Proteste in Algerien nach Bouteflikas Verzicht auf Kandidatur

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Algerien,

Präsident Abdelaziz Bouteflika verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Nach der Ankündigung gingen tausende Studenten in Algerien auf die Strasse.

Proteste in Algerien
Eine Demonstrantin hält im März 2019 in Algier ein Schild auf dem «Game Over» steht. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Abdelaziz Bouteflika verzichtet auf eine erneute Kandidatur.
  • Nach der Ankündigung gingen erneut tausende Studenten auf die Strasse.
  • Sie wollen das Machtsystem insgesamt abschaffen.

Die Demonstranten warnten davor, dass sich Abdelaziz Boutefilka (82) und sein Umfeld auf unbestimmte Zeit die Macht sichern wollten. In der Hauptstadt Algier schlossen sich den Studenten Lehrkräfte an. Sie riefen zu friedlichen Protesten auf.

Präsidentschaftswahl auf unbestimmte Zeit verschoben

Bouteflika, der gesundheitlich schwer angeschlagen ist, hatte am Montag seinen Verzicht auf eine fünfte Kandidatur bekannt gegeben. Die Macht will er zunächst aber nicht abgeben.

Die für den 18. April geplante Präsidentschaftswahl in Algerien wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Zunächst solle ein politischer Reformprozess in Gang kommen. Nach dessen Abschluss Ende des Jahres werde womöglich ein neues Staatsoberhaupt gewählt, hiess es.

«Eine List, um Zeit zu gewinnen»

«Das ist eine List, um Zeit zu gewinnen, die Protestbewegung einzudämmen und Bouteflika durch eine andere Marionette auszutauschen», sagt Amel. Die Demonstrantin studiert in Algier Mathematik und Informatik.

Für die 19-jährige Journalistikstudentin Ghania Bellal stand fest: «Bouteflika will uns reinlegen. Von Anfang an ging es ihm darum, sein Mandat zu verlängern.»

Demonstranten fordern «das Ende des Sytems»

In Aufrufen in Online-Netzwerken wurde ebenfalls ein «Ende des Systems» gefordert. Demonstrationen mit tausenden Teilnehmern gab es auch in der drittgrössten Stadt Constantine und in drei weiteren Städten. Auch In der Annaba im Nordosten von Algerien, gingen Hunderte auf die Strasse.

Die Demonstrationen gelten als Testlauf dafür, ob der Schachzug der Führung um Bouteflika die Protestbewegung beruhigt. Bouteflikas Gegner protestieren seit dem 22. Februar fast täglich gegen seine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl.

Der Staatschef regiert das nordafrikanische Land Algerien seit 20 Jahren autoritär. Seit einem Schlaganfall im Jahr 2013 hat er sich jedoch weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Kritiker halten ihn daher für einen Strohmann seines Umfelds.

Frankreich begrüsst Bouteflikas Entscheid

Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich begrüsste unterdessen über ihren Staatschef Emmanuel Macron Bouteflikas Entscheidung. Während einer Afrikareise rief Macron in Dschibuti aber auch zu einem «Übergang von einer vernünftigen Dauer» auf.

Frankreich werde alles tun, um Algerien bei diesem Übergangsprozess «in Freundschaft und Respekt» zu begleiten.

Bei den Demonstranten kam das allerdings schlecht an. Auf einem der Zettel in Algier heisst es: «Hey Frankreich, wir haben unsere Unabhängigkeit allein geschafft. Wir haben den Terrorismus allein besiegt, wir werden auch mit dem System alleine fertig.»

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