Prominenter ägyptischer Dissident Abdel Fattah erneut inhaftiert
Sechs Monate nach seiner Freilassung unter strengen Auflagen ist der bekannte ägyptische Blogger und Demokratie-Aktivist Alaa Abdel Fattah erneut inhaftiert worden.
Das Wichtigste in Kürze
- «Ikone» des arabischen Frühlings äusserte sich auch zu aktueller Protestwelle.
Das verlautete am Sonntag aus Justizkreisen. Abdel Fattahs Schwester, die bekannte Aktivistin Mona Seif, schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, ihre Familie wisse nicht, wo Abdel Fattah sei. «Die Polizei sagte, er sei wahrscheinlich bei der Staatsanwaltschaft».
Adbel Fattah, der auch als «Ikone» des arabischen Frühlings 2011 bezeichnet wird, sass bis März eine fünfjährige Haftstrafe wegen des Verstosses gegen ein Demonstrationsverbot ab. Seine Freilassung erfolgte unter strengsten Auflagen: Jeden Abend muss sich Abdel Fattah bei der Polizei melden und darf die Polizeistation erst am frühen Morgen wieder verlassen. Am Sonntag liessen die Beamten den 37-Jährigen indes nicht gehen. Polizisten verwehrten seiner Mutter den Zugang zur Polizeistation und verweigerten Informationen zum Verbleib ihres Sohnes.
Der Aktivist hatte bei den Protesten gegen den langjährigen Machthaber Husni Mubarak Anfang 2011 eine prominente Rolle gespielt. Im vergangenen Juni hatte Abdel Fattah in einem AFP-Interview gesagt, Sicherheitsbeamte hätten ihn wiederholt davor gewarnt, weiter öffentlich über seine Bewährung zu sprechen.
Der ausgebildete Informatiker und Blogger setzte sich immer wieder auch für die Rechte anderer politischer Gefangener ein. In den vergangenen beiden Wochen äusserte er sich bei Twitter auch zu den neuen Protesten gegen Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Ausgelöst wurden die Demonstrationen von dem im spanischen Exil lebenden Unternehmer Mohammed Ali, der al-Sisi und dem Militär Korruption vorwirft.
Laut Menschenrechtsorganisationen wurden in der vergangenen Woche rund 2000 Menschen festgenommen, darunter prominente Aktivisten, Journalisten und Intellektuelle.
Reporter ohne Grenzen (ROG) kritisierte die Festnahme von Journalisten während der aktuellen Protestwelle. Die Verhaftungen seien «nur die neuesten in einer langen Reihe massiver Verletzungen der Pressefreiheit in Ägypten», erklärte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr am Samstag. «Ägyptens Regierung muss endlich aufhören, auf jedes Aufflackern von Protest mit neuen Repressionen gegen die Medien zu antworten», forderte er. Nach ROG-Angaben sitzen in Ägypten derzeit mindestens 31 Medienschaffende im Gefängnis.