Sunrise will Kündigungen nur noch im direkten Kontakt

Keystone-SDA
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Zürich,

Sunrise prescht vor: Der zweitgrösste Telekomanbieter der Schweiz lässt künftig eine Kündigung per Brief oder Email nicht mehr gelten. Dies stösst beim Konsumentenschutz auf heftige Kritik.

Eine Person hält ihr Handy in die Luft.
Eine Person hält ihr Handy in die Luft. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Sunrise verärgert mit einer neuen Regel die Stiftung für Konsumentenschutz.
  • Das Telekomunternehmen lässt Kündigungen nur noch per Chat oder Anruf im Call-Center zu.
  • Das sei abstrus und kundenunfreundlich, sagt Konsumentenschützerin Sara Stalder.
  • Sunrise ist bis jetzt das einzige grosse Unternehmen, bei dem Kündigungen per Brief nicht mehr gelten.

Sunrise, der zweitgrösste Telekomanbieter der Schweiz, lässt künftig eine Kündigung per Brief oder Email nicht mehr gelten. Akzeptiert werden nur noch Kündigungen per Chat oder Anruf im Call-Center. Dies stösst beim Konsumentenschutz auf heftige Kritik: Die Neuerung, die ab dem 28. Mai in Kraft tritt, sei abstrus und kundenunfreundlich.

Viele Missverständnisse

Sunrise begründet die Änderung insbesondere mit der Vermeidung von Missverständnissen im Kündigungsprozess. «Leider gibt es daher oft auch Unklarheiten in schriftlichen Kündigungen, und es braucht immer mehr Rückfragen, die ganz einfach am Telefon oder Chat im direkten Kundenkontakt geklärt werden können», erklärte Sprecherin Therese Wenger am Freitag auf Anfrage

Das Verbot von Kündigungen per Brief oder Email sei äusserst befremdlich und für die Kunden von Sunrise von grossem Nachteil, kritisierte die Stiftung für Konsumentenschutz das Vorgehen in einem Communiqué: «Vermutlich werden sie bei einem Telefonanruf oder Chat angehalten oder genötigt, das Abo weiterzuführen.» Für etliche Kunden sei es sehr unangenehm, eine Kündigung gegenüber einem Sunrise-Mitarbeiter zu begründen und durchzuziehen.

Zudem befürchtet die SKS, dass die Sunrise-Kunden nichts mehr in der Hand hätten, um die Kündigung zu belegen. Bei rechtlichen Differenzen liegt die Beweislast beim Kunden und nicht beim Unternehmen.

Diese Angst sei unbegründet, versichert Sunrise: «Selbstverständlich erhält der Kunde nach seiner Kündigung per Telefon oder Chat eine schriftliche Bestätigung», erklärte Sprecherin Wenger.

«Solche kundenunfreundlichen Kündigungsvorschriften sind eines etablierten Telekomunternehmens wie Sunrise nicht würdig», kritisierte SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder. «Der Konsumentenschutz hat Sunrise aufgefordert, umgehend auf den abstrusen Entscheid zurückzukommen. Die Kunden sollen weiterhin die Möglichkeit haben, einseitig und schriftlich die Kündigung aussprechen zu können, ohne sich über die Gründe der Kündigung äussern zu müssen.»

Konsumentenschützerin Sara Stalder kritisiert Sunrise scharf. Ein solches Vorgehen sei eines etablierten Telekomunternehmens nicht würdig.
Konsumentenschützerin Sara Stalder kritisiert Sunrise scharf. Ein solches Vorgehen sei eines etablierten Telekomunternehmens nicht würdig. - Keystone

Telekomexperte Ralf Beyeler vom Internetvergleichsdienst Moneyland findet die Neuerung von Sunrise eine Schweinerei. «Das Ziel von Sunrise ist klar: Die Sunrise-Mitarbeiter offerieren den Kündigungswilligen im direkten Kontakt billigere Angebote, um die Kunden bei der Stange zu halten. Erst auf Nachfrage erfahren die Kunden dann, dass die neuen Verträge eine Laufzeit von 24 Monaten haben.»

Alleine mit dieser Massnahme

Rechtlich sei allerdings alles korrekt, räumte Stalder von der SKS auf Anfrage ein: Das Obligationenrecht erlaube eine formlose Kündigung und schreibe nicht vor, dass eine Kündigung schriftlich zu erfolgen habe. Der rechtliche Spielraum sei gross. Jedes Unternehmen könne diesen mit eigenen Regeln in seinen allgemeinen Geschäftsbedingungen selber festlegen.

Allerdings ist die Kündigung per Brief immer noch die Norm in der Schweiz: «Sunrise ist unseres Wissens das einzige grosse Unternehmen, das eine Kündigung per Brief nicht mehr gelten lässt», sagte Stalder.

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