Ukraine Krieg: Ukrainischer Natispieler: «Sitzen hier und weinen»
Während die ausländischen Profis das Land verlassen konnten, organisieren die ukrainischen Profis von Schachtar Hilfsgüter. An Fussball ist nicht zu denken.
Das Wichtigste in Kürze
- Schachtar-Profi Taras Stepanenko (32) hat sich mit seiner Familie in Sicherheit gebracht.
- Jetzt organisiert der 69-fache Natispieler der Ukraine Hilfsgüter für die Kriegsgebiete.
69 Mal trägt Taras Stepanenko das Dress der ukrainischen Nationalmannschaft. Doch aktuell kann der 32-Jährige nicht an Fussball denken. Der Profi von Schachtar Donezk leidet unter dem Krieg in der Ukraine – und versucht mit seinen Kollegen zu helfen.
Drei Tage nach Kriegsausbruch flüchtet er mit seiner Frau und den drei Kindern aus Kiew. «Unser Haus haben wir einfach zurückgelassen», erklärt er bei «Sportbild». Jetzt lebt er an einem sicheren Ort nahe der rumänischen Grenze. «Damit geht es uns besser als vielen Landsleuten.»
Zusammen mit seinen Teamkollegen organisiert er Hilfsgüter und medizinisches Material. Auch andere ukrainische Sportler helfen, so kaufen beispielsweise Radprofis in Italien Medizingüter und lassen diese in die Heimat bringen.
«Zum ersten Mal in meinem Leben kann ich nicht an Fussball denken», erklärt Stepanenko. «Auch wenn ich trainieren möchte: Ich hätte nicht mal ein Sportshirt oder Laufschuhe dabei.» Seine ausländischen Teamkollegen und der italienische Trainer Roberto de Zerbi konnten in der Zwischenzeit ins Ausland gebracht werden. Und sind in Sicherheit.
Unter den ukrainischen Profis bei Schachtar habe man sogar daran gedacht, in den Militärdienst einzutreten. Doch bisher hat sich keine gemeldet, erklärt Stepanenko der «Sportbild». «Ich selbst habe in meinem Leben noch nie eine Waffe in der Hand gehalten. Was wir können, ist finanziell zu helfen und HIlfsgüter zu organisieren.»
Von den 400 Club-Mitarbeitern weiss man laut Medienchef Yuri Sviridov von 90 Prozent, wie es ihnen gehe. Zehn Prozent werden also vermisst, ein Jugendtrainer wurde bereits Opfer des Krieges.
«Wenn wir diese Szene aus Charkiw sehen, sitzen wir hier und weinen», erzählt Stepanenko. «Diese Bilder sind schwer zu ertragen, der Krieg muss unbedingt gestoppt werden.» Für ihn und seine Kollegen sei es jetzt nicht an der Zeit, Fussball zu spielen. «Ich träume davon, dass es aufhört und wir alle wieder ein normales Leben führen dürfen.»