London, Washington und Ottawa werfen Moskau Corona-Hackerangriffe vor
Politiker und Geheimdienste aus drei Länder werfen Russland Cyberangriffe vor. Der Kreml will nichts davon hören.
Das Wichtigste in Kürze
- Die britische Regierung, die NSA und die CSE werfen Russland Hacker-Angriffe vor.
- Russland hätte versucht, an heikle Impfstoff-Daten zu kommen. Russland streitet dies ab.
- London wirft dem Kreml auch vor, ihre Wahlen im letzten Jahr beeinflusst zu haben.
Grossbritannien, die USA und Kanada haben schwere Vorwürfe gegen Russland erhoben: Hacker versuchten im Auftrag Moskaus, an Informationen zu Corona-Impfstoffen zu kommen. London warf Moskau am Donnerstag vor, «russische Akteure» hätten versucht, sich in die vergangene britische Parlamentswahl einzumischen. Der Kreml wies die Vorwürfe zurück.
Russische Hacker versuchten im Auftrag Moskaus, Informationen zu Corona-Impfstoffen zu stehlen, erklärte die britische Behörde für Cybersicherheit (NCSC). Die Angriffe auf Forschungseinrichtungen habe die Hacker-Gruppe APT29 verübt, die «mit ziemlicher Sicherheit» mit russischen Geheimdiensten in Verbindung stehe. Ziele sind demnach Institute zur Erforschung und Entwicklung von Impfstoffen in Grossbritannien, Kanada und den USA. Ähnlich äusserte sich der kanadische Nachrichtendienst CSE.
«Es ist völlig inakzeptabel, dass die russischen Geheimdienste diejenigen ins Visier nehmen, die an der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie arbeiten.» Dies erklärte der britische Aussenminister Dominic Raab. «Während andere ihre Interessen rücksichtslos verfolgen, machen Grossbritannien mit der harten Arbeit weiter, die globale Gesundheit zu schützen.»
Der US-Geheimdienst NSA bekräftigte die Vorwürfe gegen Moskau. Sie erklärte, dass APT29 «eine Vielzahl von Techniken einsetzt, um Ziele in den Bereichen Regierung, Diplomatie und Energie zu erreichen. Es geht darum, nachrichtendienstliche Erkenntnisse zu gewinnen».
Mischte sich Russland auch in die britischen Wahlen ein?
Nach Angaben der britischen Regierung hatten «russische Akteure» überdies versucht, sich in die Parlamentswahl in Grossbritannien im vergangenen Jahr einzumischen. Raab erklärte, die Regierung erachte es als «praktisch gesichert», dass Russland versucht hatte, Einfluss auf die Wahl zu nehmen. Dies sei das Ergebnis einer «eingehenden Analyse», hiess es in einer schriftlichen Erklärung des Ministers an das Parlament in London.
Dies sei über die massenweise Verbreitung von illegal beschafften Regierungsdokumenten im Internet geschehen. Die Dokumente bezogen sich nach Angaben des Ministers auf Handelsfragen zwischen London und Washington.
«Es gibt zwar keine Beweise für eine breit angelegte russische Kampagne gegen die Parlamentswahlen. Aber jeder Versuch, sich in unsere demokratischen Prozesse einzumischen, ist völlig inakzeptabel», erklärte Raab weiter. Nähere Einzelheiten könne er wegen der laufenden strafrechtlichen Untersuchung nicht nennen.
Bei der vorgezogenen Parlamentswahl am 12. Dezember hatten die konservativen Tories unter Premierminister Boris Johnson einen klaren Sieg eingefahren; Johnson war mit dem Wahlversprechen angetreten, nach jahrelangem Gerangel den EU-Austritt zu vollziehen.