Der Zürcher Gemeinderat bespricht am 28. Februar ein Rentenalter 60 in körperlich belastenden Berufen für städtische Angestellte. Serap Kahriman (GLP) winkt ab.
Serap Kahriman GLP
Serap Kahriman ist Zürcher GLP-Gemeinderätin sowie Vizepräsidentin der Sachkommission Finanzdepartement. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zürcher Gemeinderat tagt das nächste Mal am 28. Februar 2024.
  • Thema ist unter anderem Rentenalter 60 für städtische Angestellte in Verschleissjobs.
  • Serap Kahriman (GLP) lehnt das Postulat ab, es gebe bereits gute Lösungen.
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Städtische Angestellte in körperlich belastenden Berufen sollen mit 60 finanziell abgesichert in Rente gehen können. Dies fordert ein Postulat, das am 28. Februar im Zürcher Gemeinderat besprochen wird.

Das Postulat wurde von der AL eingereicht, Nau.ch hat bereits mit Patrik Maillard gesprochen. Auch Martina Zürcher (FDP) hat sich bereits zum Thema geäussert, sie lehnt den Vorstoss ab. Nun erklärt Serap Kahriman (GLP), weshalb sie gegen den Vorschlag ist.

Nau.ch: Befürworten Sie die Forderung, dass städtische Angestellte in körperlich belastenden Berufen bereits mit 60 finanziell abgesichert in Rente gehen können?

Serap Kahriman: Wir anerkennen, dass Personen, die in körperlich belastenden Berufen arbeiten, hinsichtlich Pensionierung vor Herausforderungen stehen. Den Vorstoss wird die GLP jedoch nicht unterstützen. Einerseits gibt es bereits für alle städtischen Angestellten sehr gute Lösungen für eine Frühpensionierung, wie Überbrückungszuschüsse sowie eine flexible Gestaltung der letzten Arbeitsphase mit grosszügigen Arbeitergeberleistungen ab dem 60. Lebensjahr, weshalb wir eine zusätzliche gesonderte Lösung nicht als notwendig erachten.

Tramschienen Baustelle Hönggerstrasse
Abbruch der Tramschienen an der Hönggerstrasse in Zürich. (Archivbild) - keystone

Andererseits stellt sich die Frage, welche Berufsgruppen nun unter den Begriff «körperlich belastbar» fallen und was zum Beispiel mit Arbeitnehmenden, die psychischer Belastung ausgesetzt sind, passiert. Grundsätzlich wäre die Abgrenzung wohl nicht ganz so einfach und wäre herausfordernd.

Zudem muss bedacht werden, dass unsere Lebenserwartung weiterhin steigt, das Pensionsalter jedoch gleich bleibt. Es ist deshalb wichtig, im heutigen System nachhaltige Lösungen zu finden, was bedeutet, dass statt Frühpensionierungen die betroffenen Personen gesund bis zum ordentlichen Pensionsalter arbeiten können.

Nau.ch: Gibt es konkrete Zahlen, wie viele Personen von solch einer Änderung betroffen wären und welche Kosten dadurch entstehen würden?

Kahriman: Nein. Mit dem Überweisen des Vorstosses entsteht jedoch ein Prüfauftrag. Dadurch könnten womöglich in diesem komplexen Thema die Zahlen geliefert werden. Ein solcher Prüfauftrag würde jedoch unnötigerweise viele Ressourcen benötigen, da bereits sehr gute Lösungen für die städtischen Angestellten bestehen.

«Natürlich kann eine solche Regelung zur Verschärfung führen»

Nau.ch: Könnte eine solche Regelung zu einer Verschärfung des Fachkräftemangels führen, beispielsweise in Pflegeberufen?

Kahriman: Durch die Pensionierung der Babyboomer-Generation werden wir in den nächsten Jahren – gemäss dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse im Jahr 2029 – den Höhepunkt des Fachkräftemangels erleben. Aber natürlich kann eine solche Regelung zur Verschärfung führen. Umso wichtiger ist es deshalb, heute schon Massnahmen zu treffen, damit wir den Fachkräftemangel infolge der Pensionierungswelle der Babyboomer abfedern können.

Fachkräftemangel Babyboomer
Die Babyboomer haben weiterhin viel Kapital und Zeit um Zweitwohnungen in den Schweizer Alpen aufzukaufen. - keystone

Nau.ch: Wäre bei Annahme eine Ausweitung von «nur» städtischen Angestellten auf sämtliche Angestellten, die in einem körperlich anstrengenden Beruf arbeiten, denkbar?

Kahriman: Dies obliegt nicht dem Gemeinderat. In der Privatwirtschaft müssten sich die Gewerkschaften starkmachen und sowohl mit den Arbeitgebenden als auch mit der Politik einen gangbaren Weg finden.

Befürworten Sie eine Rente mit 60 für Personen, die einen körperlich harten Beruf ausüben?

Nau.ch: Laut Postulat würden Angestellte in körperlich anstrengenden Berufen das Pensionsalter nur selten bei guter Gesundheit erreichen. Mit welchen politischen Massnahmen können die Arbeitsbedingungen in solchen Berufen verbessert werden?

Kahriman: Da gibt es verschieden Massnahmen, die je nach Berufsgruppe etabliert werden könnten. Von Altersentlastung vom Nachtdienst bis hin zu Gesundheits- und Bewegungsprogrammen, moderne und ergonomische Arbeitsgeräte, Jobrotations bei wiederkehrender einseitiger Belastung, Neugestaltung von Arbeitsabläufen, Weiterbildungen und individuelle Lösungen bei der Reintegration von Kranken und Verunfallten.

Zur Person: Serap Kahriman (33) ist Zürcher GLP-Gemeinderätin sowie Vizepräsidentin der Sachkommission Finanzdepartement. Die Juristin wohnt in der Stadt Zürich.

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