Snooker: WM als Modellprojekt für Corona-Lockerungen
Die Snooker-WM soll mit Zuschauern stattfinden. Grossbritannien testet mit Snooker die Lockerungen der Corona-Massnahmen im Sport aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Bis zum Halbfinale der Snooker-WM sollen 75 Prozent der Zuschauer live dabei sein können.
- Dieses britische Modellprojekt stösst auf viel Zuspruch.
Was beim Snooker derzeit im Schnelldurchgang versucht wird, soll dem Fussball im Idealfall als Vorbild dienen. Erst einmal wenige Zuschauer, dann etwas mehr – und pünktlich zum Finale dann Vollauslastung. Grossbritannien will es in Sport und Kultur Schritt für Schritt zurück in die alte Realität schaffen.
Im Rahmen eines Pilotprojekts der britischen Regierung dürfen im Lauf des Turniers immer mehr Fans in Crucible. In der ersten Runde der Snooker-WM, die am Samstag begann, war eine Auslastung von 33 Prozent zugelassen. Dabei galten noch Abstandsregeln zwischen den einzelnen Zuschauergruppen.
Snooker: Spieler vermissen «Aufregung»
In der am Donnerstag beginnenden zweiten Runde wird die Kapazität auf 50 Prozent erhöht. Bei den Viertel- und Halbfinals wird es sogar auf 75 Prozent erweitert. Ein Mindestabstand ist dann nicht mehr nötig, die Maskenpflicht besteht während des gesamten Turniers. Beim Finale sollen dann alle Plätze des traditionellen Austragungsorts besetzt sein.
«Unsere führenden Spieler haben die Aufregung vermisst, in eine Arena voller Fans zu gehen», sagte Boss von Snooker, Barry Hearn. Der 72-Jährige fällt in der Corona-Pandemie auch damit auf, dass seine Prognosen stets sehr optimistisch ausfallen. Zum Start des Jahres 2021 hatte Hearn angekündigt, bis Ostern habe man «das Virus besiegt». Damit wurde es bekanntermassen nichts.
Im Vorjahr, als die WM im August stattfand, hatte die Zulassung von Zuschauern noch für heftige Kontroversen gesorgt. Der spätere Weltmeister Ronnie O'Sullivan hatte von «Laborratten» gesprochen und gesagt: «Irgendwo muss man ja anfangen, dann fängt man eben mit den Snooker-Spielern an.»
Sein englischer Landsmann Anthony Hamilton – selbst Asthmatiker – schimpfte damals: «Wenn nur ein Mensch im Crucible krank wird und dann stirbt – dann ist es ohne jeglichen Grund. Nur für die Unterhaltung.»
Snooker-Welt ist «stolz»
Die Stimmung 2021 ist deutlich besser. «Wir wurden aufgrund unserer beispielhaften Durchführung von Snooker-Events im vergangenen Jahr in einer sicheren Umgebung ausgewählt. Wir haben den Standard in der Sportwelt gesetzt», behauptete Hearn.
Es gehe nicht um Snooker, sondern «auch um die Ausrichtung von Live-Events in Innenräumen». Man sei «stolz», ein Teil davon zu sein.
Auch die deutsche Snooker-Stimme Rolf Kalb ist zuversichtlich, dass das Vorhaben rund um das Turnier gelingt. «Im Gegensatz zum letzten Jahr ist es jetzt natürlich so, dass es Schnelltests gibt. Zweitens ist das Ganze wissenschaftlich begleitet», sagte Kalb der dpa. Dazu kommt das rasante Impftempo in Grossbritannien, wo bereits deutlich mehr Erwachsene gegen das Coronavirus geimpft wurden als in Deutschland.