Pride in Bern: Polizei rechnet trotz Hass nicht mit Störaktionen
Am Samstag ist in der Stadt Bern Pride angesagt. Der Anlass hat viel homophoben Hass ausgelöst, doch die Polizei bleibt gelassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die EuroGames und Pride in der Stadt Bern haben Hass und Homophobie ausgelöst.
- Die Polizei rechnet trotzdem nicht mit Störaktionen.
- Eine Berner Politikerin sagt, Safe Spaces seien genau aufgrund der Anfeindungen wichtig.
Pride ist eigentlich im Juni, doch die Stadt Bern hat eine Ausnahme gemacht. Weil die «EuroGames», ein LGBTIQ-Sportanlass, dieses Jahr in Bern stattfinden, findet das Pride-Fest am Samstag statt.
Wie Nau.ch bereits berichtete, reagieren manche Leute mit Homophobie und Hasskommentaren auf den Anlass. So sehr, dass das Twitter-Konto der Stadt Bern die Antwortfunktion deaktivieren musste.
Kantonspolizei Bern rechnet nicht mit Störaktionen
Offensichtlich lässt die Akzeptanz von queeren Personen in der Schweiz also noch zu wünschen übrig. Die Kantonspolizei Bern ist vor Ort, rechnet aber nicht mit Störaktionen oder Gegendemonstrationen oder – im schlimmsten Fall – Gewalt.
«Bis jetzt verliefen die EuroGames friedlich und ohne Zwischenfälle», sagt eine Sprecherin der Polizei. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sich das ändern könnte.
Politisch hat der Diskurs rund um die Pride und EuroGames für viel Wirbel gesorgt. Die Junge SVP twitterte, der Anlass gebe einen «Blick in den Abgrund», in «eine Zeit, in der Psychiatrien überfüllt sind». Die Jungen Grünliberalen prüfen eine Anzeige gegen die rechte Jungpartei wegen Diskriminierung, berichtet «20 Minuten».
Das lässt wirklich in eure Abgründe blicken @jsvp @davidtrachsel. Anstatt zurück ins Mittelalter gehen wir mit der @jglpCH in eine moderne Schweiz. #WeilWirsBesserKönnen #FreiheitVerteidigen pic.twitter.com/n8k76atCl6
— Tobias Vögeli (@Tobias_Voegeli) July 26, 2023
Janosch Weyermann ist SVP-Mitglied, Berner Stadtrat und lebt offen als homosexueller Mann. Er sagt zu Nau.ch: «Es ist erschreckend, dass sich einige Leute von ein paar Regenbogenfahnen irritieren lassen und sich gleich derart im Ton vergreifen.»
Andererseits sei Twitter «leider dafür bekannt, anyonymen Trollen eine Plattform zu bieten, auf der sie Hass und Hetze verbreiten können». Es sei ein Armutszeugnis, dass die Fahnen im Vorfeld der Ereignisse für «derart Missstimmungen sorgen».
Persönlich an der Pride teilnehmen könne er nicht, ferienbedingt, sagt Weyermann. Er wünsche aber allen Beteiligten eine schöne Pride und erfolgreiche EuroGames.
«Solange es Hass gibt, braucht es Safe Spaces»
Florence Schmid, Berner Stadträtin und Jungfreisinnige, ist auch Befürworterin der EuroGames und Pride. Zu Nau.ch sagt sie, der Online-Hass sei «unverständlich, traurig und erschreckend».
«Die Reaktionen zeigen auf jeden Fall, wieso es Veranstaltungen wie die Eurogames oder die Pride noch braucht», sagt Schmid weiter. Solange es Anfeindungen gegen Menschen gebe, die nicht «nach vermeintlichen Normen» lebten und liebten, brauche es «Safe Spaces». Diese ermögliche queeren Menschen das Frei-Sein.
Schmid findet zudem, Bern solle weiterhin Anlässen wie die Pride ermöglichen. Janosch Weyermann sagt: «Als weltoffene Stadt, ist Bern genau der richtige Austragungsort für einen solchen Anlass».
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Haben Sie aufgrund Ihrer sexuellen Orientierung oder queeren Identität Diskriminierung erlebt? Haben Sie einen Hate Crime gegen queere Personen gesehen oder gehört?
Die LGBTIQ-Hotline hilft von Montag bis Freitag, 19-21Uhr: 0800 133 133
lgbtiq-helpline.ch