Oxfam fordert EU-Regierungen zu Schutz gefährdeter Afghanen auf
Vor dem Treffen der EU-Innenminister am Mittwoch hat die Hilfsorganisation Oxfam die europäischen Regierungen aufgefordert, Flüchtlinge aus Afghanistan zu schützen.
Das Wichtigste in Kürze
- Hilfsorganisation: «Jede Form erzwungener Rückkehr unterlassen».
Der Migrationsexperte von Oxfam in Brüssel, Raphael Shilhav, forderte die Regierungen am Mittwoch auf, «dringend die Evakuierung aller gefährdeten Menschen aus Afghanistan sicherzustellen». Ausserdem hätten sie die «Pflicht, jede Form erzwungener Rückkehr nach Afghanistan zu unterlassen und afghanischen Staatsangehörigen auf der Flucht Schutz zu gewähren».
Die Nachbarländer Afghanistans würden «ohnehin die grösste Zahl von Flüchtlingen aufnehmen», erklärte Shilhav. Deutschland und andere europäische Länder «stehen in der Verantwortung» und müssten die Länder dabei unterstützen.
Österreich hat bereits eine Aufnahme weiterer Flüchtlinge aus Afghanistan abgelehnt. Es habe jetzt oberste Priorität, «mit den Nachbarländern von Afghanistan zu reden, damit Schutz und Hilfe in der Region sichergestellt ist», sagte der österreichische Innenminister Karl Nehammer der «Welt» (Mittwochsausgabe). Die Flüchtlinge dürften sich ihr Zielland aber nicht selbst aussuchen. «Es gibt keinen Grund warum ein Afghane jetzt nach Österreich kommen sollte.»
Nehammer will auch an Abschiebungen von Afghanen festhalten - wenn es aufgrund der Menschenrechtslage nicht mehr nach Afghanistan ginge, seien «Abschiebezentren in der Region rund um Afghanistan» eine Möglichkeit, über die er mit seinen EU-Kollegen diskutieren wollte.
Die Taliban waren am Sonntag nach einem rasanten Eroberungsfeldzug in Kabul einmarschiert und damit knapp 20 Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt. Zehntausende Menschen versuchen derzeit, aus dem Land zu fliehen, weil sie eine Rückkehr zu einer Herrschaft nach den drakonischen Regeln eines fundamentalistischen Islam fürchten, wie sie die Taliban bereits in den Jahren 1996 bis 2001 ausgeübt hatten.