Seltener Protest in Ägypten nach Rede Al-Sisis zu Kandidatur
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah Al-Sisi kündete am Montagabend seine erneute Kandidatur an. Im Norden Ägyptens kam es darauf zum Protest.
Nach der Ankündigung einer Kandidatur um eine dritte Amtszeit für Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi ist es an der Nordküste des Landes zu einem seltenen Protest gekommen. Dutzende Menschen rissen dort Banner mit Al-Sisis Antlitz herunter und trampelten darauf herum, wie Augenzeugen am Dienstag berichteten.
Mindestens ein Banner wurde angezündet, wie auf Videos in sozialen Medien zu sehen war. Sicherheitskräfte hätten die Massen im Ort Marsa Matruh im Nordwesten auseinandergetrieben, hiess es.
Al-Sisi hatte am Montagabend bei einer im Fernsehen ausgestrahlten Ansprache verkündet, bei der Präsidentschaftswahl im Dezember erneut antreten zu wollen. Tausende Unterstützer versammelten sich dazu an öffentlichen Plätzen des nordafrikanischen Landes und jubelten nach seiner Rede. In Marsa Matruh schlug die Stimmung laut Augenzeugen bei einer ähnlichen Versammlung von Unterstützern am Abend dann um.
Meinungsfreiheit stark eingeschränkt
Das ägyptische Innenministerium sprach dagegen von einem «Streit zwischen einigen jungen Leuten». Die Sicherheitsbehörden hätten die Verantwortlichen des Vorfalls dann festgenommen.
Al-Sisi war 2013 nach einem Militärputsch an die Macht gekommen und regiert Ägypten seitdem mit harter Hand. Zu erwarten ist, dass ihn die Wahlbehörden auch diesmal mit grossem Abstand zum Gewinner der Abstimmung erklären. Nur dank einer Verfassungsänderung von 2019 darf er für eine dritte Amtszeit kandidieren, die zudem von vier auf sechs Jahre verlängert wurde – also bis 2030 dauern würde.
Proteste sind in Ägypten äusserst selten. Die Meinungs- und die Versammlungsfreiheit in dem Land mit etwa 105 Millionen Einwohnern ist stark eingeschränkt, Demonstrationen sind faktisch verboten. Kritiker werden in Ägypten Menschenrechtlern zufolge mit drastischen Methoden verfolgt und ihre Stimmen unterdrückt.