Tausende Georgier demonstrieren für Freilassung Saakaschwilis
Unter Ankündigung einer grossen Hungerstreik-Aktion haben in Georgien tausende Anhänger des inhaftierten Ex-Präsidenten Michail Saakaschwili für dessen Freilassung demonstriert.
Das Wichtigste in Kürze
- Grosse Hungerstreikaktion nach Bericht über Folter des Ex-Präsidenten.
Sie zogen am Dienstag durch die Hauptstadt Tiflis bis vor das Parlament und beschworen einen «massenhaften Hungerstreik», um die Freilassung Saakaschwilis zu erzwingen. Der Ex-Präsident wurde nach Angaben eines unabhängigen Ärztegremiums im Gefängnis gefoltert.
Die Demonstranten schwenkten die georgische Fahne und Banner mit der Aufschrift «Lasst Saakaschwili frei». «Wir starten heute einen massenhaften Hungerstreik, der erst enden wird, wenn Michail Saakaschwili aus der Gefangenschaft befreit ist», sagte Nika Melia, Vorsitzender von Saakaschwilis Partei Vereinte Nationale Bewegung, der wichtigsten Oppositionsgruppe im Land, unter Applaus. Es war zunächst unklar, wieviele Menschen sich an dem Hungerstreik vor der Parteizentrale beteiligen wollten.
In einer Erklärung, die seine Mutter Giuli Alasania verlas, rief Saakaschwili zu nationaler Geschlossenheit und friedlichen Massenprotesten auf, um vorgezogene Parlamentswahlen durchzusetzen. Georgiens «Langzeittraum und historisches Streben nach europäischer Integration sind in Gefahr», erklärte er. «Wir brauchen dringend freie Medien, eine unabhängige Justiz, faire Wahlen.»
Ein Gremium unabhängiger Ärztinnen und Ärzte hatte am Samstag in Tiflis erklärt, Saakaschwilis Gesundheit habe sich durch psychische Folter und Misshandlungen in der Haft stark verschlechtert. Er hatte am 20. November einen 50 Tage zuvor begonnenen Hungerstreik abgebrochen, nachdem er in ein Militärkrankenhaus verlegt worden war.
Anfang November hatte Saakaschwili erklärt, er sei im Gefängnis psychisch gefoltert und von Wärtern misshandelt worden. Konkret hatte er sich über Todesdrohungen, Schlafentzug und körperliche Misshandlungen beklagt.
Saakaschwili war im Oktober nach acht Jahren im Exil aus der Ukraine nach Georgien zurückgekehrt und sofort festgenommen worden. Er steht nun wegen Machtmissbrauchs vor Gericht. Saakaschwili weist den Vorwurf als politisch motiviert zurück.
Saakaschwili war nach der von ihm angeführten, weitgehend friedlichen Rosenrevolution von 2004 bis 2013 Präsident Georgiens. In der Zeit setzte der pro-westliche Politiker tiefgreifende Wirtschaftsreformen durch. Seine georgische Staatsangehörigkeit wurde ihm 2015 entzogen. 2018 wurde er in Abwesenheit bereits zu sechs Jahren Haft wegen Amtsmissbrauchs verurteilt.