Newcastle United: Fussball-Geldherrschaft auf einem neuen Niveau
Der saudische Staatsfonds PIF übernimmt Newcastle United. Die Premier League spielt brav mit – und macht sich damit zum Komplizen. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Donnerstag wird die Übernahme von Newcastle United durch ein Konsortium offiziell.
- Primärer Geldgeber ist der saudi-arabische Staats-Investmentfonds PIF.
- Damit gehört der Club de facto dem saudischen Königshaus. Ein Kommentar.
Was haben Paris Saint-Germain, Manchester City, die Fussball-WM in Katar und seit gestern Newcastle United gemeinsam? Richtig: Mit Unmengen an Erdöl-Milliarden polieren Geldgeber aus dem Nahen Osten ihr Image auf.
Dabei ist «Sportswashing» keineswegs ein Patent der Golfstaaten und Öl-Giganten. Die WM 2018 in Russland oder die kommenden Olympischen Winterspiele in China sind aktuelle Beispiele. Aber gerade für Länder wie Katar ist Image-Politur dank Sport längst Alltag.
ManCity-Besitzer ist im Vergleich ein armer Mann
Mit der Übernahme von Newcastle United hat die Geldherrschaft im modernen Fussball indes ein neues Niveau erreicht. Denn hinter dem Staats-Investmendfonds PIF steht das Herrscher-Haus des Königreichs Saudi-Arabien, geführt von Mohammed Bin Salman.
Spätestens seit dem Mord am Journalisten Jamal Khashoggi ist der saudische Kronprinz im Westen ein Begriff. Khashoggis Verlobte warnte im Sommer 2020 noch davor, Newcastle United an Bin Salman zu verkaufen. Bin Salman hatte den Mord an Khashoggi autorisiert.
Nun gehört ein Premier-League-Club dem Investment-Fonds seines Königreichs und damit de facto seiner Familie. Zahlen gefällig? ManCity-Besitzer Sheikh Mansour verfügt über ein Vermögen von rund 30 Milliarden Franken. Der PIF verwaltet geschätzte 400 Milliarden.
Newcastle United als PR-Daueroffensive
Laut Premier League erhalte selbstverständlich nicht das Königreich Saudi-Arabien, sondern nur der Investmend-Fonds die Eigentümer-Rechte. Dafür habe man «rechtlich bindende Zusicherungen» erhalten, schrieb die Liga am Donnerstag.
Details darüber, wie diese aussehen, bleibt man schuldig. Ob der staatliche Investment-Fonds eines autoritären Königreichs wirklich von der Monarchen-Familie zu trennen ist, darf bezweifelt werden.
Die Kontrolle über einen Club in der meistbeachteten Fussball-Liga der Welt ist ein PR-Coup für Saudi-Arabien. Die Türe steht weit offen für Show-Veranstaltungen, Tournees, Freundschaftsspiele und so weiter. Mit anderen Worten: Sportswashing in einer ganz neuen Liga.