FDP Zürich: Städtische Angestellte können schon ab 58 in Rente gehen
Ein Postulat im Zürcher Gemeinderat fordert eine Rente ab 60 für Personen in körperlich harten Berufen. Für Martina Zürcher (FDP) geht der Vorschlag zu weit.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 28. Februar wird im Gemeinderat über eine Frührente für Stadt-Angestellte gesprochen.
- Das Postulat fordert Rentenalter 60 in Verschleissjobs für städtische Angestellt.
- Martina Zürcher (FDP) ist dagegen. Eine faire Definition sei nur schwer umsetzbar.
Ein Postulat, welches am 28. Februar im Zürcher Gemeinderat besprochen wird, fordert eine finanziell abgesicherten Rente ab 60 für körperlich hart arbeitende städtische Angestellte. Angedacht ist eine ähnliche Lösung wie im Bauhauptgewerbe, wie es sie seit 2003 gibt.
Mit-Postulat-Steller Patrik Maillard (AL) hat sich Nau.ch gegenüber schon geäussert. Als nächstes äussert sich Martina Zürcher (FDP), sie lehnt das Postulat hab.
Nau.ch: Befürworten Sie die Forderung, dass städtische Angestellte in körperlich belastenden Berufen bereits mit 60 finanziell abgesichert in Rente gehen können?
Martina Zürcher: Nein, weil die Stadt Zürich ein Personalrecht und Anstellungskonditionen hat, welche für alle gut 30'000 Mitarbeitenden in den verschiedensten Berufsgruppen gelten. Auch die Leistungen der Pensionskasse der Stadt Zürich sind gut, es wird deutlich über dem BVG-Minimum gespart.
«Der grösste Knackpunkt beim Vorstoss wäre vermutlich eine faire Definition»
Städtische Angestellte können schon heute ab 58 in Rente gehen, dann natürlich mit einer tieferen Rente als mit Alter 65, aber die Stadt Zürich zahlt je nach Fall einen sogenannten Überbrückungszuschuss. Der grösste Knackpunkt beim Vorstoss wäre aber vermutlich eine faire Definition, welche Mitarbeitenden einen Beruf mit grosser körperlicher Belastung ausführen und welche nicht.
Nau.ch: Gibt es konkrete Zahlen, wie viele Personen von solch einer Änderung betroffen wären und welche Kosten dadurch entstehen würden?
Zürcher: Genau das ist das Problem. Sind nur diejenigen betroffen, die den ganzen Tag schwer schuften oder auch jene, die mehrheitlich «nur» den Lastwagen fahren? Mitarbeitende, die mindestens einen Teil ihrer Arbeitszeit mit Administration am Computer verbringen auch? Und was ist mit jenen, die zwar keine schweren Gewichte heben, aber dafür sehr stressige Jobs haben?
Nau.ch: Könnte eine solche Regelung zu einer Verschärfung des Fachkräftemangels führen, beispielsweise in Pflegeberufen?
Zürcher: Klar verschärft sich der Fachkräftemangel, wenn Fachkräfte früher aus dem Arbeitsleben ausscheiden.
«Persönlich bin ich Modellen von Lebensarbeitszeit nicht abgeneigt»
Nau.ch: Wäre bei Annahme eine Ausweitung von «nur» städtischen Angestellten auf sämtliche Angestellten, welche in einem körperlich anstrengenden Beruf arbeiten, denkbar?
Zürcher: Das müsste dann branchen- oder bundesweit diskutiert werden und nicht im Stadtzürcher Gemeinderat. Persönlich bin ich aber Modellen von Lebensarbeitszeit nicht abgeneigt.
Nau.ch: Laut Postulat würden Angestellte in körperlich anstrengenden Berufen das Pensionsalter nur selten bei guter Gesundheit erreichen. Mit welchen politischen Massnahmen können die Arbeitsbedingungen in solchen Berufen verbessert werden?
Zürcher: Nicht nur körperliche Anstrengung, sondern auch Stress kann längerfristige Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Dagegen braucht es einen Strauss voller Mittel, beispielsweise technische Hilfsmittel, Arbeitssicherheit oder flexible Arbeitszeitmodelle.
Zur Person: Martina Zürcher ist 37-jährig und seit 2018 für die FDP im Gemeinderat der Stadt Zürich. Daneben beschäftigt sich die Mutter von zwei Kleinkindern mit Statistik und Mathematik bei einem Lebensversicherer.