China-Doping-Affäre: Welt-Anti-Doping-Agentur sieht sich im Recht
Laut der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) gibt es keinen Grund für Kritik an ihrem Umgang mit mutmasslichem Massendoping in China. Das sieht nicht jeder so.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Zwischenbericht sieht kein Fehlverhalten der Wada im Umgang mit Sportlern aus China.
- Der Schweizer Ermittler Eric Cottier erkennt offenbar keinen Grund zur Rüge.
- Die Ergebnisse sorgen für Kritik aus Sportlerkreisen; Peking zeigt sich erfreut.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur steht im Fall positiver Dopingproben von chinesischen Schwimmern weiter in der Kritik. China reagiert nun auf einen Zwischenbericht. Ein deutscher Trainer ist frustriert.
Schweizer Ermittler veröffentlicht Zwischenbericht
Recherchen mehrerer Medien zufolge waren 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer Anfang 2021 positiv auf Doping getestet worden. Die Welt-Anti-Doping-Agentur hatte die Ermittlungen jedoch eingestellt.
Independent Prosecutor concludes WADA showed no bias towards China and decision not to appeal Chinese swimming cases was ‘indisputably reasonable’. WADA Executive Committee welcomes conclusions of interim report. Read more here: https://t.co/Oe6CJ3lsI9
— WADA (@wada_ama) July 9, 2024
Nach Protesten hatte die Wada die Untersuchung des Umgangs mit dem mutmasslichen Massendoping an den Schweizer Ex-Staatsanwalt Eric Cottier übergeben. Der unabhängige Ermittler habe laut aktuellem Wada-Statement keine Hinweise auf Fehlverhalten der Anti-Doping-Stelle gefunden.
«Selbstgemachtes Problem von Verbänden und Funktionären»
Der deutsche Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn sieht die aktuellen Entwicklungen kritisch. Er rechne auch bei den anstehenden Olympischen Spielen in Paris mit Reaktionen aus der Sportwelt.
«Wir wissen alle, dass dies sicher einen Schatten auf die Spiele wirft. Es wird auch wieder Proteste in der Schwimmhalle geben. Es ist nun mal ein selbstgemachtes Problem von den Verbänden und Funktionären. Da spielt so viel Politik hinein, die wir als Sportler oder Trainer nicht beeinflussen können», sagte Berkhahn in einem Pressegespräch.
Schadet Welt-Anti-Doping-Agentur dem Sport?
Sich intensiv mit dem Thema zu befassen, bringe nur Frustration, weil man nicht wisse, was hinter geschlossenen Türen ablaufe. Man könne den Argumentationen der Wada nicht mehr richtig folgen, sagte Berkhahn.
Die verschiedene Masse von Verurteilungen oder Freisprüchen sorge für Unglaubwürdigkeit. Dies tue dem System und dem Sport nicht gut, betonte der Bundestrainer für die Langstrecken.
China erfreut und empört
Peking begrüsste das Ergebnis einer unabhängigen Ermittlung in der Doping-Affäre im Vorfeld der Olympischen Spiele in Tokio 2021. China habe Vertrauen in die Schlussfolgerungen des Ermittlers aus der Schweiz.
Man unterstütze die Welt-Anti-Doping-Agentur, ihre unabhängige und gerechte Führung global umzusetzen, so ein Aussenamtssprecher in Peking.
Ausserdem kritisierte er, die USA nähmen internationale Organisationen ins Visier, um chinesische Athleten zu diffamieren. Zudem werde versucht, deren Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris zu beeinflussen. Wegen Vertuschungsvorwürfen hatte das US-Justizministerium den Fall aus dem Jahr 2021 ebenfalls untersucht.
Probleme in der Hotelküche?
Die USA hätten kein Recht, sich in das System der Welt-Anti-Doping-Agentur und die chinesische Arbeit gegen Doping einzumischen. Künstlich erzeugte Falschbehauptungen seien zu unterlassen, so der Sprecher.
Der chinesischen Anti-Doping-Agentur Chinada zufolge waren die fraglichen positiven Dopingtests auf Verunreinigungen in einer Hotelküche zurückzuführen. Laut Medien-Recherchen waren die 23 Schwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet worden.