Italien: Freispruch für Berlusconi wegen Zeugenbestechung
Erfolglos versuchten Gerichte nachzuweisen, dass Italiens Ex-Ministerpräsident den Zeugen seiner «Bunga Bunga»-Partys Schweigegeld zahlte.
Das Wichtigste in Kürze
- Silvio Berlusconi wurde vom Vorwurf der Zeugenbestechung freigesprochen.
- Das entschied ein Gericht in Mailand am Mittwoch.
- Im Zentrum der Affäre stehen seine mutmasslichen Sexpartys.
Der frühere italienische Ministerpräsident und Medienmogul Silvio Berlusconi ist vom Vorwurf der Zeugenbestechung freigesprochen worden. Ein Gericht in Mailand kam am Mittwoch zu dem Schluss, der 86-jährige heutige Senator habe keine Zeugen bestochen, damit sie die Unwahrheit über Berlusconis berüchtigte «Bunga Bunga»-Partys sagen.
Zuvor war der Milliardär im Zusammenhang mit den «Bunga Bunga»-Partys bereits in zwei Verfahren in Siena und Rom vom Vorwurf der Zeugenbestechung freigesprochen worden. Berlusconi Anwalt zeigte sich nach sechs Jahren Prozessdauer «enorm zufrieden» über das Urteil vom Mittwoch.
Im Zentrum der Affäre steht die damals 17-jährige Tänzerin Karima el-Mahroug alias Ruby Rubacuore, mit der Berlusconi ab 2010 Sex gegen Geld gehabt haben soll. El-Mahroug hatte in einem aufgezeichneten Gespräch von regelmässigen Orgien in Berlusconis Villa berichtet, war später aber zurückgerudert und hatte behauptet, sie habe sich alles nur ausgedacht.
Schweigegeldzahlungen an Zeugen?
Gerichte hatten erfolglos versucht, Berlusconi nachzuweisen, dass er von el-Mahrougs Minderjährigkeit wusste und einer Reihe an Zeugen Schweigegeld in Millionenhöhe gezahlt hatte. Berlusconi hatte die mutmasslichen Sexpartys, die als «Bunga Bunga» bekannt wurden, als «elegante Dinner» bezeichnet; das Geld, die Häuser und die Autos, die Zeugen von ihm bekamen, waren laut seinen Verteidigern Kompensationen für die Rufschädigung, die der Prozess mit sich bringe. Berlusconi stehe allein «wegen des Verbrechens der Grosszügigkeit» vor Gericht. Der Fall hielt Italien über ein Jahrzehnt in Atem.
Berlusconi war zwischen 1994 und 2011 dreimal Ministerpräsident in Italien. Wegen Dutzender Vorwürfe war er jedoch auch ein Dauergast vor Gericht, hat die überwiegende Mehrheit seiner Prozesse aber gewonnen und nie Zeit hinter Gittern verbracht. Nach einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung wurde er ein Jahr von allen politischen Ämtern verbannt. Danach kehrte er auf die politische Bühne zurück und wurde 2022 als Senator wiedergewählt. Seine Partei Forza Italia ist Teil der Regierungskoalition von Giorgia Meloni.