Alles war auf Olympia 2020 in Tokio ausgerichtet. Und dann finden sie nicht statt. Ziellose Sportlerinnen und Sportler?
Die Olympischen Spiele sollen erst im Jahr 2021 stattfinden. Foto: Eugene Hoshiko/AP/dpa
Die Olympischen Spiele sollen erst im Jahr 2021 stattfinden. Foto: Eugene Hoshiko/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Absage der olympischen Spiele 2020 wiegt für viele Athletinnen und Athleten schwer.
  • Die Vorbereitung auf den Mega-Event ist mit viel Fleiss verbunden.
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Schon wieder. Alleine, keine Zuschauer, kein Jubel, keine Medaillen, nur Schinderei. Tag für Tag für den grossen Tag.

Für Olympia, das Sehnsuchtsziel fast aller Sportlerinnen und Sportler. Ab Samstag wollten sie in Tokio um Gold, Silber oder Bronze kämpfen. Dabei sein, wenn die Besten der Besten sich messen. Stattdessen doch nur Training.

Absage von Olympia 2020 sitzt tief

Für manche bedeute es eine «unwahrscheinliche Härte. Das tolle Niveau, das sie sich insbesondere in Ausdauersportarten antrainiert hatten, im nächsten Jahr erneut entwickeln und abrufen zu können». Dies betont Ulf Tippelt, Chef des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig.

Das Problem ist auch das, was Olympia vor allem ausmacht. Erfolge im Zeichen der Ringe machen Sportlerinnen und Sportler teils zu Superstars, mitunter unvergesslich und auch reich. Es ist der Sehnsuchtsort, den viele Sportler nur einmal in ihrer Karriere überhaupt erreichen.

Es ist das grösste Sportspektakel der Welt - aber eben im Sommer wie im Winter nur alle vier Jahre. Nicht nur das Training wird penibel darauf abgestimmt, dass am Tag X die maximale Leistung abrufbar ist. Auch die Lebensplanung vieler Athletinnen und Athleten wird vom olympischen Zyklus bestimmt.

Hauke: «Ganzes Leben auf ein Ziel ausgerichtet»

«Man muss sich vorstellen, dass man sein ganzes Leben auf ein Ziel ausrichtet». Dies betont Hockey-Kapitän Tobias Hauke, für den Olympia der Abschluss seiner Karriere werden sollte. Gerade bei Olympia rücken die Hockey-Asse bei Erfolgen immer besonders in den Blickpunkt. Bekannt sind sie auch für ihre Feierqualitäten.

«Es war alles ausgelegt den Sommer 2020 abzuschliessen mit einer Riesenparty». Dies sagte der 32 Jahre alte Hamburger in einem Beitrag des Senders Sky Sport. Die Option auf die Spiele im nächsten Sommer will er sich aber offen halten. Es bedeutet aber auch: Erneut lange Vorbereitung, erneut viel Trainingsqual neben dem Beruf und der Familie.

«Eigentlich hätte ich meine Karriere am 5. August 2020 beendet», sagte Ringer Frank Stäbler der «Sport Bild». «Ich hatte mein ganzes Leben darauf ausgelegt. Das Schicksal wollte aber eine Verlängerung», sagte der 31 alte dreimalige Weltmeister, der aber vor einer weiteren Herausforderung steht.

Er muss von der gestrichenen Gewichtsklasse bis 75 Kilo bis Tokio auf 67 Kilo kommen. «Das ist eine Tortur, da ich kaum Körperfett habe – und es wird umso schwieriger, je älter ich werde.» Würde er im Geringsten an Olympia im kommenden Jahr zweifeln, würde er es nicht durchhalten.

Seitz: «Habe schon ein bisschen den Kampfgeist verloren»

Sie alle müssten darüber nachdenken, was nach dem Sport passiere, sagt Real. «Gerade in solchen Sportarten wie Wasserball oder anderen vermeintlichen Randsportarten.» An das, was wäre, wenn es auch 2021 nicht mit Olympia klappen würde, will keiner denken. «Dann wäre man im Endeffekt acht Jahre von der Bildfläche verschwunden», betont Real.

Es sei schwierig, als Leistungssportler Höchstleistung zu bringen, wenn das Ziel nicht da sei, betont Turn-Medaillenhoffnung Elisabeth Seitz. Auch ihr sei es schon passiert, dass sie ein bisschen diesen Kampfgeist verloren habe. So erinnert sich die 26-Jährige in einem weiteren Sky-Sport-Beitrag an das Training der vergangenen Wochen.

Andererseits gibt es Athletinnen und Athleten, die mit Verletzungen gekämpft haben und diese nun auskurieren können. So wie Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul, der seine Saison abbrechen musste. Seit 2017 hat er eine Verletzung am Ellenbogen des Wurfarms. Er liess sich operieren.

Ende August wäre Kaul womöglich bei den deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Vaterstetten angetreten. Stattdessen richtete er schon am Tag nach dem Eingriff den Blick erstmal wieder auf Olympia. Nach der Reha heisst es dann auch für den 22 Jahre alten König der Athleten: Training, Training, Training.

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