FC Liverpool auf Lebenszeit? - Klopp will Titel-Ära
Das Wichtigste in Kürze
- Überwältigt von der Liebe der Liverpool-Fans plant Jürgen Klopp eine Titel-Serie mit dem Champions-League-Sieger.
«Ich habe schon mehrfach gesagt: Das ist erst der Start für dieses Team», sagte der Kulttrainer, dem nach dem Triumph in Europas Fussball-Königsklasse mehr denn je die Herzen zufliegen. Der FC Liverpool will am liebsten sofort den bis Juni 2022 laufenden Vertrag mit dem 51-Jährigen weiter verlängern. «So lange wie er will» könne Klopp Trainer der Reds bleiben, versicherte Clubchef Tom Werner dem «Liverpool Echo» schon kurz vor dem Endspiel. Liverpool auf Lebenszeit?
Die Gier nach weiteren Pokalen zumindest eint Klopp und sein Team, dessen Eckpfeiler allesamt langfristig gebunden sind. Franz Beckenbauers sehnlicher Wunsch, den Coach möglichst bald auf der Bank des FC Bayern zu sehen, dürfte unerfüllt bleiben. «Für mich ist er einer der weltbesten Trainer», schwärmte Beckenbauer in der «Bild»-Zeitung. «Neben Pep Guardiola ist der deutsche Trainer der Begehrteste im Weltfussball», schrieb der britische «Telegraph».
Aber Klopp hat in Liverpool noch lange nicht fertig. Die häufigen Gerüchte um einen Wechsel zu einem anderen Top-Club oder das Amt des Bundestrainers - all das spielt für Klopp derzeit keine Rolle. Die Siegesnacht von Madrid soll nicht der Höhepunkt, sondern erst der Beginn seiner Erfolgs-Ära mit Liverpool sein. «Ich weiss genau, dass man mit dieser Mannschaft weiterhin viel erreichen kann, selbst wenn dieses Finale anders ausgegangen wäre», sagte Klopp.
Die Zukunft könnte den Reds gehören. Die Torjäger Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino sowie Abwehrchef Virgil van Dijk stehen noch bis 2023 unter Vertrag und sind alle im besten Fussballer-Alter. Torwart Alisson und die Hoffnungsträger Trent Alexander-Arnold und Andy Robertson haben sogar bis 2024 unterschrieben. «Was er bei diesem Club erschaffen hat, das Team, die Atmosphäre, die Spieler, das alles ist unglaublich», sagte Kapitän Jordan Henderson und beteuerte: «Wir lieben ihn alle.»
Rund 750.000 Menschen jubelten am Sonntagabend bei der Siegerparade durch Liverpool der Mannschaft und vor allem ihrem Baumeister zu. Klopp gestand, er habe beim Blick in die Gesichter der Fans ein paar Tränen verdrücken müssen. «Genau wie die berühmte Atmosphäre in Anfield in Europacup-Nächten ist auch er etwas Besonderes. Wirklich ganz aussergewöhnlich. Er ist einmalig. Sie werden ihm überall hin folgen», rühmte die «Daily Mail» den Menschenfischer Klopp.
Auf der Welle der Zuneigung will Klopp sein Werk nun auch mit dem Gewinn der Meisterschaft in der Premier League krönen. «Wir müssen immer hungrig bleiben. Im Juli beginnen wir wieder bei Null», sagte Top-Verteidiger van Dijk ganz im Sinne seines Trainers. Mit sagenhaften 97 Punkten war Liverpool in der abgelaufenen Saison hinter Guardiolas Manchester City Vizemeister geworden.
Den Ruf des Final-Dauerverlierers ist Klopp nach zuvor sechs Endspiel-Schlappen in jedem Fall schon los. Der Druck, diese Super-Saison zu bestätigen, dürfte für den Vollgas-Coach eher Ansporn sein. «Ich glaube, dass ein Job in England dir die Kräfte raubt», unkte indes Franz Beckenbauer.
Jeweils sieben Jahre war Klopp Trainer beim FSV Mainz 05 und bei Borussia Dortmund. In Liverpool wirkt er seit Oktober 2015. Wer Klopp im roten Nebel auf dem offenen Sieger-Bus feixen sah, konnte ihn sich wohl kaum an einem passenderen Ort vorstellen.