AL: Viele Kinder und Jugendliche beklagen sich über zu langen Mittag
Der Zürcher Gemeinderat diskutiert über eine Späterlegung des Unterrichts auf Sekundarstufe. David Garcia Nuñez (AL) äussert sich im Interview zur Vorlage.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Zürcher Gemeinderat wird über einen Unterrichtsstart ab 8 Uhr diskutiert.
- Als Ausgleich wird eine Kürzung der Mittagszeit vorgeschlagen.
- David Garcia Nuñez (AL) begrüsst eine solche Änderung.
Soll in der Stadt Zürich der Unterricht auf Sekundarstufe frühestens ab 8 Uhr beginnen? Unter anderem dieser Frage widmet sich der Gemeinderat am 10. April 2024. Begründet wird das Anliegen mit der frühmorgens besonders eingeschränkten Konzentrationsfähigkeit bei Jugendlichen aus «biologischen und entwicklungspsychologischen Gründen».
Bisher hat sich Balz Bürgisser (Grüne) zum Thema geäussert. Eine Anpassung der Unterrichtszeit würde dieser begrüssen. Ähnlich klingt es von David Garcia Nuñez (AL) im Interview Nau.ch gegenüber.
Nau.ch: Befürworten Sie eine Anpassung des Unterrichtbeginns an der Sekundarstufe auf frühestens 8 Uhr?
David Garcia Nuñez: Ja, ich habe bereits zusammen mit meinem Parteikollegen Patrick Maillard (AL) ein Postulat zur Verlegung des Unterrichtbeginns auf der Sekundarstufe auf 8.20 Uhr im Rahmen eines Pilotprojekts verlangt. Der Vorstoss wurde mit einer grossen Mehrheit überwiesen.
Leider hat es der Stadtrat Filippo Leutenegger (FDP) während dieser Jahre verschlafen, diese Idee umzusetzen. Darum nehmen wir nun die Sache selbst in die Hand und haben zusammen mit anderen diese parlamentarische Initiative eingereicht.
«Viele würden lieber Zeit auf den Morgen verschieben, damit sie länger schlafen können»
Nau.ch: Der Stadtrat lehnt die Forderung ab – diese würde zu einer Unterrichtsverlegung auf den Mittag oder den späten Nachmittag sowie einer Verschlechterung von Vereinbarkeit von Beruf und Familie führen. Teilen Sie diese Ansicht?
Garcia Nuñez: Nein. Viele Kinder und Jugendliche auf der Sekundarstufe beklagen sich darüber, dass sie eine zu lange Mittagspause haben. Sie würden lieber diese Zeit auf den Morgen verschieben, damit sie etwas länger schlafen können.
Im Kanton Basel-Stadt beginnt der Unterricht beispielsweise um 8 Uhr. Mir wäre nicht bekannt, dass die dortigen Familien mehr Problemen mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familien hätten.
Nau.ch: Um den Unterricht zur gleichen Zeit wie jetzt beenden zu können, wird in der parlamentarischen Initiative vorgeschlagen, die Mittagszeit auf 60 Minuten zu kürzen. Könnten dadurch die vom Stadtrat befürchteten negativen Auswirkungen verhindert werden?
Garcia Nuñez: Auf jeden Fall. In anderen Kantonen ist die Mittagszeit sogar auf 45 Minuten reduziert worden. Mit einer Verkürzung der Mittagszeiten lässt sich der Stundenplan trotzdem so gestalten, dass die Kinder und Jugendlichen nach der Schule genügend Freizeit für ihre sportlichen und musikalischen Aktivitäten haben.
Nau.ch: Sehen Sie sonstige notwendige Massnahmen am Schulsystem, um die Situation für Jugendliche an der Sekundarstufe zu verbessern?
Garcia Nuñez: Mir kommen viele in den Sinn. Diese gehen über die Entrümpelung gewisser überholten Unterrichtsinhalten über das kritische Erlernen vom Umgang mit sozialen Medien bis zur Einführung von nicht leistungsorientierten Unterrichtseinheiten, wo Kinder und Jugendliche mehr über Gesundheitsaspekte informiert werden würden. Insbesondere im Bereich der Prävention von mentalen Gesundheitsproblemen müsste man auf dieser Stufe viel mehr unternehmen.
Zur Person: David Garcia Nuñez (48) ist Zürcher Gemeinderat und Co-Fraktionspräsident der Alternativen Liste (AL). Er arbeitet als Psychiater sowie Psychotherapeut und wohnt in Zürich.