Trump will Truppen länger in Syrien lassen als zunächst verkündet
Donald Trump will die US-Truppen länger in Syrien lassen als zunächst verkündet. Ein sofortiger Abzug steht damit nicht mehr zur Diskussion.
Das Wichtigste in Kürze
- Eigentlich sprach sich Trump für einen sofortigen Truppenabzug aus.
- Nun sollen die US-Truppen aber doch «langsam» aus Syrien abziehen.
Nach den heftigen politischen Turbulenzen um die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump zum Abzug aus Syrien deutet sich ein vorsichtiger Rückzieher an. Der Präsident sprach am Montag nach einem Treffen mit dem einflussreichen Senator Lindsey Graham davon, die US-Truppen «langsam» abzuziehen und dabei zugleich die Überreste der Dschihadistenmiliz IS zu bekämpfen. Von einem sofortigen Abzug und einem Sieg über den IS, den Trump erst vor zwei Wochen verkündet hatte, war nicht mehr die Rede.
Entscheid mit politischen Folgen
Trumps unerwartete Ankündigung eines Truppenabzugs hatte ein politisches Erdbeben ausgelöst. Die Partner in der internationalen Anti-IS-Allianz, die verbündeten Gruppierungen vor Ort in Syrien und selbst die Führung der US-Streitkräfte reagierten schockiert. US-Verteidigungsminister Jim Mattis erklärte aus Protest seinen Rücktritt. Auch die Aussen- und Sicherheitsexperten von Trumps Republikanischer Partei verurteilten die Entscheidung fast ausnahmslos und mühten sich um Schadensbegrenzung.
Anzeichen für ein Einlenken gab es dann nach einem langen Treffen des Präsidenten mit dem republikanischen Senator und Aussenexperten Graham, der Trump nach eigenen Worten zur Umkehr bewegen wollte. Trump erwäge nun eine Verzögerung des Abzugs der US-Truppen, bis der IS vollständig besiegt sei, sagte Graham am Sonntag nach dem Treffen im Weissen Haus.
Dabei spiele für Trump auch der Schutz der mit den USA verbündeten kurdischen Milizen eine Rolle. Die Kurden im Norden Syriens fürchten nach dem Abzug der US-Truppen eine weitere Offensive der Türkei. Ausserdem solle der Iran nicht der «grosse Gewinner» des Rückzugs der USA werden. Nach seinem Gespräch mit Trump habe er ein «besseres Gefühl», was die Syrien-Politik angehe, sagte Graham.
Trump, ein Nationalheld?
Trump twitterte daraufhin am Montagmorgen: «Wir bringen unsere Truppen langsam heim zu ihren Familien, während wir zugleich die Überreste des IS bekämpfen.» Noch am 19. Dezember hatte Trump den vollständigen Abzug der rund 2000 US-Soldaten aus Syrien angekündigt und erklärt, der IS sei «weitgehend besiegt».
If anybody but Donald Trump did what I did in Syria, which was an ISIS loaded mess when I became President, they would be a national hero. ISIS is mostly gone, we’re slowly sending our troops back home to be with their families, while at the same time fighting ISIS remnants......
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) December 31, 2018
In einer Serie von Twitter-Botschaften zeigte sich der Präsident am Montag allerdings gekränkt von der heftigen Kritik an seiner Entscheidung und wies darauf hin, dass ihm seiner Ansicht nach eigentlich der Status eines Nationalhelden gebühre. «Syrien war ein Debakel, als ich Präsident wurde. Jeder ausser Donald Trump, der mit Syrien getan hätte, was ich getan habe, wäre ein Nationalheld», schrieb Trump.
If anybody but Donald Trump did what I did in Syria, which was an ISIS loaded mess when I became President, they would be a national hero. ISIS is mostly gone, we’re slowly sending our troops back home to be with their families, while at the same time fighting ISIS remnants......
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) December 31, 2018