Serbiens Regierungschefin hofft bei Kosovo-Reise auf «langfristige Normalisierung»
Eine Woche nach der Unterzeichnung eines wegweisenden Freizügigkeitsabkommens zwischen Serbien und dem Kosovo ist die serbische Ministerpräsidentin Ana Brnabic in den Norden des Kosovo gereist.
Sie hoffe aufrichtig, dass die «provisorischen Institutionen» in Pristina einen «Kompromiss» fänden, der für eine «langfristige Normalisierung der Beziehungen zwischen Belgrad und Pristina» erforderlich sei, sagte Brnabic am Montag in der Stadt Mitrovica, in deren Nordteil überwiegend serbischsprachige Bewohner leben.
Nach langem Streit hatten sich Serbien und das Kosovo Ende August unter EU-Vermittlung auf gegenseitige Einreiseregelungen geeinigt. Demnach verlangt Serbien von Inhabern kosovarischer Ausweise künftig keine speziellen Ein- und Ausreisedokumente mehr. Das Kosovo verzichtet im Gegenzug auf die ursprünglich ab Anfang September geplante Einführung ähnlicher Dokumente für Inhaber serbischer Ausweise.
Das Kosovo hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als abtrünniges Gebiet betrachtet und nicht als eigener Staat anerkannt. Die serbische Minderheit im Norden des Kosovo ist grossteils weiterhin loyal zur Regierung in Belgrad. In dem Krieg infolge der Unabhängigkeitsbestrebungen des Kosovo waren Ende der 1990er Jahre rund 13.000 Menschen getötet worden.
Brnabics war die erste hohe Regierungsvertreterin aus Belgrad seit Jahren, die das Kosovo besuchte. Während ihrer eintägigen Reise wollte die 46-Jährige Bildungseinrichtungen und ein serbisch-orthodoxes Kloster besuchen sowie mit örtlichen Bauern sprechen. Einwohner begrüssten die Regierungschefin aus Belgrad mit serbischen Fahnen und Schildern mit der Aufschrift «Wir haben nur eine Ministerpräsidentin» und «Willkommen in Serbien, dem heiligen Land des Kosovo».
Serbien brauche die Normalisierung der Beziehungen, sagte Brnabic - «nicht nur für unsere europäische Integration, sondern auch für uns selbst».
Sowohl Serbien als auch das Kosovo streben den Beitritt zur EU an. Serbien hat den Kandidatenstatus erhalten und verhandelt seit 2014 mit der EU über den Beitritt. Das Kosovo wird von der EU als «potenzieller Kandidat» eingestuft.