Konservative gewinnen Parlamentswahl in Griechenland
Das Wichtigste in Kürze
- Die bisherige griechische Regierungspartei geht aus den Wahlen als Verlierer hervor.
- Die Konservativen kommen nach Auszählung der meisten Stimmen auf eine absolute Mehrheit.
- Wahlsieger Mitsotakis verspricht Griechen «Jobs, Sicherheit und Wachstum».
Die Partei von Kyriakos Mitsotakis erzielte am Sonntagabend nach Auszählung der meisten Stimmen knapp 40 Prozent. Damit kommt sie aufgrund des griechischen Wahlrechts auf eine absolute Parlamentsmehrheit. Ministerpräsident Alexis Tsipras wurde abgewählt: Seine linksgerichtete Syriza-Partei kam auf nur rund 31,5 Prozent.
Tsipras gratulierte seinem Rivalen noch am Wahlabend. Mitsotakis kündigte an, er wolle sein Land wieder «stolz» machen. «Ein schmerzlicher Kreislauf wurde heute beendet», sagte der Sohn des früheren Ministerpräsidenten Konstantinos Mitsotakis.
Griechenland werde «sein Haupt wieder stolz erheben». Der 51-Jährige versprach seinen Landsleuten «Jobs, Sicherheit und Wachstum». Mitsotakis soll am Montag als neuer Regierungschef vereidigt werden.
Griechisches Wahlrecht
Das griechische Wahlrecht räumt der Partei, die als stärkste Kraft aus der Wahl hervorgeht, 50 zusätzliche Mandate ein. Die ND kommt deswegen laut Hochrechnungen auf 158 Abgeordnete in dem 300-köpfigen Parlament. Die Syriza-Partei lag bei 86 Sitzen, bislang hatte sie 144.
Die genaue Sitzverteilung hing massgeblich davon ab, ob mehreren kleinen Parteien der Einzug ins Parlament gelang. Es gilt eine Drei-Prozent-Hürde. Gute Chancen auf eine erstmalige Vertretung im Parlament hatten die nationalistische und pro-russische Partei Griechische Lösung. Auch für die neue Partei des ehemaligen Finanzministers Yanis Varoufakis sah es gut aus.
Drittstärkste Kraft wurde den Hochrechnungen zufolge die aus der sozialistischen Pasok-Partei hervorgegangene Kinal. Sie holte 22 Sitze vor den Kommunisten mit 15 Sitzen. Die rechtsextreme Partei Goldene Morgenröte wird voraussichtlich erstmals seit 2012 nicht mehr im Parlament vertreten sein. Im scheidenden Parlament stellt sie 16 Abgeordnete.
Der ehemalige Kommunist muss seinen Platz räumen
Die regierende Syriza war bereits bei der Europawahl Ende Mai von den Wählern abgestraft worden. Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte die für Oktober angesetzten Parlamentswahlen daraufhin vorziehen lassen. Der Finanz- und Schuldenmisere zum Trotz hatte sich der heute 44-jährige Syriza-Chef vier Jahre an der Regierung gehalten.
Der charismatische ehemalige Kommunist war 2015 an die Macht gekommen und hatte an den Börsen zunächst für Unruhe gesorgt. In den folgenden Jahren gelang ihm ein Balanceakt zwischen dem durch die internationalen Geldgeber verordneten Sparkurs und sozialen Massnahmen.
Im August 2018 verliess Griechenland schliesslich den Euro-Rettungsschirm. Die Arbeitslosigkeit ist in Tsipras' Regierungszeit von 26 auf 18 Prozent gefallen. Mit fast 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ist die griechische Gesamtverschuldung aber weiterhin bei weitem die höchste in der Eurozone.
Mitsotakis stammt aus Politikerdynastie
Wahlsieger Mitsotakis hat im Wahlkampf versprochen, die Wirtschaft Griechenlands zu reformieren und neue Arbeitsplätze abseits des öffentlichen Sektors zu schaffen. Dafür will er um ausländische Investitionen werben und Steuern für Unternehmen senken.
Auch mit der Vetternwirtschaft, die insbesondere den konservativen Vorgängerregierungen vorgeworfen wurde, will er aufräumen. Der 51-jährige Harvard-Absolvent stammt selbst aus einer Politikerdynastie.