Sekte Sonnentempler: Das Massaker von 1994 und seine Folgen

Keystone-SDA
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Salvan,

Im Oktober 1994 erschütterte das Drama um die Sekte der Sonnentempler die Schweiz und die Welt. 53 Menschen starben, viele durch Mord oder Suizid.

Sekte Opfer werden rausgetragen.
Polizei und Feuerwehrleute tragen am 5. Oktober 1994 die tot aufgefundenen Sektenmitglieder aus dem Haus in Cheiry im Kanton Freiburg. Hier starben zehn Männer, zwölf Frauen und ein Kind. Foto: Keystone/epa - keystone

Vor 30 Jahren erschütterte das Drama um die Sonnentempler-Sekte die Welt. 53 Menschen starben, die meisten davon in der Romandie.

Die Tragödie begann am 5. Oktober 1994, als 23 verkohlte Leichen auf einem Bauernhof im Freiburger Dorf Cheiry entdeckt wurden. Diese waren in Kultgewänder gehüllt, was auf einen rituellen Kontext hindeutete.

Innenansicht eines Chalets
Innenansicht eines der zerstörten Chalets der Sekte. (Archivbild) - keystone

Kurz darauf fand die Feuerwehr 25 weitere Leichen in einem Chalet in Granges-sur-Salvan im Wallis. Ein weiterer Brand in Kanada forderte fünf weitere Todesopfer.

«Wir verlassen diese Erde ohne Bedauern»

Die Ermittlungen ergaben schnell, dass alle drei Anwesen dem Orden der Sonnentempler gehörten. Zunächst wurde von einem Massenselbstmord ausgegangen, da ein Abschiedsschreiben gefunden wurde: «Wir verlassen diese Erde ohne Bedauern.»

Doch bald stellte sich heraus, dass viele der Toten erschossen worden waren. Die Brände wurden erst nach den Morden per Zeitzünder ausgelöst, was die Komplexität des Geschehens verdeutlicht.

Sekte zerstörte Chalets Schweiz.
In den Chalets mit dem Namen „La Roche de Cristal“ in Granges-sur-Salvan, Kanton Wallis, Schweiz, wurden 25 Leichen von Mitgliedern einer Sekte gefunden. (Archivbild) - keystone

Ein zentraler Aspekt der Tragödie war das Schicksal einiger Aussteiger der Sekte. Diese wollten ihr Geld zurück, das ihnen versprochen worden war, und wurden dann kaltblütig erschossen.

Die Rolle der Aussteiger

Georg Schmid von Relinfo erklärte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA , dass die Sektenführer diese Aussteiger in eine Falle lockten. Viele Mitglieder liessen sich ebenfalls erschiessen oder begingen Suizid.

Die Geschichte der Sonnentempler reicht bis in die 1980er Jahre zurück. Der belgische Heilpraktiker Luc Jouret und Jo Di Mambro gründeten die Gemeinschaft. Sie zogen mit der Sekte Menschen an, die von einer besseren Welt träumten.

Im Jahr 1989 zählte die Sekte bereits 442 Mitglieder, vor allem in Frankreich, Kanada und der Westschweiz. Es war jedoch wenig bekannt, dass es einen inneren Kreis gab, der nur aus wenigen Auserwählten bestand.

Ein gefährlicher Glaube

Jouret und Di Mambro überzeugten ihre Anhänger davon, dass sie auserwählt seien, um eine Apokalypse zu überstehen. Sie vermittelten mit der Sekte eine Mischung aus mystisch-religiösen und esoterischen Ideen.

Diese Überzeugungen führten zu einer strengen Kontrolle des sozialen Lebens der Mitglieder. Di Mambro trennte Familien und arrangierte neue Ehen basierend auf «mystischen» Kriterien.

sekte sonnentempler beweise suchen
Sekte Sonnentempler: Rettungskräfte suchen nach Beweisen in den zerstörten Chalets. (Archivbild) - keystone

Die dramatische Wende kam mit der Verurteilung von Sonnentemplern in Kanada wegen illegalen Waffenbesitzes. Negative Presseberichte häuften sich und Geldgeber zogen sich zurück.

Die düstere Geschichte der Sonnentempler-Sekte

In diesem Kontext sprachen Di Mambro und Jouret vom «Transit zum Sirius», was den bevorstehenden Weltuntergang symbolisierte. Dies führte zu den tragischen Ereignissen in den Jahren 1994 bis 1997.

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Insgesamt verloren 74 Mitglieder ihr Leben bei diesen Massakern in der Schweiz, Kanada und Frankreich. Die Ermittler kamen stets zu dem Schluss, dass alle Schuldigen tot waren4.

Nur ein nahestehender Dirigent wurde vor Gericht gestellt und freigesprochen, was viele Angehörige bitter enttäuschte.

Sekte: Rund 100'000 Anhänger in der Schweiz

Obwohl die Sonnentempler heute nicht mehr existieren, blühen sektenähnliche Gruppierungen in der Schweiz weiterhin auf. Georg Schmid betont die hohe Dichte solcher Gruppen und verweist auf die liberale Tradition der Schweiz als einen Grund dafür.

Rund 100'000 Anhänger sektenähnlicher Vereinigungen leben in der Schweiz. Die Definition von problematischen Sekten ist jedoch komplex und hängt stark von den individuellen Umständen ab.

Während einige freiwillig eintreten, sind andere möglicherweise gezwungen oder manipuliert worden. Diese Dynamik bleibt ein zentrales Thema im Diskurs über religiöse Gruppierungen in der modernen Gesellschaft.

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