Rivlin ruft zu Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus auf
Die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz feiert den 75. Jahrestag. Israels Präsident Rivlin ruft vor den Feierlichkeiten zum Kampf gegen Hass auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Israel-Präsident Reuven Rivlin ruft die Welt zum Kampf gegen Hass auf.
- Am Donnerstag finden die Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung statt.
- Rund 50 Staatschefs werden an der Gedenkstätte Yad Vashem erwartet.
Vor Beginn der Feierlichkeiten in Israel zum 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz hat Präsident Reuven Rivlin die Welt zum Kampf gegen menschenfeindliche Ideologien aufgerufen.
Die für Donnerstag geplante Zusammenkunft von rund 50 Staats- und Regierungschefs an der Gedenkstätte Yad Vashem sei «ein historisches Treffen. Nicht nur für Israel und das jüdische Volk, sondern für die ganze Menschheit», sagte Rivlin nach Angaben seines Büros. Dies im Rahmen des Empfangs seiner Staatsgäste am Mittwochabend.
Von dem Treffen müsse die Botschaft ausgehen, «dass die Staatsführer der Welt vereint sind. Vereint im Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Extremismus und in der Verteidigung der Demokratie und ihrer Werte», sagte Rivlin weiter.
«Das ist der Ruf unserer Zeit. Das ist unsere Herausforderung. Das ist unsere Entscheidung.»
Steinmeier weilt ebenfalls in Jerusalem
Unter Rivlins Gästen in Beit Hanassi, dem Präsidentenpalast in Jerusalem, war auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auf Rivlins Einladung wird er am Nachmittag als erster deutscher Bundespräsident eine Rede in der nationalen Gedenkstätte Yad Vashem halten. Steinmeier hatte dies am Mittwoch bei seiner Ankunft in Israel als «Zeichen der Versöhnung» gewertet.
Rivlin rief in seiner Rede dazu auf, politischen Streit über die Bewertung der Geschichte zu vermeiden. «Die historische Forschung sollte den Historikern überlassen werden», sagte er. «Die Aufgabe politischer Führer ist es, die Zukunft zu gestalten.»
Polen verweigert Teilnahme wegen Putin
Dies dürfte eine Anspielung auf einen Streit zwischen Russland und Polen über die polnische Rolle im Zweiten Weltkrieg gewesen sein. Dieser Streit trug mit dazu bei, dass Polens Präsident Andrzej Duda seine Teilnahme am Welt-Holocaust-Forum in Jerusalem absagte.
Putin hatte behauptet, dass Polens Botschafter in Berlin vor Beginn des Zweiten Weltkriegs ein Antisemit gewesen sei. Und dass Polen mit Nazi-Deutschland kollaboriert habe. Polen hatte diese - von Historikern als unwahr eingestufte - Behauptung verärgert zurückgewiesen. Polen hatte sechs Millionen Tote in Weltkrieg und Holocaust zu beklagen.
Duda sagte schliesslich seine Teilnahme an der Gedenkveranstaltung in Yad Vashem ab. Dies weil er anders als Putin nicht als Redner vorgesehen war.
Macron, Pence und Prinz Charles halten Rede
Zu den Rednern in Yad Vashem zählen Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, US-Vizepräsident Mike Pence und der britische Thronfolger Prinz Charles. Das Welt-Holocaust-Forum in Yad Vashem bildet den Auftakt zu einer Reihe von Gedenkveranstaltungen: Am Montag findet eine Feier in Auschwitz statt. Am Mittwoch erinnert der Bundestag in einer Gedenkstunde an den Jahrestag der Befreiung.
Das NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurde im Zweiten Weltkrieg zum Ort des grössten Massenmordes an europäischen Juden. Mehr als eine Million Männer, Frauen und Kinder, die meisten von ihnen Juden, wurden dort in Gaskammern getötet.
Sie wurden erschossen oder durch Zwangsarbeit und Hunger in den Tod getrieben. Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des KZ durch sowjetische Soldaten zum 75. Mal.