Julian Nagelsmann kritisiert Umfrage zu Migration im DFB-Team
Bundestrainer Julian Nagelsmann äussert sich kurz vor dem Test gegen die Ukraine zum umstrittenen Umfrageergebnis zur kulturellen Vielfalt in der DFB-Elf.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Umfrage des WDR stösst bei der deutschen Nationalelf sauer auf.
- Nach dieser stünden zu wenige «echte», hellhäutige Deutsche auf dem Fussballplatz.
- Julian Nagelsmann kritisiert: «Ich war schockiert, dass solche Fragen gestellt werden.»
Störfeuer mitten in der EM-Vorbereitung bei Gastgeber Deutschland! Mit drastischen Worten hat Bundestrainer Julian Nagelsmann eine Umfrage kritisiert. Dies kurz vor dem Testspiel der DFB-Elf gegen die Ukraine vom Montag.
Der Umfrage zufolge fände es jeder fünfte Deutsche besser, wenn wieder mehr weisse Spieler in der Nationalmannschaft spielen würden. «Ich hoffe, nie wieder so was von so einer Scheissumfrage lesen zu müssen.» Das sagte der 36-jährige Chefcoach am Sonntag bei der Pressekonferenz des DFB.
«Ich war schon schockiert, dass solche Fragen gestellt werden. Und dass Menschen darauf antworten auch», sagte Nagelsmann zu der Umfrage der WDR-Sendung «Sport Inside». «Ich sehe es auch so, dass das rassistisch ist», sagte Nagelsmann.
Das sagt der TV-Sender zur Kritik
WDR-Sportchef Karl Valks hatte zur bereits am Samstag aufgekommenen Kritik erklärt: «Unser Reporter Philipp Awounou wurde bei Dreharbeiten zur Dokumentation «Einigkeit und Recht und Vielfalt» mit einer Aussage konfrontiert. Nach dieser stünden zu wenige «echte», hellhäutige Deutsche auf dem Fussballplatz. «Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen.»
Daher habe der TV-Sender die Umfrage in Auftrag gegeben. «Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind, wie sie sind. Aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland. Der Sport spielt in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle. Die Nationalmannschaft ist ein starkes Vorbild für Integration», sagte Valks.
Kritik von Kimmich, Julian Nagelsmann wird emotional
Kritisch zu bewerten sei besonders die Fragestellung, hatte am Samstag bereits Nationalspieler Joshua Kimmich angemahnt.
Dadurch rückten die 20 Prozent in den Vordergrund, die sich weniger Spieler mit Migrationshintergrund wünschten. Und nicht die 65 Prozent, die laut der Umfrage keine Probleme mit kultureller Vielfalt im DFB-Team haben.
Nagelsmann sprach emotional über das Thema. «Ich habe schon das Gefühl, dass wir mal ein bisschen aufwachen müssen. Es gibt einfach unfassbar viele Menschen, die flüchten müssen, die ein sicheres Land suchen», sagte der Bundestrainer. «Wir spielen eine EM für jeden im Land», machte er unmissverständlich klar.