Schwarze boykottieren Roger Köppel: SRF spült Sendung über Rassismus
Roger Köppel wurde zu einer Rassismus-Debatte von Radio SRF eingeladen. Auf ein Gespräch mit dem SVP-Hardliner hatten Angefragte aber offenbar keine Lust.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach der fragwürdigen Rassismus-«Arena» ist das Thema für SRF noch nicht ausdiskutiert.
- Auch die Radiosendung «Forum» wollte am Donnerstag eine Debatte führen.
- Eingeladen war etwa Roger Köppel (SVP), weshalb die geplante Sendung boykottiert wurde.
Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) scheint bemüht das Thema Rassismus genügend und breit zu diskutieren. So richtig scheint dies aber nicht zu klappen.
Erst lief die «Arena» zum Thema völlig aus dem Ruder und jetzt musste offenbar die Radiosendung «Forum» abgeblasen werden. Bei letzterer sollte eigentlich am Donnerstag eine stündige Debatte stattfinden.
Eben hat mich Radio SRF aus einer Diskussionssendung zum Thema Rassismus ausgeladen. Kein angefragter Schwarzer wolle sich der Debatte stellen. Grund: Angebliche „Morddrohungen“ meiner Wähler. Die Welt spinnt. Rassismusaktivisten diktieren SRF die Agenda. Und SRF macht mit.
— Roger Köppel (@KoeppelRoger) June 16, 2020
Das Problem: Keine dunkelhäutige Person wollte mit SVP-Hardliner Roger Köppel (55) diskutieren. Das gibt der Nationalrat erbost auf Twitter bekannt, wo er schreibt, er sei eben vom Radio SRF «ausgeladen» worden.
Köppel erläutert: «Kein angefragter Schwarzer wolle sich der Debatte stellen. Grund: Angebliche ‹Morddrohungen meiner Wähler›. Die Welt spinnt. Rassismusaktivisten diktieren SRF die Agenda – und SRF macht mit.»
Roger Köppel soll sich «mit der Thematik befassen»
Eine der Personen, die die SRF-Einladung wegen Roger Köppel abschlug, ist Anja G. (27). Die Journalistin hätte offenbar gerne an der Sendung teilgenommen, wie sie auf Instagram schreibt.
Sie habe aber die Bedingung gestellt, dass sich der Gegner «mit der Thematik befasst haben» sollte. Er müsse «verstehen, was eine Argumentation ist, und nicht rassistisch beleidigend sein».
Auf Roger Köppel trifft das aus der Sicht von G. eindeutig nicht zu. Deshalb habe sie abgesagt, es sei eine schwierige Entscheidung gewesen.
Sie macht ausserdem deutlich, dass sie sich eine sachliche Diskussion zum Thema wünscht. «Wir wollen darüber reden, wie wir gegen Rassismus vorgehen können. Und nicht bei polarisierenden Debatten dafür kämpfen, dass wir erklären dürfen, worum es eigentlich geht.»
Im Netz erhält G. für ihren Entscheid viel Zuspruch. Bloggerin Kafi Freitag etwa, findet es zudem «richtig», dass Roger Köppel ausgeladen wurde. Sie fordert vom SRF: «Jetzt an die Hausaufgaben».
Denn ihrer Meinung nach, mache es keinen Sinn, eine Debatte über Rassismus zu führen. «Über Rassismus zu debattieren, ist wie über Kindesmissbrauch zu debattieren: Es gibt kein einziges Argument, was dafür spricht.»
SRF will Sendung «neu konzipieren»
Das SRF teilte auf Anfrage von «20 Minuten» mit, dass nach der Absage der Teilnehmerin noch kein passender Diskussionspartner gefunden wurde. «Deshalb hat sich die Redaktion kurzfristig entschieden, die Sendung neu zu konzipieren. Das wurde Roger Köppel so mitgeteilt.»
Ursprünglich war laut SRF eine Sendung zum Thema «Diskriminierung in der Sprache» geplant gewesen. Bei solchen Sendungen sei es die Regel im Vorfeld mit potenziellen Diskussionsteilnehmer verschiedene Gespräche zu führen.
Das sei auch mit Roger Köppel geschehen, heisst es beim Schweizer Radio und Fernsehen. Man betont: Grundsätzlich sei SRF stets um eine ausgewogene und faire Diskussion bemüht und orientiere sich an den publizistischen Leitlinien.
Übrigens: In der «Arena» soll am kommenden Freitag erneut über Rassismus diskutiert werden. Moderator Sandro Brotz will damit auf die scharfe Kritik vom Wochenende reagieren.
Entgegen dem Titel («Jetzt reden Schwarze») kamen in der Sendung von vergangenem Freitag laut Zuschauern vor allem Weisse zu Wort. An den Rednerpulten standen – zumindest zu Beginn – drei Weisse und nur ein Schwarzer.