Champions League: Die Geschichte der Königsklasse
Der grösste Klubwettbewerb der Welt, die Champions League, durchlief eine wechselhafte Geschichte voller faszinierender Tore und spannender Spiele.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Champions League löste im Jahr 1992/93 den Europapokal der Landesmeister ab.
- Rekordsieger ist Real Madrid mit 14 Titeln.
- In der Champions League dominieren englische, spanische und Italienische Klubs.
Die Champions League entsteht aus dem Pokal der Landesmeister. Zur Saison 1955/56 fällt der Startschuss für das Turnier der Extraklasse. Seither kämpfen die europäischem Spitzenklubs um die begehrte Trophäe.
Die Champions League wird gegründet
Ein europäischer Klubmeister wurde bereits seit der Saison 1955/56 im Pokal der Landesmeister ermittelt. Dieser Wettbewerb wurde in der Saison 1992/93 durch die Champions League abgelöst. Mit ihr wurden das erste Mal Gruppenspiele im Meisterwettbewerb eingeführt, was den Turnierverlauf für die teilnehmenden Mannschaften planbarer gestaltete. Wie auch im Landesmeisterpokal waren in der Champions League zunächst nur die jeweiligen Landesmeister startberechtigt.
Die Sieger der ersten Stunde und die spätere Dominanz der grossen Ligen
In den ersten Jahren nach ihrer Gründung war die Champions League geprägt von vielen unterschiedlichen Titelträgern. Den ersten Titel konnte die Mannschaft von Olympique Marseille erringen. In den Saisons 1993/94 und 1994/95 gaben der AC Mailand und Ajax Amsterdam einen Vorgeschmack auf die neuen Taktiken.
In der Saison 1996/97 gewann zum ersten Mal in der Geschichte des Turniers mit Borussia Dortmund eine deutsche Mannschaft. Im Final im Olympiastadion in München konnte Juventus Turin mit 3:1 bezwungen werden.
Um die Jahrtausendwende schlug die Stunde von Real Madrid. Das weisse Ballett konnte den Titel in den Jahren 1997/98, 1999/00 und 2001/02 erringen. Unterbrochen wurde der Triumphlauf der Königlichen lediglich von Manchester United 1998/99 und dem FC Bayern München 2000/01.
In den Folgejahren kristallisierte sich eine Dominanz englischer, spanischer und italienischer Vereine heraus. Denn seit Gründung bis zum Jahr 2013 stand immer mindestens ein Vertreter aus diesen Ländern im Final des Turniers. Diese Serie wurde lediglich im Jahr 2003/04 mit einem Finale zwischen dem FC Porto und der AS Monaco durchbrochen.
Im Zeitraum von 2005/06 bis 2014/15 war der FC Barcelona um Superstar Lionel Messi der prägende Verein der Champions League. Der spanische Spitzenklub konnte in dieser Zeit vier Titel erringen.
Abgelöst wurden die stolzen Katalanen dann von Real Madrid, ihrem ewigen Widersacher. Diesem Verein gelang es im Jahr 2016/17 als erstem Klub überhaupt, den Titel zu verteidigen. Im Folgejahr bauten die Königlichen ihre Serie sogar noch weiter aus und feierten den Titelhattrick.
Europas Champion muss nicht mehr Meister sein
Ab dem Jahr 1997 wurde das Teilnehmerfeld der Champions League sukzessive erweitert. Zunächst durften auch die Vizemeister der grossen europäischen Ligen teilnehmen. Seit der Saison 1999/00 können sich bis zu vier Teilnehmer über die Liga eines Landes qualifizieren.
Die Anzahl der Startplätze eines Landes richtet sich nach dem Abschneiden der Klubs. Dabei werden die letzten fünf Jahre auf internationalem Parkett betrachtet. Da auch der Sieger der Europa League einen Startplatz erhält, kann ein Land maximal 5 Klubs ins Rennen schicken.
Die grössten Überraschungen
Der Triumph des FC Porto in der Saison 2003/04 gilt bis heute als der grösste Sensationscoup des Wettbewerbs. Die von José Mourinho gecoachten Portugiesen konnten nur ein Jahr nach ihrem im UEFA-Cup-Triumph als Aussenseiter das Turnier gewinnen.
Auch im Folgejahr wartete das Turnier mit einer faustdicken Überraschung auf. Denn Liverpool konnte mit einer Aufholjagd dem AC Mailand den sichergeglaubten Titel entreissen. Zwar führten die Rossonierie im Finale in Istanbul zur Halbzeit bereits mit 3:0.
Doch die Reds konnten die Führung zwischen der 54. und 60. Minute egalisieren. Im Penaltyschiessen avancierte dann Jerzy Dudek, der Torwart der Reds zum umjubelten Helden und sicherte den Finalsieg.
Die vermeintlich grösste Überraschung in der Gruppenphase gelang im Jahr 2021/22 dem moldawischen Verein Sheriff Tiraspol. Der krasse Aussenseiter besiegte den haushohen Favoriten Real Madrid auswärts mit 2:1.
Das wohl verrückteste Finale aller Zeiten konnte Manchester United im Jahr 1998/99 für sich entscheiden. Alles sprach für einen Finaltriumph des 1:0 in Führung liegenden FC Bayern München. Dann konnten die Red Devils in den letzten 120 Sekunden der Nachspielzeit der regulären Spielzeit noch zwei Tore erzielen.
Kurios: beide Treffer vielen nach einer nahezu identischen Ecke von links. Einmal mehr führte dieses Herzschlagfinale vor Augen, dass ein Fussbalspiel manchmal länger als 90 Minuten dauern kann.
Die wichtigsten Rekorde
Die meisten Titel in der abwechslungsreichen Geschichte der Champions League konnte sich Real Madrid ans Revers heften. Insgesamt sieben Mal wanderte der Pokal in die spanische Hauptstadt. Real Madrid hält auch den Rekord für den höchsten Sieg im Hauptturnier.
Im Jahr 2015/16 wurde Malmö FF mit 8:0 besiegt. Den Rekord teilen müssen sich die Königlichen mit Liverpool. Denn die Reds konnten im Jahr 2007/08 Besiktas Istanbul ebenfalls mit 8:0 besiegen.
Die beiden Topklubs werden bezogen auf das Gesamtturnier allerdings von HJK Helsinki übertroffen. Die Finnen konnten in der Qualifikationsrunde der Saison 2011/12 Bangor City mit 10:0 besiegen. Ein wahres Fussballfest stellte der 8:4-Sieg von Borussia Dortmund gegen Legia Warschau im Jahr 2016 dar. Bis heute handelt es sich dabei um das torreichste Spiel der Turniergeschichte.
Das schnellste Tor in der Geschichte des Turniers konnte der Niederländer Roy Makaay erzielen. Am 07. März 2007 benötigte der Stürmer des FC Bayern lediglich 10,12 Sekunden, um gegen Real Madrid zu treffen.
Christiano Ronaldo ist nicht nur bei den Einsätzen und Toren an erster Stelle. In der europäischen Königsklasse konnte er den Titel fünf Mal erringen. Damit ist er alleiniger Rekordhalter. Er triumphierte dabei sowohl mit Manchester United als auch insgesamt vier Mal mit Real Madrid.
Youssoufa Moukoko ist mit 16 Jahren und 18 Tagen der jüngste jemals eingesetzte Spieler des Turniers. Er feierte sein Debüt am 08. Dezember 2020 beim Auswärtsspiel seines Vereins Borussia Dortmund bei Zenit St. Petersburg.
Der älteste Spieler der Turniergeschichte ist Marco Ballotta. Er lief im Alter von 43 Jahren und 253 Tagen für seinen Verein Lazio Rom gegen Real Madrid auf.
Big Business
Mit einer Teilnahme kämpfen die Klubs nicht nur um den Thron des europäischen Fussballs, sondern auch um jede Menge Geld. Insgesamt schüttet die UEFA knapp 2 Milliarden Euro an die teilnehmenden Vereine aus.
Die Teilnehmer erhalten eine Startprämie von derzeit 15,64 Millionen Euro pro Klub. Ein Sieg in der Gruppenphase wird jeweils mit zusätzlichen 2,8 Millionen vergütet. Bei einem Remis erhalten beide Mannschaften jeweils 0,93 Millionen Euro.
Für das Erreichen jeder K.O.-Runde und den Titelgewinn winken zusätzliche Boni. Der Titelträger kann hierdurch zurzeit weitere 52,7 Millionen erlösen.
Zusätzlich zu diesen Prämien erhalten die teilnehmenden Vereine auch eine Vergütung aus dem Marketing-Pool. Die Höhe der Beträge, die jeder Verein erhält, richtet sich dabei nach seinem jeweiligen Land und den dort erzielten TV-Erlösen.
Die hohen Prämien machen die Champions League zu einer wichtigen Einkommensquelle für viele Vereine. Sie werden aber oft auch heftig kritisiert. Denn durch die hohen Einnahmen können sich die europäischen Topklubs häufig einen Vorteil in ihren heimischen Ligen verschaffen. Die führt dazu, dass sich laut Kritikern die Champions League immer mehr zu einem geschlossenen und elitären Wettbewerb entwickelt.
Reform der Champions League
Seit ihrem Bestehen wurde der Spielmodus der Champions League immer wieder geändert. Neben der Einführung diverser Gruppenphasen wurde dann in der Saison 2021/22 auch die sogenannte «Auswärtstor-Regel» abgeschafft.
Seither zählen bei einer Torgleichheit nach Hin- und Rückspiel in den K.O.-Runden nicht mehr auswärts erzielte Tore doppelt.
Die UEFA hat für das Jahr 2024/25 eine umfassende Reform des Kontinentalwettbewerbs angekündigt. Das Teilnehmerfeld soll von 32 auf 36 Mannschaften ausgeweitet werden. Erstmals in der Geschichte des Turniers wird die Gruppenphase dann in einem Ligensystem ausgespielt.
In diesem Modus bilden alle 36 Teilnehmer eine Liga, wobei jeder Verein 10 Spiele bestreitet. Die ersten 8 Mannschaften dieser Rangliste sind direkt für das Achtelfinale qualifiziert. Die Mannschaften der Plätze 9 bis 24 ermitteln in einem Sechzehntelfinale die restlichen Teilnehmer des Achtelfinals.
Kritik für Änderungs-Pläne
Kritiker bemängeln, dass insbesondere grosse Vereine von diesen Reformen profitieren. Denn für diese wird die Qualifikation erheblich erleichtert. Schliesslich sind zwei Startplätze für Vereine reserviert, die sich über ihre nationalen Ligen nicht für die Champions League qualifizieren. Sie würden lediglich an der Europa League oder der Europa Conference League teilnehmen.
Dabei kommen die zwei Vereine zum Zug auf die dieses Kriterium zutrifft. Und die den höchsten Klubkoeffizienten in der 5-Jahreswertung der UEFA-Rangliste besitzen.
Kein Aprilscherz – Der «Torfall von Madrid»
Ausgerechnet am 1. April 1998 sorgte das Spiel zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund für ein Kuriosum in der Geschichte der Champions League. Noch vor Anpfiff des Hinspiels im Halbfinale im Estadio Santiago Bernabéu erklommen einige spanische Fans den Schutzzaun hinter einem Tor.
Dieser knickte daraufhin zwei Minuten vor dem geplanten Spielbeginn ein und riss das an ihm befestigte Tor um. Wegen des zerstörten Tores konnte die Partie nicht angepfiffen werden. Erst als ein neues Tor installiert war, konnte das Spiel mit 76-minütiger Verspätung angepfiffen werden.