Ironman 2021 im Doppelpack? - Frodeno: «bisschen albern»
Es geht nicht um irgendein Rennen. Es geht um die legendäre WM auf Hawaii. Der Ursprung des Ironman, der längst zur begehrten Marke geworden ist. Und da kommt noch ein Problem ins Spiel: ein Kampf um die Vorherrschaft. Mittendrin stecken die Athletinnen und Athleten.
Das Wichtigste in Kürze
- Den bisher einzigen nennenswerten Triathlon über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen in diesem Jahr absolvierte Jan Frodeno bei sich zu Hause.
Wann der dreimalige Ironman-Weltmeister wieder an der Startlinie eines echten Rennens stehen kann, ist ungewiss. Dabei muss auch er sich als Titelverteidiger für die WM auf Hawaii noch qualifizieren, indem er vorher einmal ins Ziel kommt.
Wettkämpfe sind aber weiter nicht in Sicht, eine Verlegung des Kult-Rennens auf Big Island ins nächste Jahr scheint immer näher zu rücken. Die Verantwortlichen bestätigten der Deutschen Presse-Agentur, dass eine Entscheidung bis Mitte Mai fallen soll - sprich: in Kürze.
Frodeno hat zu zwei Ironman-Weltmeisterschaften in einem Jahr eine klare Meinung. «Das macht es irgendwann ein bisschen albern, einen Februar-Weltmeister und einen Oktober-Weltmeister zu haben», sagte der 38 Jahre alte Topstar der Szene der dpa.
Das Jahr 2021 wäre ziemlich voll mit Saisonhöhepunkten, erklärte Frodeno mit Blick auf die verschobene Fussball-EM, die verschobenen Olympischen Spiele und die Wettkämpfe, die regulär nächstes Jahr über die Bühne gehen sollen, so wie auch die Ironman-WM im Oktober. «Ich denke, es wäre nicht gerade eine empfehlenswerte sportliche Herausforderung.» Bei allem Verständnis dafür, einen Wettkampf durchführen zu wollen in Zeiten der Corona-Krise, sagt Frodeno auch klipp und klar: «Ich denke, dass eine WM, wenn sie nicht im Oktober stattfinden kann, einfach aussetzen sollte.»
Die Corona-Krise trifft den Triathlon-Sport über die langen Distanzen in einer pikanten Phase. Vor kurzem wurde die Marke Ironman von der chinesischen Wanda-Gruppe an ein US-Investmentunternehmen verkauft. Eine Übernahme durch die Professional Triathletes Organisation (PTO) hatte Ironman zuvor abgelehnt, nicht mal zu Gesprächen war es gekommen. Unterstützt wird die PTO ebenfalls durch ein US-Investmentunternehmen, der Organisation gehören allerdings die rund 100 Top-Profi-Triathletinnen und -Athleten an, die nun aber inmitten eines Machtkampfes um eine Branche zu stecken scheinen, die weltweit boomt.
Die PTO verkündete jüngst zusammen mit der Ironman-Konkurrenzserie Challenge eine neue Weltmeisterschaft über die Mitteldistanz (1,9 km Schwimmen/90 km Rad/21,1 km Laufen). Sie soll in Daytona am ersten Dezember-Wochenende starten, dotiert mit einer Million US-Dollar. Exakt eine Woche vorher soll die Ironman-70.3-WM im neuseeländischen Taupo steigen.
Laut dem Triathlon-Magazin sind die Athletinnen und Athleten in der PTO zur Teilnahme in Daytona vertraglich verpflichtet. Ein Start bei beiden Rennen? Schwer vorstellbar, es wäre kompletter körperlicher Raubbau: zwischen Daytona und Taupo liegen etwa 13.000 Flugkilometer und 14 Stunden Zeitunterschied.
Das Heiligtum Hawaii bleibt unangetastet. Es fällt in den Hoheitsbereich der Marke Ironman, 1978 fand er das erste Mal statt. Damals übrigens zu Jahresbeginn, wie auch noch bis 1982. Durch den Umzug von Oʻahu nach Big Island wurden in dem Jahr sowohl im Februar als auch im Oktober die Ironman-Weltmeister gekürt. 2021 könnte es wieder so sein.
Doch würde das die Athletinnen und Athleten vor grosse Herausforderungen stellen. «Sich im kalten europäischen Winter auf ein Hitzerennen vorzubereiten ist beinahe unmöglich», sagte der zweimalige Ironman-Weltmeister Patrick Lange (33) der dpa: «Insofern wird sich hier für alle Teilnehmer die Frage stellen, wie man den Körper bestmöglich klimatisch auf die tropischen Bedingungen auf Hawaii vorbereiten kann. Das erfordert ein Umdenken und eine Neustrukturierung des Trainingsplans für das erste Hawaii-Rennen in 2021.» Zudem müsste auch die Planung für Hawaii 2021, Teil 2 entsprechend angepasst werden.
Ein WM-Rennen noch in diesem Jahr birgt allerdings auch Unwägbarkeiten. Titelverteidigerin Anne Haug sieht die ungleichen Chancen durch die weltweit unterschiedlichen Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus und damit auch unterschiedlich grosse oder kleine Einschränkungen des Trainings für ein «grosses Problem. Alleine innerhalb Deutschlands besteht ja schon keine Chancengleichheit, was den Zugang zu einem Schwimmbad oder Kraftraum, etc. betrifft», sagte die 37-Jährige der dpa. Und selbst Frodenos «Tri@home», mit dem der Ausnahmetriathlet Geld für den Kampf gegen das Virus sammelte, dürfte unter Vorbereitungsaspekten eher weniger gewinnbringend gewesen sein.