Alice Weidel

Superstar Alice Weidel? Auf Tiktok ist die AfD einen Schritt voraus

Alice Weidel hat sich auch auf TikTok einen Namen gemacht: Die AfD ist hier präsenter als alle anderen Parteien – insbesondere die Bürgerlichen sind abgehängt.

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AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel ist auf Tiktok alltäglich und menschlich: Hier beim «Car-Dancing» mit ihrer Partnerin. - Tiktok / @alitschesbrille

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf Tiktok ist die AfD erfolgreicher als andere politischen Parteien in Deutschland.
  • Laut Experten hat die AfD Tiktok früher bespielt und besser verstanden als die Konkurrenz.
  • Alice Weidel hat mehr als 270'000 Follower: Mit ihren Brandreden erreicht sie Millionen.

Alice Weidel spielt auf Tiktok eine Doppelrolle: Die Co-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion hat mehr als 270'000 Follower auf der Plattform. Ihre Videos wurden millionenfach gesehen und haben 1,5 Millionen Likes angehäuft.

Sie zeigt sich als sympathischer Star, der alltäglich und menschlich wirkt: Manchmal tanzt und singt sie ausgelassen mit ihrer Lebenspartnerin. Manchmal erteilt sie Modetipps an Parteiveranstaltungen oder überbrückt Tonpannen mit ihren Beatbox-Skills.

«Die Ampelregierung hasst Deutschland»

Gleichzeitig nutzt Weidel die Plattform für scharfe politische Brandreden: «Wer arbeitet, ist der Dumme!», sagt sie und beschuldigt die Ampelkoalition, das Land «verwüstet» und «verbrannt» zu haben. Die Regierung hasse Deutschland und kneife bei der Nationalhymne den Mund zusammen. Das Medienhaus «Correctiv» sei deren «Hilfs-Stasi», das Bürgergeld in Wahrheit ein «Migrantengeld», poltert die AfD-Politikerin.

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AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel kann auch anders: Sie nutzt Tiktot auch für scharfe politische Brandreden. - Tiktok / @alice_weidel_afd

Gegenüber dem «Tagesspiegel» erklärt Kommunikationsberater Martin Fuchs, dass Weidel mit ihrer Doppelrolle ein klares Ziel verfolge. Sie wolle sich als «die Lustige aus der AfD» darstellen, als normale Politikerin von nebenan. «Weidel hat bei jungen Leuten ein eigenes Narrativ aufgebaut: Die nächste Bundeskanzlerin – eine starke, lesbische Frau, die es geschafft hat, sich in dieser männerdominierten Welt durchzusetzen.»

AfD dominiert auf Tiktok

Auf Tiktok hat Alice Weidel eine grössere Fan-Community als jede andere politische Figur in Deutschland. Dabei ist sie nicht alleine – ihre Partei dominiert das Medium. Mit Blick auf die Followerzahlen sind sechs der zehn erfolgreichsten Polit-Accounts der AfD zuzurechnen, gemessen an den Likes die Hälfte. Über die Plattform erreicht die Partei jeden Tag Millionen von Menschen: Jedes Video der AfD Bundestagsfraktion wurde durchschnittlich 430'000 Mal aufgerufen, wie «SRF» berichtet.

Demnach glauben Experten sogar, dass AfD-Politiker ihre Parlamentsreden zunehmend für soziale Medien optimieren: Kurze Clips von 30 bis 90 Sekunden sind hier besonders gefragt – der Bundestag sei oft nur noch die Kulisse.

Die Dominanz auf Tiktok liegt laut Experten daran, dass die Partei mehr in ihre Social-Media-Kommunikation investiert als alle Andere: Keine andere Partei habe die Plattform so früh bespielt – und so gut verstanden.

Mit Erfolg: Auch bei der jungen Wählerschaft ist die AfD im Aufwind. 2021 waren Grüne und FDP bei dieser Wählergruppe besonders beliebt – 2023 belegte die AfD den zweiten Platz. Experten sehen dies auch als Erfolg der Offensive auf Tiktok.

AfD-Offensive und der Tiktok-Algorithmus

Überdies befeuert der Tiktok-Algorithmus dieses Phänomen noch zusätzlich: Die Plattform bevorzuge polemische oder populistische Inhalte, wie «Tamedia» schreibt. Weil sie emotionale Reaktionen hervorrufen, würden sie gar Personen zugespielt, die über die übliche Einflusssphäre der Partei hinausgehen.

Würden Sie die AfD wählen?

Die traditionellen Volksparteien hingegen seien auf TikTok längst abgehängt. Sie müssten junge Medienkanäle ernster nehmen und selbst vor Emotionen nicht zurückschrecken. Nur auf diese Weise könnten sie in der modernen politischen Kommunikation mithalten, erklärt «Tamedia».

Kommentare

User #9370 (nicht angemeldet)

ch habe mir heute 7. Oktober 24 die ARD-Diskussionssendung „Hart aber fair“ angeschaut. Von Fairness war zumindest bei dieser Sendung heute nichts zu spüren. Knallhart ging es zur Sache: nämlich alle Diskussionsteilnehmer inklusive Moderator und einstimmig klatschendes Publikum, gegen die AfD. Man diskutierte, ob und wie man die AfD am besten gerichtlich verbieten und aus der Politik entfernen kann. Man muss nun nicht AfD-Anhänger sein, um zu erfassen, dass bei dieser Diskussion etwas nicht stimmte. Und wenn ich, als politisch interessierte Schweizerin, mir hin und wieder deutsche Bundestagsdebatten in youtube anschaue, dann schäme ich mich fremd, aber nicht für die dort anwesenden AfD-Politiker, nein. Ich schäme mich fremd für und über die anderen Politiker, die sich mit ihrem Verhalten wie eine Truppe rebellierender, geifernder Jugendlicher präsentieren - und nicht wie verantwortungsbewusste reife Politiker. Bedenklich und beängstigend, wie deutsche Politiker, Gerichte und Medien im Kampf gegen die AFD die Demokratie in Deutschland scheinheilig zu Grabe tragen.

User #4050 (nicht angemeldet)

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