Darum geht Adi Hütter immer, wenn es am schönsten ist
Adi Hütter geht immer, wenn es am schönsten ist. Das war bei YB der Fall und jetzt auch in Frankfurt. Dabei macht er alles richtig. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz Platz vier und der Königsklasse vor Augen wechselt Adi Hütter zu Gladbach.
- Schon YB verliess der 51-jährige Österreicher auf dem damaligen Zenit.
Hat Adi Hütter (51) etwa eine Champions-League-Allergie? 2018 holt er mit YB den ersten Meistertitel nach 32 Jahren. Und was macht Hütter? Statt mit den Bernern Champions League zu spielen und einen Sieg über Juventus zu feiern, wechselt er zu Eintracht Frankfurt.
Hütter hatte aus dem chronischen Zweitplatzierten ein Meisterteam geformt, in drei Jahren einen Mega-Job gemacht. Mehr lag für ihn und YB in dieser Konstellation kaum noch drin – er verliess Bern als «Trainergott».
2021 steht Adi Hütter mit Eintracht Frankfurt sensationell auf Platz vier in der Bundesliga. Der Vorsprung auf Verfolger BVB beträgt sechs Runden vor Schluss sieben Punkte. Die Königsklasse winkt erneut!
Und was macht Hütter? Er geht schon wieder, wechselt zu Borussia Mönchengladbach, dem Tabellenachten.
Nicht nur in Frankfurt sorgt dieser Wechsel aus sportlicher Sicht für Stirnrunzeln. Rennt Hütter wirklich nur dem Geld hinterher, fragt man sich. Oder: Ist Gladbach wirklich die bessere Adresse als Eintracht Frankfurt?
Viele Fragen, eine Antwort: Sein Entscheid ist absolut richtig! Mit der Eintracht hat Adi Hütter das Ende der Fahnenstange erreicht.
Der aktuelle Platz vier ist das höchste der Gefühle. Denn: Um den Titel wird er mit den Hessen kaum je mitspielen können.
Genau wie Wolfsburg (Rang drei) profitiert der Club aktuell von der schwachen Saison der Konkurrenz aus Dortmund und Leverkusen. Oder eben Gladbach.
Kommt dazu: Eine Premiere in der Champions League bringt zwar schöne Erlebnisse und viel Geld. Doch die (vor allem mentale) Doppelbelastung ist nicht zu unterschätzen.
Mit dem schmalen Kader ist der Spagat zwischen Königsklasse und Liga-Alltag nur schwierig zu stemmen. Platz vier bestätigen? Quasi unmöglich.
Wer verlässt die Eintracht nach dieser Saison?
Bleiben wir gleich beim Kader. 23 Tore hat Knipser André Silva in 26 Spielen erzielt. Der Portugiese ist in der Form seines Lebens – das wird den ganz grossen Clubs nicht entgangen sein. Sein Abgang zu einem Top-Verein wohl Formsache.
Luka Jovic, der zweite Top-Stürmer, ist von Real Madrid nur ausgeliehen. Und auch Flankengott Filip Kostic ist mit 28 Jahren reif für einen richtig grossen Verein.
Es wäre nicht der erste Umbruch unter Hütter, den die «Adlerträger» moderieren müssen. Im Sommer 2019 verlässt der «Büffel-Sturm» um Sébastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic die Hessen.
Zusammen mit Sportvorstand Fredi Bobic gelingt es dem Österreicher aber, wieder ein schlagkräftiges Team zusammenzustellen.
Adi Hütter plötzlich alleine
Und hier folgt der wichtigste Grund, warum Hütters Entscheid richtig ist: Eben dieser Fredi Bobic verlässt die Eintracht im Sommer, wohl in Richtung Hertha Berlin.
Auch Sportdirektor Bruno Hübner gibt seinen Posten Ende Saison auf. Adi Hütter ist also alleine auf weiter Flur – ein neuer Sportchef ist noch nicht in Sicht. Auch YB-Sportchef und Hütter-Freund Christoph Spycher schlägt eine Eintracht-Offerte aus.
Wer stellt den Kader für die nächste Saison zusammen? Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem neuen Chef? All das weiss Hütter Stand jetzt nicht.
Gladbach wirkt stabiler
Blicken wir nach Gladbach. Dort ist mit Max Eberl seit über zwölf Jahren Sportdirektor, hat aus dem Chaos-Club wieder eine Grösse geformt. Trotz der schwachen zweiten Saisonhälfte sind die «Fohlen» als Verein wohl stärker und stabiler einzuschätzen als die Eintracht.
Wird das europäische Geschäft definitiv verpasst, hat Adi Hütter im ersten Jahr mehr Zeit, seinen Fussball einzubauen. Und die Gladbacher wieder reif für die Champions League zu machen.
Übrigens: Ganz allergisch auf die Königsklasse ist Hütter nicht. Mit Austria Salzburg (heute RB Salzburg) spielt er in den 90ern in der Champions League. Als Stammspieler im zentralen Mittelfeld.