Kasachstans Präsident nennt gewaltsame Proteste «versuchten Staatsstreich»
Nach den gewaltsamen Protesten in Kasachstan verurteilt der Präsident diese als «versuchten Staatsstreich». Es wurden über 7500 festgenommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Kasachstans Präsident verurteilt die Proteste als «versuchten Staatsstreich».
- Putin will keine «Revolutionen» in ehemaligen Sowjetstaaten zulassen.
- Während der Proteste wurden über 7500 Personen festgenommen, 16 Menschen starben.
Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew hat die gewaltsamen Proteste der vergangenen Woche als «versuchten Staatsstreich» verurteilt.
Russlands Präsident Wladimir Putin versicherte auf einer Videokonferenz mit Tokajew und anderen verbündeten Staatschefs am Montag: Russland werde keine «Revolutionen» in ehemaligen Sowjetstaaten zulassen. Bei den tagelangen Protesten wurden nach kasachischen Behördenangaben insgesamt fast 8000 Menschen festgenommen.
«Gruppen bewaffneter Kämpfer» hätten auf den richtigen Moment gewartet und seien dann «in Aktion getreten». Das sagte Tokajew bei der Videokonferenz der Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit (OVKS). «Ihr Ziel war klar: Die Untergrabung der öffentlichen Ordnung, die Zerstörung der Regierungsinstitutionen und die Ergreifung der Macht.» Das Land sei Opfer organisierter «terroristischer» Kräfte geworden, darunter «Islamisten», aber auch «Kleinkriminelle» und «Randalierer», erklärte Tokajew.
Putin spricht von «internationalem Terrorismus»
Ähnlich äusserte sich Putin. Kasachstan sei das Ziel von «internationalem Terrorismus» geworden, erklärte er. In die Unruhen seien «bewaffnete Banden» verwickelt gewesen. Diese hätten «eindeutig über Kampferfahrung» verfügt und in «Zentren im Ausland» ausgebildet worden seien.
Moskau werde keine «bunten Revolutionen» in ehemaligen Sowjetstaaten tolerieren, warnte er. Mit dem Begriff beschreibt der Kreml seit den 2000er Jahren vermeintlich vom Westen initiierte Aufstände in Ex-Sowjetländern; darunter die «orange Revolution» in der Ukraine.
Die ehemalige Sowjetrepublik war in den vergangenen Tagen von beispiellosen Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften erschüttert worden. Proteste, die sich zunächst gegen steigende Gaspreise gerichtet hatten, weiteten sich zu regierungskritischen Demonstrationen im ganzen Land aus.
Fast 8000 Festnahmen bei Protesten
Insgesamt seien 7939 Menschen festgenommen worden, teilte das Innenministerium am Montag auf seiner Webseite mit. Medien hatten am Sonntag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium zudem von mindestens 164 Toten berichtet. Das Informationsministerium zog die Mitteilung später jedoch zurück.
Die tatsächliche Bilanz ist damit weiter unklar. Unter den Sicherheitskräften gab es laut Tokajew 16 Tote und mehr als 1600 Verletzte. Die Zahl der zivilen Toten werde «derzeit überprüft».
Der Präsident hatte angesichts der beispiellosen Krise am Freitag einen Schiessbefehl erteilt. Am Montag betonte er, auf friedliche Demonstranten würden die Sicherheitskräfte seines Landes «niemals schiessen».
Ende der Proteste am Montag
In Almaty war es zu den heftigsten Ausschreitungen des Landes mit Plünderungen und Schusswechseln gekommen. In der Residenz des Präsidenten und im Rathaus waren Feuer gelegt worden. Am Montag hielt in in der Millionenmetropole das normale Leben langsam wieder Einzug.
Das tagelang gekappte Internet und die Telefonleitungen funktionierten wieder, der öffentliche Nahverkehr nahm nach und nach den Betrieb wieder auf. «Die verfassungsmässige Ordnung wurde wiederhergestellt», sagte Tokajew. Landesweit galt am Montag Staatstrauer.
Die OVKS, ein von Russland geführtes Militärbündnis, hatte auf Bitten des kasachischen Präsidenten mehr als 2000 Soldaten nach Kasachstan entsandt. Der «Antiterror-Einsatz» der OVKS werde «sehr bald» enden, erklärte Tokajew am Montag. Auch Putin betonte, die «Friedenstruppen» würden nur «für einen begrenzten Zeitraum» in dem zentralasiatischen Land bleiben. US-Aussenminister Antony Blinken hatte angesichts der Truppenentsendung gewarnt, dass es für Kasachstan schwierig werde, den russischen Einfluss zurückzudrängen.
International herrscht Sorge
International hatte die Krise in Kasachstan Besorgnis ausgelöst. Die Bundesregierung hatte angesichts der Gewalt im Land alle Rüstungsexporte gestoppt. Am Montag forderte Berlin alle Beteiligten «umgehend zum Ende der Gewalt» auf.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes hob zudem hervor, die Lage sei «weiterhin unübersichtlich». «Aber wir beobachten gewisse Zeichen der Entspannung, zumindest im Bereich der Sicherheitslage», sagte sie.