Cloe Weber (Grüne Thun): «Gewalt gegen Frauen ist weit verbreitet»
Cloe Weber (Grüne) spricht im Interview über die Umsetzung der Istanbul-Konvention in Thun. Die Politikerin fordert mehr Massnahmen, um Gewalt zu verhindern.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Postulat im Thuner Stadtrat fordert Gelder zur Umsetzung der Istanbul-Konvention.
- Aktuell fehle nämlich Geld, um gezielte Massnahmen zur Verhinderung von Gewalt zu schaffen
- Cloe Weber (Grüne) sagt im Interview, dass sie die Forderung unterstütze.
Im Thuner Stadtrat steht derzeit zur Debatte, ob die Stadt die Istanbul-Konvention genügend umsetzt. Ein Postulat fordert die Schaffung von Geldern, um gezielte Massnahmen umsetzen zu können. Mit der Konvention sollen Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt mittels vier Säulen – Gewaltprävention, Gewaltschutz, Strafverfolgung, Integrativer Ansatz – verhindert werden.
Bisher äusserten sich Alice Kropf (SP) und Daniela Huber Notter (Die Mitte) im Interview mit Nau.ch. Als Nächstes nimmt Grünen-Stadträtin Cloe Weber Stellung zur Forderung. Wie Kropf unterstützt auch sie das Postulat.
Nau.ch: Setzt die Stadt Thun die vier Säulen der Istanbul-Konvention zum jetzigen Zeitpunkt genügend um?
Cloe Weber: Die Stadt Thun hat bereits positive Ansätze umgesetzt, diese reichen aber noch nicht aus. Gerade im Bereich der Gewaltprävention muss das Thema in der breiten Bevölkerung und in den verschiedenen Generationen sichtbar gemacht werden. Es braucht verstärkte Massnahmen, um die Bevölkerung umfassend zu sensibilisieren.
«Es gilt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln Vorfälle zu verhindern.»
Nau.ch: Das Postulat fordert zusätzliche Massnahmen, um Gewaltdelikten vorzubeugen und Opfer von Gewalt besser zu unterstützen. Dazu sollen mindestens 150'000 Franken ins Budget aufgenommen werden. Befürworten Sie diese Forderung?
Weber: Für die Umsetzung konkreter Massnahmen sind zusätzliche finanzielle Mittel unabdingbar, weshalb ich die Forderung des Postulats unterstütze. Häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen sind weit verbreitet und verursachen viel Leid und hohe Kosten. Die Prävention ist hier entscheidend, denn es gilt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln Vorfälle zu verhindern.
Nau.ch: Der Gemeinderat lehnt das Postulat ab. Die Stadt Thun nehme mit umgesetzten und geplanten Massnahmen ihre Verantwortung zur Verhinderung von häuslicher Gewalt bereits wahr. Teilen Sie diese Einschätzung?
Weber: Obwohl bereits verschiedene Massnahmen umgesetzt wurden und weitere geplant sind, bestehen immer noch Lücken in der Umsetzung. Die Ablehnung des Postulates ignoriert die Tatsache, dass viele Opfer heute noch nicht die nötige Unterstützung erhalten und weiterer Handlungsbedarf besteht.
«Entscheidend, dass die Hilfsangebote einfach zugänglich und ohne grosse Hürden nutzbar sind.»
Nau.ch: Welche Massnahmen braucht es Ihrer Meinung nach, um Menschen, insbesondere Frauen, besser vor Gewalt zu schützen?
Weber: Frauen, die von (häuslicher) Gewalt betroffen sind, befinden sich in einer extrem belastenden Situation. Deshalb ist es entscheidend, dass die Hilfsangebote einfach zugänglich und ohne grosse Hürden nutzbar sind. Im Bereich der Prävention erachte ich beispielsweise eine breit angelegte Kampagne nach dem Vorbild von «Divers BielBienne», wie sie im Postulat erwähnt wird, als sinnvoll.
Diese könnte mit Aktionstagen kombiniert werden, um die Reichweite und Wirkung zu erhöhen. Dazu braucht es genügend finanzielle Mittel, damit die Massnahmen finanziert und umgesetzt werden können. Die beantragten 150’000 Franken sind ein Schritt in diese Richtung und deshalb notwendig.
Zur Person: Cloe Weber ist 29 Jahre alt und seit 2019 Mitglied des Thuner Stadtrats für die Grünen. Die gelernte Drogistin und Betriebsökonomin absolviert derzeit ein Masterstudium im Bereich Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit.