Grüne Zürich zu Unterrichtsbeginn: «Jugendliche schlafen zu wenig»

Thierry Ehrsam
Thierry Ehrsam

Zürich,

Eine Initiative im Zürcher Gemeinderat will den Unterrichtsbeginn auf frühestens 8 Uhr festlegen. Für Balz Bürgisser (Grüne) wird damit ein Missstand behoben.

Schulstart 8 Uhr Zürich
Der Zürcher Gemeinderat diskutiert darüber, ob der Schulstart auf der Sekundarstufe auf frühestens 8 Uhr festgelegt werden soll. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zürcher Gemeinderat debattiert über einen Unterrichtsstart auf Sekundarstufe ab 8 Uhr.
  • Dadurch soll auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingegangen werden.
  • Balz Bürgisser (Grüne) äussert sich im Nau.ch-Interview.

Am 10. April 2024 wird im Stadtzürcher Gemeinderat darüber diskutiert, ob der Unterrichtsbeginn auf Sekundarstufen auf frühestens 8 Uhr festgelegt werden soll. Dies fordert eine Einzelinitiative, da die Konzentrationsfähigkeit aus «biologischen und entwicklungspsychologischen Gründen» um 7.30 Uhr bei Jugendlichen besonders eingeschränkt sei.

Eine zweite parlamentarische Initiative zum Thema stellt dieselbe Forderung, will aber die Mittagszeit verkürzen, damit die Anpassung nicht zu längeren Schultagen führt. Nau.ch hat mit Balz Bürgisser (Grüne) über die Forderung gesprochen.

Nau.ch: Befürworten Sie eine Anpassung des Unterrichtbeginns an der Sekundarstufe auf frühestens 8 Uhr?

Balz Bürgisser: Selbstverständlich ja. In Pubertät und Adoleszenz verschiebt sich die innere Uhr, die jeder Mensch hat, vorübergehend nach hinten. Daher gehört die Mehrzahl der Jugendlichen zum «Spättyp». Das heisst, dass sie erst nach Mitternacht einschlafen können.

Balz Bürgisser Grüne
Balz Bürgisser ist Grünen-Gemeinderat der Stadt Zürich. - zVg

Diese Jugendlichen schlafen zu wenig, wenn die Sekundarschule um 7.30 Uhr beginnt, und sie lernen in der ersten Morgenlektion kaum etwas. Dieser Missstand sollte baldmöglichst behoben werden.

«Der Stadtrat will einfach nicht»

Nau.ch: Der Stadtrat lehnt die Forderung ab – diese würde zu einer Unterrichtsverlegung auf den Mittag oder den späten Nachmittag sowie einer Verschlechterung von Vereinbarkeit von Beruf und Familie führen. Teilen Sie diese Ansicht?

Bürgisser: Nein, gar nicht. Der Stadtrat will einfach nicht. Unsere Forderung betrifft die Tagesschulen auf der Sekundarstufe. Tagesschulen fördern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Der spätere Unterrichtsbeginn kann durch eine kürzere Mittagspause kompensiert werden, sodass der Unterrichtsschluss am Nachmittag etwa gleich bleibt wie heute. An der Volksschule in der Stadt Basel und an der Gesamtschule Leutschenbach in Schwamendingen wird der Unterrichtsbeginn um 8 Uhr praktiziert – ohne Probleme.

Soll der frühestmögliche Unterrichtsbeginn in der Stadt Zürich auf 8 Uhr festgelegt werden?

Nau.ch: Um den Unterricht zur gleichen Zeit wie jetzt beenden zu können, wird in der parlamentarischen Initiative vorgeschlagen, die Mittagszeit auf 60 Minuten zu kürzen. Könnten dadurch die vom Stadtrat befürchteten negativen Auswirkungen verhindert werden?

Bürgisser: Ja, genau. Heute beträgt die Mittagspause an den Tagesschulen 80 bis 100 Minuten. Auf der Sekundarstufe soll eine Verkürzung auf mindestens 60 Minuten ermöglicht werden. An den Tagesschulen bleiben die meisten Jugendlichen ja über Mittag in der Schule.

Verkürzung Mittagszeit
Durch eine Verkürzung der Mittagszeit soll den negativen Auswirkungen der Späterlegung entgegengewirkt werden. (Symbolbild) - keystone

Nach meiner langjährigen Erfahrung sind Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren nach einer Mittagspause von 60 Minuten wieder voll aufnahmefähig und leistungsbereit.

«Andere Massnahme ist die Reduktion der Lektionen von heute 35 auf 33 in der 1. Sek»

Nau.ch: Sehen Sie sonstige notwendige Massnahmen am Schulsystem, um die Situation für Jugendliche an der Sekundarstufe zu verbessern?

Bürgisser: Die Späterlegung des Unterrichts ist eine einfache, kostengünstige Massnahme, um die Motivation und die Leistung der Jugendlichen zu verbessern. Eine andere Massnahme ist die Reduktion der Anzahl Lektionen von heute 35 auf 33 in der 1. Sek.

Zu viele obligatorische Lektionen führen zu langen Präsenzzeiten in der Schule und demotivieren die Jugendlichen. Um dieses Anliegen zu erfüllen, müsste der kantonale Zürcher Lehrplan geändert werden. Der Stadt Zürich sind da die Hände gebunden.

Zur Person: Balz Bürgisser (*1953) ist Zürcher Gemeinderat für die Grünen. Beruflich ist er als Mittelschullehrer tätig und wohnhaft in Zürich.

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Kommentare

User #5992 (nicht angemeldet)

Es liegt an den Eltern, das ihre Kids einen gesunden Schlaf Rhythmus lernen und nicht bis mitten in der Nacht ihrer Handy Sucht fröhnen.

User #1064 (nicht angemeldet)

Dann werden sie ja nie gute Arbeitssklaven?

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