Kritik an Plakat-Aktion: «Keinen Bock auf Arbeit? Dann werde Lehrer»

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Deutschland,

Die Behörden wollen mit einer Kampagne in Baden-Württemberg neue Lehrerinnen und Lehrer anwerben – verärgern damit aber alle, die es bereits sind.

Plakat Lehrer Kommas
Ein Werbeplakat für den Lehrerberuf hängt am Flughafen in Stuttgart. Der Realschullehrerverband in Baden-Württemberg hält das Plakat für unangemessen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit einer provokativen Plakat-Aktion will Baden-Württemberg neue Lehrer finden.
  • Diese kommt bei der aktuellen Lehrerschaft allerdings alles andere als gut an.

«Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen?» Diese Frage würde manch einer am Flughafen nach den Ferien wohl mit einem deutlichen «Ja klar» beantworten. „HURRAAA!“, schreit das Werbeplakat am Stuttgarter Flughafen die Reisenden dann an.

Baden-Württemberg Lehrer Plakat
Dieses Plakat des baden-württembergischen Kultusministeriums kommt bei der Lehrerschaft nicht gut an. - Twitter

So weit, so lustig. Doch der Slogan des baden-württembergischen Kultusministeriums bringt die Lehrer des deutschen Bundeslandes gar nicht zum Lachen. Denn wer keine Lust auf Arbeit habe, solle einfach Lehrerin oder Lehrer werden, so der Appell.

Die Aktion trägt den Slogan «Keinen Bock auf Arbeit? Morgen wieder besser sein und Lehrer werden!». Sie soll junge Menschen dazu ermutigen, den Lehrerberuf zu ergreifen.

«Wusste vor der Kampagne nicht, wie viel Blödheit auf ein einziges Plakat passt»

Die Vorsitzende des Realschullehrerverbandes ist ausser sich: «Man wusste vor dieser Kampagne nicht, wie viel Blödheit auf ein einziges Plakat passt», sagt Karin Broszat im «Südkurier». Es werde suggeriert, dass es Lehrkräften nur um die Ferien gehe.

jung von matt
Winfried Kretschmann (Grüne) vor der «the Länd»-Kampagne. - Keystone

«Deutlicher und niveauloser kann man die Geringschätzung des Lehrerberufs in Baden-Württemberg nicht ausdrücken. Die Verantwortlichen sollten sich in Grund und Boden schämen», ärgert sich Broszat.

Bewusst provoziert, um Aufmerksamkeit zu erregen

Ein Sprecher des Kultusministeriums verteidigte die Kampagne und erklärte, dass der provokante Ansatz bewusst gewählt worden sei, um Aufmerksamkeit zu erregen. Man müsse schliesslich auffallen und das sei mit dieser Kampagne auch gelungen.

Wie finden Sie die Plakat-Aktion?

Man ziele darauf ab, die Aufmerksamkeit junger Menschen zu gewinnen und sie über die Vorzüge des Lehrerberufs zu informieren. Man sei sich bewusst, dass der Beruf anspruchsvoll und erfüllend sei, so der Sprecher weiter, und wolle gerade dieses facettenreiche Bild vermitteln.

Lehrer the länd
Baden-Württenberg will junge Leute für den Lehrerberuf gewinnen. - lehrer-in-bw.de

Neben den provokanten Slogans sind auf dem Plakat Verweise auf die Internetseite für die Bewerbung abgedruckt, sowie das Logo der «The Länd»-Kampagne. Damit will Baden-Württemberg die Attraktivität der Region zeigen und buhlt so auch um wertvolle Fachkräfte.

The Länd
Die Homepage der Kampagne «The Länd». - thelaend.de

Den Lehrerberuf sucht man auf der zugehörigen Homepage unter «Beste Jobs» vergeblich. Für die Lehrerinnen und Lehrer gibt es allerdings trotzdem ein kleines, subtiles Lob. Denn eines der fünf Grundpfeiler von «The Länd» bilde das «exzellente Bildungssystem», das unter anderem «das vielfältigsten Hochschulsystem der Bundesrepublik» beheimate.

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Kommentare

User #2874 (nicht angemeldet)

Es ist gut dass Kindern beigebracht wird ihre Meinung zu sagen. Und Nein sagen können gerade wegen den Pädophilen. Aber sie brauchen auch klare Grenzen. Und das lernen die meisten Kinder von den Eltern nicht mehr. Denn Kindern wird alles erlauben. Aber wenn etwas schief läuft wird den Lehrern die Schuld gegeben. Und das obwohl sich viele Eltern vor der Verantwortung drücken. Hat das Kind kein Bock auf lernen und schreibt schlechte Noten wird die Schuld auf die Lehrer geschoben. Früher war NICHT alles besser, aber das immer die Lehrer Schuld sein sollen und sie viel Ferien haben ist eine LÜGE!!!

User #5588 (nicht angemeldet)

Das erinnert mich an unseren Lehrer der immer eine halbe Stund zu spät zum Untericht kam nach den Pausen um seine Börsengeschäfte zu erledigen das war 87-90. Er ist reich geworden. Uns Schüler war es in dieser Zeit egal. Aber das ist ein Bespiel wie Lehrer funktionieren.

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