sind nach Angaben der Armee doch nicht in den Gazastreifen vorgedrungen. Im Gazastreifen seien «keine Soldaten», teilte die Armee in der Nacht zum Freitag mit. Ein Armeesprecher erläuterte die Klarstellung und sagte entsprechende vorherige Angaben seien auf ein internes Kommunikationsproblem zurückzuführen.
Die «Times of Israel» verbreitete die Klarstellung im Wortlaut: «Derzeit befinden sich keine israelischen Bodentruppen im Gazastreifen. Die Luft- und Bodentruppen führen Angriffe auf Ziele im Gazastreifen durch.»
Zuvor hatte die israelische Armee eine kurze Mitteilung an Medien versandt, in der stand, israelische Soldaten seien «im» Gazastreifen. Armee-Sprecher Jonathan Conricus bestätigte die Angabe der Nachrichtenagentur AFP, räumte nun aber einen Irrtum ein. Ein Tweet von Israels Armee lautete: «Luft- und Bodentruppen greifen gegenwärtig im Gazastreifen an.»
Artillergefechte zwischen Israelis und Palästinensern
Das israelische Fernsehen berichtete in der Nacht auf Freitag von massiven Angriffen der Luftwaffe sowie der Artillerie und Panzertruppen auf den Küstenstreifen. Die Rede war vom «heftigsten und breitesten» Angriff im Gazastreifen seit Beginn der Eskalation am Montag. Über der dicht besiedelten Stadt Gaza stiegen Feuerbälle auf, wie AFP-Reporter berichteten.
Aus dem Gazastreifen wurden zudem erneut Dutzende Raketen auf die südisraelischen Küstenstädte Aschdod und Aschkelon sowie in die Umgebung des Ben-Gurion-Flughafens von Tel Aviv abgefeuert.
Zudem seien aus dem Süden des Nachbarlandes Libanon drei Raketen auf Israel abgefeuert worden, teilte die israelische Armee mit. Eine Quelle aus dem Umfeld der Hisbollah versicherte, die schiitische Miliz habe nichts damit zu tun. Aus libanesischen Militärkreisen hiess es, die Geschosse seien unweit eines palästinensischen Flüchtlingslagers abgeschossen worden.
Israels Armeesprecher: «Bodenoffensive ist ein Szenario»
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte zu den Angriffen: «Ich habe gesagt, dass Hamas einen sehr hohen Preis zahlen wird.» Man werde die Angriffe «mit grosser Intensität fortsetzen», sagte er in einer Videobotschaft. «Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen und diese Operation wird so lange wie nötig weitergehen.»
Die Armee rief Israelis in den Grenzorten, die bis zu vier Kilometer entfernt vom Gazastreifen leben, dazu auf, sich bis auf Weiteres in Schutzräume zu begeben. Verteidigungsminister Benny Gantz hatte zuvor angesichts der Eskalation die Mobilisierung von weiteren 9000 Reservisten genehmigt. Vor zwei Tagen hatte die Armee bereits 5000 Reservisten mobilisiert.
Auch wenn sich die Meldung des Einrückens am späten Donnerstag als falsch entpuppte, zeigen diese Handlungen, dass sich Israel auf eine mögliche Invasion vorbereitet. Das berichten auch die israelischen Medien, die erwähnen, dass bereits zusätzliche Truppen an die Grenze verlegt wurden. Dazu hatte Armeesprecher Jonathan Conricus erklärt, eine Bodenoffensive sei «ein Szenario».
109 Tote im Gazastreifen
Ein Sprecher des militärischen Hamas-Arms sagte, eine israelische Bodenoffensive wäre «eine Gelegenheit, weitere tote Soldaten und Gefangene des Feindes in unseren Besitz zu bringen». Man sei bereit, «dem Feind mit Gottes Hilfe eine harte Lektion zu erteilen».
Seit Montagabend wurden aus dem von der radikalislamischen Hamas regierten Gazastreifen rund 1750 Raketen auf Israel abgefeuert, die israelische Armee bombardierte ihrerseits rund 1000 Ziele der militanten Palästinenser im Gazastreifen.
Im Gazastreifen starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums 109 Menschen seit der Eskalation der Gewalt. In Israel wurden nach offiziellen Angaben bislang acht Menschen bei Raketenangriffen getötet. Die Eskalation löste international Befürchtungen eines erneuten Krieges im Nahen Osten aus.