WM 2022: Joshua Kimmich spricht nach DFB-Debakel Klartext

Qatar, 02.12.2022 - 08:03

Joshua Kimmich (27) gilt als Anführer der Generation 95/96. Nach Deutschlands erneutem Ausscheiden an der WM 2022 reagiert der Bayern-Profi sehr emotional.

Das Wichtigste in Kürze

Deutschland scheidet an der WM nach der Vorrunde aus.
Team-Leader Joshua Kimmich spricht vom «schwierigsten Tag» seiner Karriere.
Nach 2018 scheitert die DFB-Elf zum zweiten Mal in der Gruppenphase.

Joshua Kimmich kämpfte nach dem Out an der WM 2022 mit den Tränen. Eine schwarze Plastiktüte mit seinen Schuhen darin baumelte in seiner Hand hin und her.

«Schwierigster Tag meiner Karriere»

Keinem anderen Spieler waren Schmerz und Betroffenheit über das WM-Aus der Deutschen Nationalmannschaft so sehr anzumerken wie dem Bayern-Profi. Der Anführer der Generation 1995/96 sah sich in der Verantwortung.

Joshua Kimmich WM 2022 — Joshua Kimmich (l.) im Spiel gegen Costa Rica. - keystone

«Wir fahren wieder nach Hause. Dementsprechend habe ich ein bisschen Angst davor, echt in ein Loch zu fallen.» Das sagte Kimmich nach dem Costa-Rica-Spiel am frühen Freitagmorgen in der Interviewzone des Al-Bait Stadions in Al-Chaur.

«Für mich ist es echt, würde ich sagen, der schwierigste Tag meiner Karriere», fügte Kimmich an. Trotz des Sieges schied die Nationalmannschaft als Dritter der Gruppe hinter Japan und Spanien aus.

Kimmich fürchtet Makel an seiner Laufbahn

Ein Ende seiner DFB-Karriere schloss Kimmich nach dem bitteren dritten Turnier-Aus nacheinander aus. «Nein», lautete die kurze Antwort auf die Frage nach einem möglichen Rücktritt.

Ein Makel bleibt nun aber an seiner Laufbahn haften, befürchtet Kimmich. «Das ist schon für mich persönlich nicht so einfach zu verkraften. Weil ich persönlich mit dem Misserfolg in Verbindung gebracht werde», sagte er.

Trotz 4:2-Sieg gegen Costa Rica scheidet Deutschland an der WM 2022 in der Gruppenphase aus. - keystone

Nach 2018 ist es bereits das zweite frühe Out der DFB-Elf. - dpa

Den Spielern ist die Enttäuschung nach Spielschluss ins Gesicht geschrieben. - dpa

Trainer Hansi Flick ist nach Abpfiff bedient. - dpa

Captain Manuel Neuer im letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica. - dpa

DFB-Direktor Oliver Bierhoff (l.) ist seit Montagabend nicht mehr in seinem Amt. - keystone

2016 war Kimmich beim EM-Halbfinal-Aus in Frankreich noch Turnier-Azubi. Nach dem verheissungsvollen Confed Cup mit einer Nachwuchself 2017 folgte das erste Gruppen-Aus bei einer WM 2018. Dann das EM-Aus im Achtelfinal 2021 und nun schon wieder ein massiver sportlicher Tiefschlag.

«Ich bin 2016 dazugekommen, davor war Deutschland immer im Halbfinal. Dann kommt man dazu und scheidet zweimal in der Vorrunde aus, im letzten Jahr im Achtelfinal. Das ist nichts, wofür man stehen möchte», sagte Kimmich.

Kimmich wird WM 2022 nicht weiter verfolgen

Konkrete Defizite machte er offensiv wie defensiv aus – und sprach sie schonungslos an. «Wenn ich sehe, was wir heute an Torchancen liegen lassen, dann ist das nicht nur Pech, sondern auch viel Unvermögen. Dazu bekommen wir sehr einfache Gegentore, ein Gegner muss nicht sehr viel investieren.»

Nach dem WM-Aus sei durch das erneute Scheitern «die Wunde wieder aufgekratzt» worden. Die WM 2022 werde er nun aus München als Fernsehzuschauer nicht weiter verfolgen.

«Man denkt, man könnte auch da spielen», berichtete er vom Schmerz, im TV WM-Fussball zu schauen. Bestenfalls Frankreich-Spiele werde er gucken, um den Bayern-Kollegen in der Équipe tricolore die Daumen zu drücken.