Reitschule

Geiser (GB): «Ausschreitungen haben wenig mit der Reitschule zu tun»

Thierry Ehrsam
Thierry Ehrsam

Bern,

Der Berner Stadtrat widmet sich an seiner nächsten Sitzung der Reitschule. Franziska Geiser (Grünes Bündnis) äussert sich im Interview zur Situation.

Bern Reitschule
Der Vorplatz der Berner Reitschule. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Rund um die Berner Reitschule kommt es immer wieder zu Ausschreitungen.
  • Im Interview spricht Franziska Geiser (Grünes Bündnis) über die Situation.
  • Sie ist der Meinung, dass die Reitschule sogar dazu beitrage, Gewalt zu verhindern.

An der nächsten Sitzung des Berner Stadtrats, am 30. Mai 2024, stehen gleich mehrere verschiedene Traktanden zur Situation der Reitschule an. Immer wieder gerät diese aufgrund Ausschreitungen in die Schlagzeilen.

Franziska Geiser (Grünes Bündnis) äussert sich im Nau.ch-Interview zur aktuellen Lage und erklärt, weshalb die Gewalt wenig mit der Reitschule zu tun hat.

Nau.ch: Die Reitschule macht immer wieder Schlagzeilen – vor zwei Wochen gab es massive Ausschreitungen. Sind zusätzliche Massnahmen, zum Beispiel Sicherheitsmassnahmen, erforderlich?

Franziska Geiser: Die Ausschreitungen haben wenig mit der Reitschule zu tun. Die Ausschreitungen fanden nahe der Reitschule statt, wurden aber nicht von Reitschulaktivistinnen und -aktivisten geplant oder mitgetragen. Die Reitschule hat sich von den Ausschreitungen im Nachgang distanziert. Deshalb braucht es keine zusätzlichen Sicherheitsmassnahmen.

Franziska Geiser Grünes Bündnis
Franziska Geiser ist Stadträtin und Co-Fraktionspräsidentin des Grünen Bündnis. - zVg

Nau.ch: Der Sicherheitsdirektor Philippe Müller nannte eine temporäre Schliessung der Reitschule oder Kürzung der Gelder als mögliche Konsequenzen. Erachten Sie diese als sinnvoll?

Geiser: Nein, das erachte ich als sinnleer. Dass Philippe Müller eigenartige Anschauungen hat, wurde ja auch im Zusammenhang mit Nemos ESC-Sieg ersichtlich. Müller glaubt, ohne Reitschule könnte es zu Ausschreitungen wie der in dieser Nacht Anfang Mai nicht kommen.

Da täuscht er sich. Sie fänden einfach an einem anderen Ort statt. Die Verknüpfung der Ausschreitungen mit der Reitschule ist ein politisches Kalkül, es geht darum, der Reitschule zu schaden. Bern wäre ohne Reitschule keine friedlichere Stadt, im Gegenteil.

«Reitschule trägt seit jeher dazu bei, dass Gewalt verhindert werden kann»

Nau.ch: Im Postulat «Streit um Polizeieinsätze – Deeskalation und Lösungsansätze?» wird der Gemeinderat nach deeskalierenden Massnahmen gefragt. Was braucht es Ihrer Meinung nach, damit Gewaltausbrüche gar nicht erst entstehen?

Geiser: Das ist eine grosse Frage. Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft, in der wir leben, frei von Gewalt sein kann. Ausschreitungen in der Stadt Bern führen immer dazu, dass eine härtere Gangart gegenüber der Reitschule gefordert wird – wie im erwähnten Postulat von 2018.

In Wahrheit trägt die Reitschule seit jeher dazu bei, dass Gewalt verhindert werden kann, und zwar indem sie Menschen Raum gibt, die sonst nirgends willkommen sind: Armutsbetroffene oder Drogenkonsumenten und -konsumentinnen beispielsweise.

Reitschule Gewalt Franziska Geiser
Ohne die Reitschule würde es laut Franziska Geiser zu mehr Gewalt kommen. (Symbolbild) - keystone

Das können wir uns zum Vorbild nehmen: Menschen ernst nehmen, ihre Bedürfnisse ernst nehmen, auch wenn sie nicht gesellschaftlich konform sind. So bekämpfen wir nachhaltig Gewalt.

Nau.ch: Haben Sie weitere Vorschläge, um die Situation bei der Reitschule zu verbessern?

Geiser: Noch einmal: Die Reitschule hat nicht viel mit der Situation auf der benachbarten Schützenmatte zu tun: Drogenkonsumentinnen und -konsumenten, Dealerinnen und Dealer, abgewiesene Geflüchtete – viele Menschen in belasteten Lebenssituationen treffen auf der Schützenmatte aufeinander.

Eine Verbesserung wäre die Drogenlegalisierung und ein Asylrecht, das Geflüchteten Perspektiven bietet. Das sind aber langfristige Ziele. Deshalb werden alle Massnahmen zur Verbesserung der Situation auf der Schützenmatte vorläufig Symptombekämpfung bleiben.

Schützenmatte Reitschule
Sicht auf die Schützenmatte und die Reitschule. (Archivbild) - keystone

Hier könnte die Stadt aber tatsächlich handeln: Eine ambulante psychiatrische Versorgung beispielsweise, die finanzielle Unterstützung der sozialen Arbeit auf der Schützenmatte oder niederschwelligere Einlassbedingungen bei der «Contact»-Anlaufstelle würden helfen.

Warst du schon in der Reitschule?

Zur Person: Franziska Geiser (48) ist Stadträtin und Co-Fraktionspräsidentin des Grünen Bündnis. Sie arbeitet als Deutschdozentin und lebt in Bern.

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Kommentare

User #3554 (nicht angemeldet)

Typisch es sind immer die andern. Und dennoch unternimmt man nichts gegen die anderen.

User #4813 (nicht angemeldet)

eine Berner Träumerin mehr.......

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