Bielefeld-Aufstiegsfeier: Weisswein und Eiweiss-Shake mit Shot
Rechnerisch war der Aufstieg von Arminia Bielefeld am Montagabend noch nicht perfekt. Doch die 99,9 Prozent reichten Fans, Profis und sogar dem Trainer. Seit Dienstagabend sind die letzten Zweifel beseitigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Jonathan Clauss freute sich auf «ein bisschen Weisswein aus dem Elsass mit der Freundin», Andreas Voglsammer auf «einen Eiweiss-Shake mit Shot» und Fabian Klos ganz klassisch auf «ein, zwei Bier».
Die erste Geister-Aufstiegsfeier im deutschen Profi-Fussball fiel bei Arminia Bielefeld bescheiden aus. Auch in der Stadt. Die Polizei sah «nichts, wo wir einschreiten mussten».
Mit theoretischen Zweifeln hatte dies alles aber nichts zu tun. Die hatten bei Spielern und Funktionären des Vereins nach dem 4:0 (1:0) gegen Schlusslicht Dynamo Dresden keinen Platz. Neun Punkte und 18 Treffer Vorsprung hatten sie zu diesem Zeitpunkt auf Rang drei. «Wir haben das Gefühl, dass uns niemand mehr einholen wird», sagte Trainer Uwe Neuhaus: «Und auch, wenn es rechnerisch noch nicht perfekt ist: Wer jetzt noch daran zweifelt, den schmeiss ich raus.» Nach dem 1:1 (1:0) des Hamburger SV am Dienstag gegen Osnabrück war der Aufstieg dann auch ganz offiziell perfekt.
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert schickte Aufstiegsgrüsse ins Ostwestfälische: «Zum frühzeitigen Aufstieg herzliche Glückwünsche an Arminia Bielefeld - die Spieler des DSC, Trainer Uwe Neuhaus und seinen Stab sowie alle Verantwortlichen. Die Mannschaft hat einen grossen Teil dieser alles andere als gewöhnlichen Saison an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga verbracht und sich die Rückkehr in die Bundesliga redlich verdient», teilte Seifert am Abend mit.
Auch Bielefelds ehemaliger Torjäger Artur Wichniarek freute sich für seinen früheren Club. «Das ist eine wunderbare Nachricht. Ich freue mich besonders, denn der Verein liegt mir sehr am Herzen», twitterte der Pole. Glückwünsche schickte Vorjahres-Aufsteiger Union Berlin via Twitter. «Unsere herzlichsten Glückwünsche gehen an unseren langjährigen Trainer Uwe Neuhaus und sein Team Arminia.» Auch Bundesligist Fortuna Düsseldorf und Handball-Bundesligist TBV Lemgo Lippe gratulierten mit Tweets.
Die Mannschaft feierte schon am Montagabend die Rückkehr in die Fussball-Bundesliga nach elf Jahren. Und den achten Aufstieg, der die Ostwestfalen zusammen mit dem 1. FC Nürnberg zum Rekord-Aufsteiger macht. Doch ohne Fans, im (fast) leeren Stadion fühlte es sich auch ein bisschen seltsam an. Die La Ola vor der Haupttribüne wurde nur symbolisch erwidert, es gab keinen Platzsturm und keine Bierdusche. Stattdessen stand noch eine Stunde nach Schlusspfiff fast die ganze Mannschaft um einen Kasten Bier neben der Ersatzbank. Die Geschäftsführer Samir Arabi und Markus Rejek sowie Präsident Hans-Jürgen Laufer stiessen zwischenzeitlich dazu.
Von dem, was sich vor der Schüco-Arena abspielte, bekam da noch niemand etwas mit. Rund 200 Fans warteten vor dem Stadion - in das sie wie alle anderen im Moment nicht reindürfen - auf ihre Helden. Sie sangen und brannten Bengalos ab. Fuhr ein Spieler durch die Menge, musste er kurz anhalten und wurde bejubelt. Die meisten liessen die Scheibe runter und sangen mit. Marcel Hartel und Sven Schipplock hängten ihre Köpfe durch das Schiebedach und jubelten in die Menge.
Arminia-Ikone Ansgar Brinkmann kündigte als Sky-Experte an, wenn der Aufstieg auch rechnerisch perfekt ist, wolle er mit einer Flasche Whiskey vom Berg aufs Stadion schauen. «Dann schliessen wir uns kurz und du kommst zu uns in die Stadt», sagte Klos: «Dann stellen wir zwei, drei Stühle zwischen uns. Um den Mindestabstand zu wahren. Und um die Getränke abzustellen.»
Auch die Stadt will ihre Aufsteiger angemessen würdigen. Der Rathaus-Balkon wird geschlossen bleiben, doch Bürgermeister Pit Clausen kündigte schon an, er habe einige Ideen. Auch Neuhaus kündigte eine Feier «im angemessenen Rahmen» an. Er war 2002 als Assistent von Matthias Sammer schon deutscher Meister mit Borussia Dortmund geworden. Nun kommt er erstmals als Chefcoach in die erste Liga. Mit 60. Was passt, weil er sie als Profi auch erst mit 30 erreichte.
Der Coach aus Hattingen im Ruhrpott gilt als Vater des überraschenden Erfolgs. Wohl auch, weil er sich intern anders gibt als in der Öffentlichkeit. «Man spricht mir ja oft die Lockerheit ab», sagte er am Montag lachend. Und erzählte dann, wie er in der Corona-Pause die Stimmung hochzuhalten versuchte. «Wir haben Reime aufsagen lassen. Echte Kindereien», verriet er: «Es gab immer einen Loser der Woche, der musste dann Fischers Fritz oder so was aufsagen. Wir haben uns kaputtgelacht.»