Coutinho darf mit Robbens «10» wirbeln: «Verantwortung»
Das erste Training kann Philippe Coutinho kaum erwarten, das erste Spiel auf Schalke ebenso. Der FC Bayern rollt dem Brasilianer den Roten Teppich aus. Er soll zum «Zentrum» des Münchner Spiels werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Arjen-Robben-Trikot mit der «10» gab Philippe Coutinho gleich mal eine kleine Kostprobe seiner Fähigkeiten am Ball.
Der neue Fussball-Topstar des FC Bayern München winkte in der Allianz Arena zunächst einzelnen Besuchergruppen auf der Tribüne zu, die lauthals und begeistert seinen Namen riefen. Danach tänzelte und jonglierte der «kleine Zauberer» bei seiner Präsentation ein wenig mit dem Fussball für die zahlreichen TV-Kameras und Fotografen.
«Ich bin ein ehrgeiziger Typ. Ich will wichtige Trophäen gewinnen», hatte der 27 Jahre alte Brasilianer zuvor im Beisein einer grösseren Entourage um seine Frau im sehr gut besuchten Pressesaal verkündet. Den Münchner Fans gab er ein Versprechen: «Von jetzt an, wenn ich das Bayern-Trikot trage, werde ich mein Bestes geben.»
Die spezielle Nummer auf dem roten Bayern-Dress symbolisierte die immens hohen Erwartungen, mit denen der nur 1,72 Meter grosse Ballvirtuose in das zunächst für ein Jahr mit dem FC Barcelona vereinbarte Leihgeschäft startet. «Das ist natürlich eine grosse Verantwortung, das Trikot von Arjen Robben anzuziehen, der eine grosse Referenz im Fussball war», sagte Coutinho. Natürlich sei für ihn in München «auch der Gewinn der Champions League ein Ziel».
Erst drei Monate ist es her, dass die Fans beim 5:1 gegen Eintracht Frankfurt in der Allianz Arena das letzte Tor von Robben für den FC Bayern bejubelten. Das Erbe des grossen Holländers, der die Bayern 2013 im Wembley-Finale gegen Dortmund zum Champions-League- Triumph schoss, tritt nun Coutinho als neuer «Zehner» an.
Die «10» von Robben und die «7» von Franck Ribéry wollte der deutsche Rekordmeister in dieser Saison eigentlich nicht vergeben, erzählte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Aber Coutinho und auch den Fans habe man «ganz zielbewusst» zeigen wollen: «Der Club setzt voll auf Philippe Coutinho!» Sportdirektor Hasan Salihamidzic sprach sogar extra am Montag mit Robben wegen der Nummern-Vergabe. «Arjen hat damit überhaupt kein Problem», versicherte Rummenigge angesichts des «mehr als würdigen Nachfolgers für das Trikot mit der 10».
Coutinho rollen die Bayern-Bosse den roten Teppich aus, wie kaum einem Spieler zuvor. Er soll nicht weniger als der Fixpunkt des Offensivspiels werden, nicht links, nicht rechts, sondern zentral. «Meine Lieblingsposition, um mein Bestes geben zu können, ist die Zehner-Position», sagte der Spieler selbst. Also die Position, auf der auch Thomas Müller am liebsten und effektivsten agiert.
Niko Kovac wird das System wohl wieder von 4-3-3 auf 4-2-3-1 umstellen müssen. Das Transfer-Projekt Coutino erfolgte in enger Absprache mit dem Coach, wie Rummenigge und Salihamidzic betonten. «Philippe kann der zentrale Punkt in unserem Spiel sein. Er wird unsere Mannschaft verstärken, aber unserem Spiel auch die spektakuläre Note geben», erklärte Sportdirektor Salihamidzic.
Am Dienstag wird Coutinho erstmals mit seinen neuem Team trainieren. «Ich kann es gar nicht erwarten. Ich möchte so schnell wie möglich spielbereit sein.» Schon am Samstag könnte er auf Schalke sein Bundesligadebüt geben. «Ich schliesse nicht aus, dass das eine langjährige Partnerschaft werden kann», sagte Rummenigge.
Nach der einjährigen Leihe, deren Gebühr von 8,5 Millionen Euro laut Rummenigge ein «Freundschaftspreis» des FC Barcelona ist, gibt es eine «nicht preiswerte» Kaufoption von 120 Millionen Euro - Rekord für die Bundesliga. Wenn Coutinho zaubert, werden die Bayern zahlen.
Beim Brasilianer stellt sich neben der fussballerischen Qualität aber auch die Charakterfrage. Schliesslich streikte sich Coutinho einst vom FC Liverpool weg, als er unbedingt nach Barcelona wollte, wo er an der Seite von Weltstar Lionel Messi nicht die herausragende Rolle spielen konnte, die ihm vorschwebte. Dass es bei Barca nicht so gelaufen sei, ist für Coutinho «Geschichte». Vor dem Ja-Wort zum FC Bayern erkundigte er sich beim neuen Teamkollegen Thiago, aber auch bei den Ex-Bayern Rafinha und Lucio über den Verein. «Ich bin wirklich sehr beeindruckt», sagte er.
Coutinho war aus Vereinssicht das noch fehlende Puzzlestück. «Wir sind überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft eine erfolgreiche Saison spielen werden. Wir alle beim FC Bayern sind total zufrieden mit dem Transfermarkt», sagte Rummenigge. Stolz zählte er dabei die grossen Vier auf, die kamen: «Zwei Weltmeister aus Frankreich» (Lucas Hernández und Benjamin Pavard), «ein Vize-Weltmeister» (Ivan Perisic) «und ein frischgebackener Copa-America-Sieger»: Philippe Coutinho.