Emmanuel Macron

Wählt Frankreich wieder Emmanuel Macron oder doch Marine Le Pen?

Frankreich steht vor der gleichen Wahl wie 2017: Soll Emmanuel Macron oder Marine Le Pen das Land führen? Macron liegt zwar vorn, aber nicht mehr so deutlich.

Marine Le Pen
Die Titelseite der französischen Zeitung «Le Figaro» am 11. April 2022 zum Duell zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Franzosen wählen am Sonntag den nächsten Präsidenten oder die nächste Präsidentin.
  • Wie 2017 müssen sie zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen entscheiden.
  • Das Ergebnis soll um 20 Uhr verkündet werden.

Die französischen Wähler stehen vor der gleichen Wahl wie bereits 2017: Soll Emmanuel Macron oder Marine Le Pen ihr Land während den nächsten fünf Jahren führen? Die Wahllokale sind in Frankreich bis 19 Uhr, mancherorts bis 20 Uhr geöffnet. Gemäss dem TV-Sender «TF1» soll um 20 Uhr der Ausgang der Wahl verkündet werden.

Gemäss dem Meinungsforschungsinstitut «Ifop» lag am Mittwoch der amtierende Präsident mit 55,5 Prozent der Wählerstimmen klar vor seiner Kontrahentin. Ausserdem sei die Tendenz der Bevölkerung, für Macron zu stimmen, seit dem ersten Wahlgang gestiegen. Mit 27,6 Prozent hat Macron diesen klar vor Marine Le Pen mit 23,4 Prozent gewonnen.

Macron in TV-Duell überzeugender

Entscheidend wird jedoch sein, wie sich diejenigen Wähler nun entscheiden, die ihre Stimme im ersten Durchgang einem anderen Kandidaten gegeben haben. Im einzigen TV-Duell am Mittwochabend buhlten beide Kandidaten deshalb um genau diese Stimmen. Zuvor hatte ein Viertel der Befragten angegeben, die Debatte habe einen Einfluss darauf, wem sie letztlich die Stimme schenken.

Macron Le Pen TV-Duell
Macron und Le Pen im TV-Duell. - keystone

Einer Umfrage zufolge ist Emmanuel Macron als Sieger aus der TV-Debatte mit der rechten Kontrahentin Marine Le Pen hervorgegangen. Rund zwei Drittel von insgesamt 650 Zuschauern gaben in der Befragung des Instituts Elabe an, der liberale Staatschef sei überzeugender gewesen.

Im Gegensatz zu 2017 leisteten sich die Präsidentschaftskandidaten keine Beschimpfungen und persönlichen Angriffe. Die Debatte blieb überwiegend sachlich. Bei dem Duell 2017 hatte Le Pen sich gründlich blamiert, schaffte es nun aber, seriöser und präsidialer zu wirken.

Kandidaten nur in einem Punkt einig: Atomkraftwerke bleiben

Die Positionen von Emmanuel Macron und Marine Le Pen liegen in den meisten Kernthemen weit auseinander. Während Macron sich zur deutsch-französischen Kooperation und zur Verankerung Frankreichs in der Europäischen Union bekannte, stellte Le Pen klar, dass sie die EU gründlich ändern will.

Atomkraftwerk
Das Atomkraftwerk Cruas in Frankreich. - AFP

In der Energiepolitik setzen beide auf Atomkraft. Macron will zeitgleich erneuerbare Energien voranbringen, denn Frankreich soll als «erste grosse Nation» aus Öl, Gas und Kohle aussteigen. Le Pen hingegen hält Windräder für ökologisch und ökonomisch unsinnig, will bereits existierende Anlagen abbauen lassen. Sie will die Mehrwertsteuer auf Strom, Gas, Heizöl und Benzin von 20 auf 5,5 Prozent senken.

Das Kopftuch als ewiger Streitpunkt

Aus Schweizer Sicht gehen die Menschen in Frankreich vergleichsweise früh in Rente, Le Pen will am Renteneintrittsalter von 62 Jahren festhalten. Wer schon jung ins Berufsleben einsteige, solle mit 60 in Rente dürfen. Macron will das Rentenalter mit einigen Ausnahmen auf 65 Jahre anheben.

Diskriminierung
«Lass mir mein Kopftuch» – Eine Muslima bei einer Demonstration in Paris - AFP

Le Pen will in gewissen Bereichen wie der Wohnungssuche einen Vorrang für Franzosen in der Verfassung verankern. Im TV-Duell forderte sie ein Kopftuchverbot überall im öffentlichen Raum. Macron hält das mit der Religionsfreiheit und der Verfassung für unvereinbar – und fürchtet einen Bürgerkrieg, wenn man tatsächlich das Kopftuch in den Wohnvierteln verbieten würde.

Marine Le Pen könnte Putin-Nähe zum Verhängnis werden

Auch für die aktuell geschlossene westliche Front gegen Russland angesichts des Ukraine-Kriegs dürfte Le Pen zum erheblichen Problem werden. Mehrfach machte die als Freundin des Kremlchefs Wladimir Putin geltende Politikerin in den vergangenen Tagen Avancen gegenüber für die Zeit nach dem Krieg. Das Land könne wieder zum Partner Europas werden. Einem Embargo von Gas aus Russland erteilte sie bereits eine Absage, denn Sanktionen dürften Frankreich nicht schaden.

Marine Le Pen
Dieses Foto von einem Treffen mit Wladimir Putin im März 2017 liess Marine Le Pen in ihre Wahlbroschüre drucken – die sie jedoch wieder vernichten liess. - Keystone

Macron hingegen hat in seinen fünf Jahren Amtszeit auch Frust und Enttäuschung auf sich gezogen. Viele Menschen, denen es in ärmeren Gegenden an einer Perspektive fehlt, werfen ihm Arroganz und Überheblichkeit vor. Ausserdem ist Macron das Feindbild schlechthin der Linken – und rechts wählt man ohnehin Le Pen.

Wen wünschen Sie sich als Sieger oder Siegerin der Wahlen in Frankreich?

Die letzten Umfragewerte deuten alle darauf hin, dass Macron das Rennen machen wird. Doch dies war vor der Wahl Donald Trumps in den USA auch der Fall. Es ist also durchaus möglich, dass Marine Le Pen die erste Präsidentin Frankreichs wird.

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