Polizei hat in Tarragona Demonstranten angefahren
In Katalonien ist es am Mittwochabend erneut zu Ausschreitungen gekommen. In der Hafenstadt Tarragona hat die Polizei offenbar Demonstranten angefahren.
Das Wichtigste in Kürze
- In Katalonien kam es am Mittwoch erneut zu massiven Demonstrationen in und um Barcelona.
- Die katalanische Polizei hat dabei in der Hafenstadt Tarragona Demonstranten angefahren.
- In den sozialen Medien kursieren mehrere Videos des Zwischenfalls.
In und um Barcelona ist es am Mittwochabend erneut zu schweren Ausschreitungen von katalanischen Unabhängigkeitsbefürwortern gekommen. Mehrere Autos sowie Barrikaden und Blumenkästen seien in Brand gesetzt worden, berichtete das spanische Fernsehen.
Die Polizei der Region im Nordosten Spaniens teilte mit, gewaltbereite Aktivisten hätten nicht nur Steine und Böller auf die Sicherheitskräfte geworfen, sondern auch «Gegenstände mit Säure.»
Rund 51 Menschen wurden festgenommen und mindestens 125 verletzt. Unter den Verletzten sind laut dem spanischen Fernsehen auch zahlreiche Polizisten.
Polizei überfährt Demonstranten in Tarragona
Die katalanische Polizei «Mossos d'Esquadra» oder umgangssprachlich auch die «Mossos» genannt, scheint mit der Situation zunehmend überfordert. Das zeigen Videos, die auf Twitter kursieren. Offenbar waren Beamte in der Hafenstadt Tarragona mit drei Fahrzeugen mit viel Tempo auf eine Menschenmenge zugefahren, um diese zu zerstreuen. Die Demonstranten waren gerade dabei mit Müllcontainern eine Blockade zu errichten.
HAN ATROPELLAT GENT A TARRAGONA!!! DIFUSIÓ SI US PLAU!!! #tarragona #tsunamidemocractic @tsunami_dem pic.twitter.com/FcVqCxxSyu
— Esther A. (@rehtse_alaxia) October 16, 2019
Dabei wurde laut der katalanischen Zeitung «La Vanguardia» einer der Demonstranten von einem der Kastenwagen angefahren, während ein anderer von einem Container getroffen wurde. Auf den Videos ist zu sehen, wie der Fahrer anhält und ein wenig zurückfährt. Anschliessend verlässt ein Polizist den Wagen.
Der Vorfall wurde von offizieller Seite bisher noch nicht bestätigt. In den sozialen Medien finden sich jedoch Videos aus verschiedenen Winkeln. Zudem ist auf einem weiteren Video zu sehen, wie der Demonstrant verletzt am Boden liegt und sich weitere Personen, die sich um den Verletzten versammeln, sowie die Polizei, ein Wortgefecht liefern.
Auch der Radiosender «Cadena SER» berichtet von zwei Demonstranten, die von dem Auto angefahren wurden. Gemäss «La Vanguardia» lag einer der Demonstranten mehrere Minuten bewusstlos am Boden. Anschliessend wurde er mit dem Krankenwagen in ein Spital gebracht.
Dort hat er offenbar wieder das Bewusstsein erlangt, berichtet die Zeitung weiter. Bei dem Verletzten soll es sich um einen 17-jährigen Jungen handeln, der am Kopf verletzt wurde und mehrere blaue Flecken aufweist. Sein Zustand ist stabil.
⚠️Està inconscient!!!! pic.twitter.com/Rd1lvDcjjb
— Laiaa😼🍃 (@eledeerre_) October 16, 2019
Separatisten in Haft distanzieren sich von gewaltbereiten Demonstranten
Der Mittwoch war bereits der dritte Tag mit massiven Demonstrationen in und um Barcelona. Diese erfolgten, nachdem das Oberste Gericht in Madrid am Montag neun Separatistenführer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt hatte.
Neben friedlichen Kundgebungen Tausender Unterstützer einer Abspaltung der Region von Spanien kam es dabei auch immer wieder zu Krawallen mit Dutzenden Verletzten und zahlreichen Festnahmen.
Der katalanische Regionalpräsident Quim Torra forderte ein sofortiges Ende der Gewalt. «Wir können die Vorfälle, die wir in den Strassen sehen, nicht erlauben», sagte der Unabhängigkeitsbefürworter am Mittwochabend im Regionalfernsehen. «Das muss sofort aufhören.» Es gebe für brennende Autos und jede Form des Vandalismus «keinerlei Rechtfertigung».
Zuvor hatte der spanische Regierungschef Pedro Sánchez Torra aufgerufen, die Gewalt klar zu verurteilen. Auch die in Haft sitzenden Separatistenführer distanzierten sich auf Twitter von den Ausschreitungen.
Spanische Regierung berät über Massnahmen
Ministerpräsident Pedro Sánchez hat sich im Laufe des Tages mit den Spitzen der Oppositionsparteien getroffen, um über die Lage zu beraten.
Während konservative Kräfte sich dafür einsetzten, die abtrünnige Region erneut unter eine Zwangsverwaltung zu stellen - wie bereits nach dem Unabhängigkeitsreferendum vom Oktober 2017 geschehen - plädierten linke Parteien für einen Dialog und eine politische Lösung.